Tonaufnahmen aus Deutschland!
Surrey UK, Marz .2, 2007
Wir freuen uns, Ihnen Steve Taylor vorzustellen, unser Toningenieur für Rail Simulator. Er wird uns etwas über seinen kürzlichen Recherchebesuch in Deutschland berichten, um dort die Deutsche Bahn BR101 aufzunehmen; alles für den Zweck, um der simulierten Lokomotive einen wirklich realistischen Sound zu geben.
"Der Fortschritt mit dem Ton für die DB101 war langsam - deshalb reiste ich Anfang Januar 2007 nach Deutschland, um den elektrischen DB Klasse 101 Zug aufzunehmen. Die Aufzeichnung fand im Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn in Dessau statt, im Bundesland Sachsen-Anhalt, 110 km südwestlich von Berlin. Diese Gegend war Teil von Ostdeutschland bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Oktober 1990, und Dessaus Architektur ist überwiegend Plattenbau, was so typisch für die vormals kommunistischen Staaten ist.
Die Deutsche Bahn (DB) in ihrer heutigen Form wurde am 1. Januar 1994 gegründet als Kombination der früheren staatlichen Eisenbahngesellschaften der DDR und BRD. Das Ausbesserungswerk Dessau ist seitdem Deutschlands Hauptzentrum für die Wartung und Reparatur elektrischer Züge.
Als ich bei der Anlage ankam, wurde ich von meinem Gastgeber für den Tag, Michael Schanz, begrüßt. Michael ist ein Angestellter bei DB Netz in Frankfurt am Main, das ist der Unternehmensbereich, der für Infrastruktur und Dienstleistung des Eisenbahnnetzes verantwortlich ist; im wesentlichen also das deutsche Äquivalent zum britischen Unternehmen Network Rail. Wie die meisten Briten bin ich nur einsprachig; daher leistete Michael während des Tages wertvollen Beistand mit seinen ausgezeichneten Englischkenntnissen und Übersetzerdiensten!
Eine große Vielfalt an deutschen und auch schweizer Zügen waren während meines Besuches dort zu sehen. Wir brauchten 5 Minuten, um von einem Ende des Gebäudes zum anderen zu laufen, an einer viel benutzten Schiebebühne entlang, auf der Züge zu verschiedenen spezialisierten Reparaturbuchten und Arbeitsgruben gebracht wurden.
Endlich sahen wir am entfernten Ende der Halle eine DB101 078, der Zug, den die DB uns freundlicherweise für Tonaufnahmen zur Verfügung gestellt hatte, während er einer Routinewartung in Dessau unterzogen wurde. Die 101 ist eine Klasse von dreiphasigen elektrischen Lokomotiven, die von Adtranz gebaut wurden; DB 101 078 ist eine von 145 Lokomotiven, die zwischen 1996 und 1999 gebaut wurden, um die dreißig Jahre alte und in die Jahre gekommene Klasse 103 zu ersetzen. Nicht nur ist die Klasse 101 das Flagschiff auf deutschen Schienen, sondern ihre nahe Verwandte, die ALP-46 wird auch regelmäßig in den USA auf Verbindungen zur Penn Station in New York auf der New Jersey transit railway eingesetzt. In RailSim wird die 101 die wichtigste Lokomotive sein, die auf unserer Strecke Hagen-Siegen in Pendlerszenarien eingesetzt wird.
Wir trafen den verantwortlichen Ingenieur und kletterten in die Fahrerkabine, schlossen die Türen und warteten auf die Ankunft der Schiebebühne, um uns einen ruhigeren Ort außerhalb der Hauptgebäude zu suchen.
Es gibt mehrere Arten von Umweltgeräuschen, die im Geiste eines Toningenieurs immer an vorderster Stelle stehen, wenn man mit einem solchen Projekt anfängt. Die Aufnahme innerhalb der Werkstatt ist offensichtlich aufgrund der lauten maschinellen Anlagen und des allgemeinen Lärms sehr schwierig. Eine subtilere Überlegung ist es, den möglichst "reinsten" Ton aufzunehmen; wir können nicht die Geräusche in einem großen widerhallenden Raum mit aufzeichnen. In Rail Simulator benutzen wir EAX Halltechnologie, um die verschiedenen akustischen Orte, die man auf einer modernen Eisenbahnroute antrifft, zu simulieren, so wie zum Beispiel den widerhallenden Innenraum von großen Hauptbahnhöfen, Tunneln und Schuppen.
Erst einmal mit der Wendeanlage verbunden, fuhren wir nach draußen in einen stilleren Teil des Hofes, entlegen von anderem Verkehr. Zum Glück war das Wetter nicht typisch für Januar, ein strahlender Himmel und kaum etwas Wind sind perfekte Bedingungen für das Aufnehmen. Der 101 ist der einzige elektrische Zug in RailSim und stellt eine einzigartige Herausforderung beim Aufnehmen dar im Vergleich zu unseren anderen Loks. Der Zug wird von 15 kV 16,7 Hz Oberleitungen angetrieben, welche ein starkes Magnetfeld erzeugen, das Chaos mit einer sensiblen Tonausrüstung anrichten kann. Nachdem ich ein paar erste Testaufnahmen gemacht hatte, fand ich mehrere passende Mikrofonpostionen in Verbindung mit den Oberleitungen, die die Chance von magnetischen Störungen in Grenzen hielten. Bei visueller Inspektion gaben die meisten Aufzeichnungen einen stetigen 16.7 Hz Ton wider, aber da diese Frequenz deutlich unter dem unteren Ende des menschlichen Hörvermögens liegt, war es ein einfacher und uneinschneidender Vorgang, dies im Studio zu entfernen.
Die erste Aufgabe war es, den ansteigenden und absteigenden Ton des Stromabnehmers aufzunehmen. Aufgrund der feuchten Wetterbedingungen machte der Stromabnehmer einige sehr zufriedenstellende Geräusche, als er mit der Oberleitung zusammentraf. Der Zug lief nun im Leerlauf, und ich nahm das sanfte Klopfen der Triebfahrwerke auf.
Wenn man die 101 in RailSim fährt, kann man zwei Geräusche hören, die vom Fahrwerk kommen. Das erste Geräusch ist das stetige Greinen der Triebfahrwerke, was im Timbre einer langgezogenen Geigennote sehr ähnlich ist. Das zweite Geräusch kommt vor allem vom Kompressor und dem Triebfahrzeug in der Lokomotive. Dieser zweite Ton ist für regelmäßige Pendler in elektrisch betriebenen Zügen leicht wiedererkennbar, ein Ton, der am Anfang sanft in der Tonhöhe ansteigt, wenn der Zug an Geschwindigkeit gewinnt, der aber oft in wahrnehmbaren Stufen springt, wenn der Zug eine höhere Geschwindigkeit erreicht.
Mehrere Techniken wurden angewandt, um Aufnahmen vom Geräusch der Lokomotive in Bewegung zu erhalten. Zum Glück fängt der Klang der Lok bereits bei sehr geringer Geschwindigkeit an, bevor der Kompressor und das Triebfahrzeug wirklich gehört werden können; deshalb war das Aufnehmen des stetigen Greinens eine relativ einfache Aufgabe; einfach durch Gehen am Zug entlang, während er sich in langsamer Bewegung befand, erhielt ich mehrere längere und benutzbare Ausschnitte. Der Klang des Triebfahrzeuges in Bewegung war komplizierter aufzunehmen, da es nicht wirklich anläuft, bevor der Zug etwa 16 kmh erreicht hat, was zufälligerweise die Durchschnittsgeschwindigkeit eines typischen Toningenieurs beim Joggen ist! Ich bekam einige nützliche Aufnahmen vom Rennen neben dem sich bewegenden Zug, aber es gibt eine Menge Störungen, wenn ein Kondensatormikrofon auf und ab hopst. Am Ende erreichte ich viel bessere Aufnahmen vom Triebfahrzeug, indem ich das Mikrofon außen am Zugfenster befestigte, der Windschutz auf dem Mikrofon funktionierte bewundernswert gut bis zu Geschwindigkeiten von etwa 32 kmh.
Die letzte Aufgabe außerhalb des Zuges war es, den Hupenklang der 101 einzufangen, sicherlich bei weitem das lauteste Geräusch, das der Zug macht. Die Hupe der 101 hat einen sehr metallischen Klang im Vergleich zu einigen der anderen Züge in RailSim. Wenn man Geräusche mit einem hohen SPL (Sound Pressure Level) aufnimmt, gibt es immer einen Wendepunkt bei der Qualität, abhängig davon, wie nahe man an der Geräuschquelle ist. Deshalb machte ich mehrere Aufnahmen von der Hupe aus unterschiedlichen Entfernungen; kommt man zu nahe, dann kann das Mikrofon verzerren; ist man zu weit weg, dann kann der Nachhall der Hupe in der Umgebung die Aufnahme überlagern.
Wieder innerhalb des Zuges stellte der Ingenieur den Hauptantrieb ab, so dass wir den Klang des Kompressors einzeln einfangen konnten - ein weiteres sehr wichtiges Element davon, wie die 101 sich anhört. Die letzte Aufgabe des Tages war es, den Klang eines jeden einzelnen Schalters und Hebels innerhalb des Fahrerhauses aufzunehmen, vom Fahrpult bis hin zu den Lichtschaltern für die Scheinwerfer. Wir geben uns große Mühe, eine akkurate Simulation der Armaturen in RailSim zu liefern, und realistische Tonaufnahmen spielen dabei eine wichtige Rolle.
Viel Zeit und Mühe wurden bei diesem Aufnahmetermin aufgebracht. Ich möchte mich noch einmal bei Michael Schanz für seine Geduld und sein entgegenkommendes Wesen bedanken im Hinblick auf meine exzentrischen Anforderungen bei den Aufnahmen! Ich möchte außerdem Geraldine Schaefer und Anette Szymkowiak vom Marketing der Deutschen Bahn dafür danken, dass sie uns in Kontakt mit Dr Jochen Brandau von DB Netz brachten, der für uns einen passenden Termin in der Wartungsplanung fand. Zum Schluss möchte ich dem technischen Manager in Dessau, Hans Zimmermann und allen Technikern dafür danken, dass sie uns Zugang zur 101 während der Wartungszeit im Ausbesserungswerk gewährten."
http://www.railsimulator.com/de/sound%20bites.htm