Hallo.
Ich will in diesem Beitrag
nicht über die ÖBB schimpfen, aber ich will einige Missstände aufgrund von Eigenerfahrungen aufzeigen.
-) mir ist gerade zu Ohren gekommen, dass die ÖBB wiedermal sämtliche
Nebenstrecken einstellen wollen (angeblich wegen "zu hoher Kosten" oder "mangelnder Frequenz")
Auch 1988 war so eine Einstellungswelle, wobei es hier besonders das Weinviertel traf. Der auf den kurzen, verbliebenen Strecken eingeführte Taktverkehr zeigt aber, dass es nicht nur an den Fahrgästen, sondern viel mehr am Angebot gelegen hat.
Ebenfalls im Weinviertel wurde (wieder) ein stündlicher Anschlusszug nach "Sulz Museumsdorf" (alt: Sulz-Nexing) geschaffen. Das diesen Zug kaum jemand benutzt, liegt an der Abgelegenheit des Bahnhofes. Das Museumsdorf und auch der Ort Sulz ist nur durch einen längeren Weg erreichbar. In der heutigen "bequemen" Welt ist das natürlich nicht das Wahre ....
-) andererseits werden Millionenin den Ausbau der vorhandenen Strecken gesteckt (Westbahn, Donauländebahn, Lainzer Tunnel). Diese Baumaßnahmen sind einerseits wichtig für den internationalen Verkehr, allerdings sind sie andererseits eher (mit vorgehaltener Hand:) "unnütz" - z.B. Donauländebahn - die Umfahrung des Bahnhofes Inzersdorf Ort ist fast fertig - dabei wurde der Bahnhof doch gut mit dem Verkehr fertig. Im Zuge des Lainer Tunnels sollte die Strecke den Güterverkehr Richtung Ebenfurth besser abfangen. Für Fotografen, die den noch mit Erdbahnsteigen ausgestatteten Bahnhof interessant finden (so wie ich) bleiben nur noch einigen Regionalzüge mit Triebwagen Type 4020, die bei Bedarf noch stehen bleiben.
-) weil wir schon beim 4020er sind, die WCs in diesen Triebwagen sind in sehr beklagenswertem Zustand. Bei manchen geht nicht einmal mehr die Tür zu, was zu Geruchsbelästigung im Fahrgastraum führt. Die Sitze beim WC werden bei manchen Triebwagen richtig gemieden. Der 4023/4024 hat ja keine WCs, oder?
-) Auch die Bahnhofstoiletten sind "versandelt" oder unbenützbar (u.a. durch zusperren).
-) im Süden Wiens befindet sich die Schnellbahnhaltestelle Wien Atzgersdorf (alt: Atzgersdorf-Mauer). Durch die dreigleisige (3.Gleis als Reserve) Haltestelle fahren auch alle Südbahn Personen-, Schnell- und Güterzüge (mit der zul. Vmax) - allerdings "ziehen sie einem die Schuhe aus"
-) Zugbegleiter: Ich fuhr unlängst mit dem Eilzug Wien Südbahnhof (Ost, 1-9) - Fertöszentmiklos, weil ich nach Pamhagen wollte.
Der Zug bestand aus 1116 + 3 Cityshuttlewagen + StW.
Der Schaffner war ungarisch, er kündigte auch die nächsten Halte an (was man aber kaum verstand (Fahrtlärm, leise Stimme und Akzent).
Bei der Rückfahrt aus Pamhagen war es genauso. In Pamhagen ist die Kassa geschlossen, sodass man im Zug eine Fahrkarte lösen musste. Kurz vor dem nächsten Bahnhof kam der Schaffner. Beim eintippen in den "Taschen-Fahrkartenautomat" fragte dieser doch wirklich, wie man "Pamhagen" doch noch schreibt!
Hat die ÖBB keine Zugbegleiter mehr?
-) Auch der Umbau des Bahnhofes Wien-Nord Praterstern muss kritisiert werden. Der Bahnhof war zwar vor dem Umbau ein "Schandfleck", doch hatte er betrieblich Vorteile.
Er besaß schmälere (und vor allem mehr) Bahnsteige und Abstellgleise (sodass Züge auch aus Wien Nord abfahren konnten).
Der jetzt in Aufbau befindliche Bahnhof wird mit supabreiten Bahnsteigen gebaut, sodass nur noch vier Gleise Platz haben.
-) mein Großvater sagte mir immer, das früher das Aufsuchen der Toilette in einem Zug während eines Stationsaufenthaltes nicht genehmigt war. Heute kümmert sich kein Schwein mehr um so etwas, man geht, wenn man muss.
-) Lärmschutz: ich verstehe ja noch, dass die "armen" Anwohner einer stärker befahrenen Strecke vor dem "Lärm" der "lauten" Eisenbahn "geschützt" werden müssen.
ABER: Das mit Mass!
Wer eine Doppeltraktion 2050er erlebt hat oder wie sich zwei 52er mit einem schweren Güterzug einen Hügel hinaufkämpften, dieses sogar meist mit "durchrutschen" passierte, der fragt sich, was das soll.
Damals gab es keinerlei Lärmschutz, und sowas ist doch wirklich um einiges lauter als eine 1016. Damals lebten auch Leute neben der Bahn.
Natürlich macht ein mit mehr als 160 Sachen fahrender Schnell- oder Güterzug (vor allem bei einem Schienenstoss) Krach.
Wie gesagt, ist der Lärmschutz für mich verständlich solage das mit Maß passiert. Wer aber zBsp die Westbahn (Neu) anschaut, der sieht auch bei nicht bebauten Flächen Lärmschutzwände.
Damit die Biene im Wald nicht durch einen fahrenden Zug gestört wird?
Früher fuhr man mit dem Zug, um die Landschaft kennen zu lernen. Man konnte aus dem Fenster schauen und Wiese, Wald, Feld, Mensch und Tier sehen. Weiters wusste man, wenn man durch eine Hst durchfuhr, dass man bald im nächsten Bahnhof ankam oder wie lange es noch ungefähr dauern würde.
HEUTE sieht man (wie auf einer Autobahn) nur Lärmschutzwände und moderne Betontunnel, die kalt und glatt sind. Man fährt heute nur von A nach B. Auch die schnelle Fahrt lässt kaum Blicke auf die Landschaft zu.
Durch die großzügigen Lärmschutzwände und die zahlreichen Begradigungen und das fehlen der kleinen Haltestellen und Zwischenhalte verliert die Bahn ihren Reiz...
So eine Bahnstrecke hat natürlich in techn. Hinsicht auch ihre Reize...
Überhaupt finde ich, dass der "Bahnlärm" nicht nur seitlich, sondern auch nach oben "entweicht".
Ich kann mir auch deshalb nicht einen (irgendwann doch ausgeführten) Semmering-Basistunnel vorstellen, da man während der Fahrt über etliche Kilometer nur "tunnelschwarz" sehen würde - das ist vielleicht das moderne Bahnreisen?
Arme, arme Bewohner neben einer Bahnstrecke, kann man da nur sagen...
-) auch das Einstellen der Hst. Strandbäder auf der Wiener Schnellbahnstammstrecke zwische Handelskai und Floridsdorf vor einigen Jahren ist für mich unverständlich. Die ÖBB brachten sich damit um jede Möglichkeit, aktiv am Zubringerverkehr zum alljährlichen Donauinselfest teilzunehmen. Begründet wurde ja die Einstellung mit der paralell fahrenden U6. Seither müssen die Fahrgäste (ob von ausserhalb oder aus der Stadt) in den erwähnten Stationen umsteigen.
Die Haltestelle verwildert zusehens, theoretisch wäre aber noch (mit ein paar Arbeiten) der Verkehr auf dieser Station (zumindest zum Donauinselfest) möglich.
-) BahnBus: Nebenbahnen sollen ja durch Autobusse ersetzt werden. Dieser bringt jedoch mehr Nach- als Vorteile:
Vorteile:
billigerer Betrieb
keine Streckenerhaltungskosten
Fahrzeugerhaltung billiger
auf dem gut ausgebauten Strassennetz ist eine (im Vgl. zur Nebenbahn) höhere Reisegeschwindigkeit möglich
Nachteile:
ein Stück Geschichte (und Kultur) wird ausgelöscht, existiert doch eine Nebenbahn schon ziemlich lange ...
die evtl. Abtragung des Oberbaues kostet um einiges mehr als der Betrieb
der Bus hat einen geringeren Fassungsraum
der Bus kann bei Bedarf nicht verstärkt werden (Bahn: z.B. Waggon anhängen)
der Bus fährt nicht immer diesselbe Route wie die ursprüngliche Bahnstrecke. Hierzu ein Beispiel:
1988 wurde der Personenverkehr Korneuburg - Ernstbrunn - ML eingestellt.
Heute gibt es ZWEI Ersatzlinien, die allerdings mit der Bahnstrecke wenig gemeinsam haben:
-) Autobus Korneuburg - Ernstbrunn - ?, bedient nicht die Orte Würnitz, Hetzmannsdorf, Stetten und Karnabrunn
-) Autobus Mistelbach - Asparn/Zaya - ?, fährt nur bis Asparn entlang der ehem. Bahn
der Autobus verursacht Verlust des Reisepuplikums wegen der oben angeführten Gründe
(ML = Mistelbach Lokalbahn)
Anscheinend wollen die ÖBB nur im Fernverkehr punkten und der Regionalverkehr fällt dabei "unter den Tisch".
Wie bereits erwähnt, soll dieser Beitrag nur zu denken geben und keineswegs irgendeine Art der Provokation oder sonstiges sein.
Ihr könnt gerne Eure Meinung bezüglich der oben angeführten Punkte posten
Grüsse aus Wien