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Die "Echte Bahn" => Bilder und Fotoberichte => Thema gestartet von: Roni am 09. November 2017, 16:06:55

Titel: Antiker Südosten '17 - 15: Von Neu bis Alt um Athen (50 B.)
Beitrag von: Roni am 09. November 2017, 16:06:55
Hallo!


Mit diesem Bericht wird ein neuer "Ast" der "Osten" und "Urlaubs"-Serien der letzten zwei Jahre eröffnet, später wird alles zusammengeführt werden - mal sehen, wo man sich trifft...


Zum vorherigen Teil der Serie:
Trolleybusse im Osten '03-'16 - 14: Kolomyja - Czernowitz (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3800.0


Das Video zu dem Teil (bitte auf 1080p Qualität / Vollbild stellen):
https://youtu.be/ycE1bWePImU




Am Freitagabend, 20. 10. 2017, zwängte ich mich in die volle AUA-Abendmaschine nach Athen, das Boarding ging so langsam wie ich es noch selten erlebt habe. Zudem ist am Flughafen Schwechat zur selben Zeit Rushhour von Pendlern Richtung Deutschland.
Die Ankunft in Athen verlief auch nicht ganz glatt, mit Warten auf den Einweiseheini und anschließend Warten auf den Rucksack - denn man wollte sich offensichtlich keinen Platz am Gate leisten. Die Passagiere der Swiss am gleichen Gepäckband bekamen ihres sofort. Ein freundlicher Fahrer brachte mich anschließend mit 160 Sachen über leere Autobahnen zu meinem Hotel in der Athener Innenstadt, wo ich letztlich gegen 2 Uhr nachts (OEZ) ins Bett fallen konnte.



21. 10. 2017

Doch nicht lange, denn am nächsten Morgen hatte ich schon was vor. Nahe meines Hotels ging ich an der "Bread Factory" vorbei (am Bild ist nur ein Viertel des Geschäfts zu sehen, so überbordend war das Angebot) nach sieben zu einer Bushaltestelle an der Achilles-Straße und erwartete meinen Bus Gamma16 Richtung Asprópyrgos. Das Service des Betreibers OASA ist hierbei nicht schlecht, man kann zum Beispiel eine App (Telematics) herunterladen, wo die Positionen der Busse in Echtzeit dargestellt werden. Ebenso wird eine Karte mit der Position und Haltestellen auf einem Monitor im Bus gezeigt. Und pünktlich war man auch. Natürlich gibt es gelegentliche Streiks, aber zu diesen kann man sich vorab im Internet informieren, bei welchem Betreiber und wann genau.
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Ich stieg an der Haltestelle mit dem klingenden Namen "2. Halt" in Skaramagkás, einem Ortsteil von Chaidari, aus. Es ist die Heimat der "Hellenic Shipyards", vor dem 2. Weltkrieg Stützpunkt der griechischen Marine. In der größten Werft des östlichen Mittelmeers werden nicht nur Schiffe und U-Boote gefertigt, sondern unter anderem auch OSE Siemens Desiro-Triebwagen und Fahrzeuge für die U-Bahn Athens.
Vorbei an der Pandora-Gasse, einigen Straßenhundis und dem "Idiotiko"-Privatgymnasium hatte ich nur eine kurze Wanderung durch den Vorort, bis ich in der Natur den Hügel besteigen konnte und bald nach acht mein angepeiltes Platzerl mit Blick auf die Bucht von Elefsina (Eleusis) im Saronischen Golf erreicht hatte: https://goo.gl/maps/9nwMCmEyPxH2

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Es war noch wunderbar sommerlich, roch nach mediterraner Vegetation - einfach entspannend im Spätherbst. Das vorab gescoutete Ziel war eine Neubaustrecke - und zwar die 17 km lange "Neo Ikonio"-Güterbahn, welche seit 2013 den namensgebenden Containerhafen bei Piräus mit dem Eisenbahnnetz verbindet.
Im Internet hatte ich gesehen, dass hier der Zug durchaus am Samstag fahren sollte - die Frage war nur, ob und wann er das tatsächlich tun würde. In der Bucht herrschte reger Auto- und Schiffsverkehr, lange Vorwarnzeit hatte man also auch ob der Lage zwischen zwei Tunnels nicht. Nach mehr als zwei Stunden, um 10:42, rauschte es - und es kam der Containerzug von hinten, bergab Richtung Hafen! Nun, immerhin wusste ich, dass etwas fährt - und die Chance, dass etwas in nächster Zeit zurückkam, war gestiegen. Ich hatte mir ein Limit bis etwa eins gesetzt, denn eigentlich sollte noch Athen besichtigt werden. So lange dauerte es nicht, um 11:53 vernahm man ALCo-Donnern, ich hatte sogar noch Zeit die Kamera auf Videomodus zu schalten. Und voilà: das schon gesichtete MLW-Doppel bestehend aus dem Schnaps-Duo A465 und A456 (beide Montréal Locomotive Works MX-627, geliefert 1973 mit ALCo 12-251F Motor, in den 2000ern erneuert und umgebaut auf niedere "Nase").
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2008 habe ich in Thessaloniki eine Maschine der Baureihe in Originalzustand erwischt, zu finden unter den "Orient-Express" Berichten von 2013:
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Mein einziger bisheriger Bericht zur griechischen Bahn:
Orient-Express 4: Filia - Dostluk - Freundschafts Express (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3513.0


Die Schotterwege in den Bergen dienten den Anrainern diesen Samstag diversen Freizeitbetätigungen: Unter anderem trainierten ein paar Motocrossfahrer (was das Lauschen nach dem Zug besonders erleichterte), dazu rollte ein Jeep sehr langsam ein paar Mal an mir vorbei. Ich fragte mich, was da los war - bis ich bemerkte, dass jemand seinen Hund Gassi fuhr. Als es genug war, ging es wieder hinunter Richtung Siedlung. Kurz davor wurde angehalten, und das Tier sprang wieder artig in das Vehikel...

Panorama mit der Stadt Eleusis auf der anderen Seite der gleichnamigen Bucht rechts im Hintergrund, die Insel Salamina (Salamis) links.
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Es gäbe hier noch viele weitere Möglichkeiten, auch für die Hinfahrt zum Hafen - hier zwei Beispiele, vielleicht einmal bei einem zukünftigen Besuch, nachdem jetzt das Standardmotiv im Kasten ist.
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Relikte im Vorort.
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Die Unterführung unter dem stark befahrenen Leof. Athinon muss durch Betonblöcke gegen die Nutzung durch Autofahrer geschützt werden - Motorräder aller Pferdestärken düsen natürlich dennoch durch.
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Der nächste Bus brachte mich zurück ins Zentrum, zum Koumoundourou-Platz.
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Baustelle in den Gassen Athens, man achte auf Details.
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Ich weiß nicht, ob an dieser Ecke noch Trolleybusse die Oberleitung nutzen - man bekam nur dieses herkömmliche Vehikel zu Gesicht.
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Ein kurzer Sprung zu den Evzonen am Syntagma-Platz, laut Legende stehen die 400 Falten des Rocks (Fustanella) für die Jahre der osmanischen Herrschaft.
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Ich traf mich mit meiner Teilzeit-Reisebegleitung und wir gingen in die Plaka, das Altstadtviertel, um ein erstes gutes griechisches Mahl zu genießen.
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Je höher man Richtung Akropolis steigt, desto dörflicher wirkt das Viertel.
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Wir erklommen den Areopag mit Ausblick auf das Häusermeer der 3,75 Mio-Einwohner-Metropole. Anderswo sind die Felsen genau wie in anderen mediterranen Ländern gefährlich scharf, doch hier wurden sie von Millionen Besuchern über tausende Jahre zu Glas geschliffen - in anderen Städten Europas könnte man wohl nicht gleich neben dem Abgrund auf glatten Steinen herumturnen.
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Der Niketempel vorne war ab 1998 komplett auseinander genommen und 2010 restauriert wieder der Öffentlichkeit präsentiert worden.
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Neben der griechischen Agora liegt die römische (das Forum), welche mit dem achteckigen "Turm der Winde" das besterhaltene antike Gebäude Athens beherbergt.
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Auch der orthodoxe Strom wird gezählt.
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Die Stoa des Attalos ist eine massive rekonstruierte hellenistische Wandelhalle, deren Original im 2. Jhdt. v. u. Z. errichtet worden war.
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Die "Elektrische" Linie 1 nach Piräus nutzt teilweise die älteste Bahnstrecke Griechenlands, 1869 wurde am ersten Teilstück der Dampfbetrieb aufgenommen, ab 1904 startete die "echte" U-Bahn mit Stromschienen-Elektrifizierung. Dieser Abschnitt zwischen den Stationen Thissio und Monastiraki, sowie weiter bis Omonia, war 1895 verlängert worden - ein Bild der Arbeiten habe ich in einem Lokal entdeckt:
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Der Stadtverkehr in Athen ist zwischen diversen Betreibern aufgeteilt, so wird die originale Linie 1 von einer anderen Gesellschaft genutzt, als die 2000 eröffneten U-Bahnen 2 und 3. Tickets gelten dennoch für alle Verkehrsmittel - und es hat auch den Vorteil, dass oft nur bei einem Betreiber gestreikt wird, und nicht bei allen. Diese Strecke wird heutzutage übrigens von der STASY betrieben...

Dieser Zug - die Baureihe war 2000-2004 von ADtranz-Siemens-Hellenic Shipyards (siehe Skaramagkás) gefertigt worden - ist bei Weitem der Sauberste, der mir dort unterkam. Aber man möchte sich die historischen Bilder fast nicht anschauen, was bis in die 1980er verkehrte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Metro_Athen

Die heutigen Züge (auf Englisch):
https://en.wikipedia.org/wiki/Athens%E2%80%93Piraeus_Electric_Railways#Third_generation_EMUs

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Von Beginn der Stadtkultur bis zur modernen Urbanität...
Die U-Bahn zwischen Ausgrabungen, der Agora und der Akropolis im Hintergrund.
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Hier kann man bequem gleichzeitig Kaffee trinken und U-Bahnen fotografieren.
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Don Kichótis.
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Alte Schalterhalle in der Station Thissio, der erste Endbahnhof der Bahn. Elektronische Sperren waren schon überall vorhanden, die Umstellung der Tickets aber erst für diesen Herbst angekündigt.
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Katzen dominieren die Altstadt, eine passend benannte Gasse befindet sich in der Nähe. :0)
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Details des teils aus Holz konstruierten Bahnsteigdaches.
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Ein Zug der ältesten heute verkehrenden Baureihe, 1983-85 von MAN/Siemens geliefert. Rechts eines von mehreren Depots der Linie 1.
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Am Omonia-Platz stiegen wir auf die rote Linie 2 um.
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Bei den modernen U-Bahnen sind sowohl Züge als auch Stationen pipifein sauber, allerdings muss man in den oft dicht gedrängten Garnituren sehr auf Taschendiebe aufpassen. Meiner Reisebegleitung wurde leider das Tagesgeldbörsel von einer mehrköpfigen Bande abgenommen.
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Es fuhr ein Zug der mittleren Generation ein, 2003-04 von Hanwha-Rotem-Mitsubishi gebaut.
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Ich fuhr noch schnell zum Hauptbahnhof, um mir ein Proastiakos (S-Bahn)-Ticket für den nächsten Morgen zu kaufen. Diese muss man zwar am Schalter erstehen, dann allerdings erst vor Gebrauch entwerten. Mehr über den Bahnhof im nächsten Teil.
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Sonnenuntergang am Balkon unserer Hotelsuite.
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Zum Stanley hatte mein Vater später eine Geschichte zu erzählen: er war schon vor 50 Jahren auf Klassenfahrt dort. Man fuhr im Bus von Wien - ursprünglich war angekündigt, keine Nachtfahrten zu machen: natürlich kam man bei jeder Etappe erst um zwei Uhr früh an - unter anderem auch bei einem Kloster, wo niemand öffnete. Anschließend wollte man von Piräus eine Fähre nehmen - die an dem Tag nicht verkehrte. Daraufhin buchte der Lehrer dieses Luxushotel in Athen. Zimmertelefone kannten die Schüler damals noch nicht und brachten gleich das Telefonnetz des Hotels zum Zusammenbruch.
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22. 10. 2017


Am nächsten Morgen fuhr ich eine Station mit der U-Bahn von Metaxourghio zum Bahnhof und nahm dann Proastiakos 1302 um 6:38 Richtung Kiato. Lustigerweise gibt es ein modernes Stations-Abfahrtsdisplay, doch jenes zeigte ausgerechnet die vitale Information des Abfahrtsgleises nicht an. Mein E-Desiro war allerdings gut beschriftet und leicht zu finden.
In Megara - wo der neue Bahnhof abseits jeglicher Besiedlung gebaut worden war - stieg ich aus. Meine Hoffnung auf ein wartendes Taxi wurde nicht bestätigt, also lief ich die anstehenden vier Kilometer an einer Luftwaffenbasis vorbei bis zum Strand.
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Der Sonnenaufgang wurde auch von Anglern genossen. In die Bahnunterführung war ein Viech vor Trocknen des Straßenbelags geraten.
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Ich ging an der Küstenstraße weiter - Wassermelonen hatte es hier gegeben...
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Der Stundentakt wurde eingehalten - pünktlich kam Zug 1304 aus Athen kurz nach 8:14 in Form eines mit Folien beklebten Triebwagens daher. Alle um Athen gesichteten Proastiakos-Fahrzeuge präsentierten sich übrigens von Graffiti befreit.
Zur Orientierung: den markanten Sattel zwischen den Hügeln auf Salamis hatte ich am Morgen zuvor in Skaramagkás von der anderen Seite im Bild.
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Ganz links oben: die Meterspurtrasse der Peloponnesbahn von Piräus nach Patras. Die Neubaustrecke Athen Flughafen - Kiato war 2007 eröffnet worden, dieser Abschnitt bis Korinth 2005. Geplant ist eine Verlängerung bis Patras.
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Blick in die Bucht von Megara am Saronischen Golf, die Insel Salamis erstreckt sich im Hintergrund.
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Beim Nachschuss in der Ferne schon der Peloponnes.
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Kein Omega - aber die Sigma-Pfeif-Tafel bedeutet das Ende des ersten Berichtes - mehr im nächsten Teil! :-)
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