Hallo!
Der vorhergehende Reportageteil:
Dampf in Bosnien 2010 - 1: Ankunft (50 B.)http://www.mstsforum.info/index.php?topic=2745.0Nach dem Frühstück am Morgen des 2. 4. 2010 setzten wir uns in unseren großen, blauen Bus und machten uns auf den Weg zur ersten Dampflocation, Kakanj, etwa eine Stunde Fahrt von Sarajevo entfernt. Leider musste man sich bei der Ausfahrt Ilidza durch ein extremes Nadelöhr kämpfen, hier ging es einige Zeit nur im Kolonnenverkehr voran. Doch danach konnte man bereits das erste Teilstück der neuen, in Bau befindlichen Autobahn befahren, so dass sich die Fahrzeit halbwegs ausging. Um 8:30 stiegen wir bei der Kohlemine und Kohlewäscherei Catici aus, wo wir sofort vom Star des heutigen Tages empfangen wurden: 62-020, die letzte betriebsfähige in Amerika (Davenport) gebaute Weltkriegslok der Baureihe, welche extra für uns angeheizt wurde und an diesem Vormittag die Rangieraufgaben übernahm. Das merkt man auch sofort, man spürt es förmlich in der Nase, dass es sich hier um echten Dampf handelt, es ist einfach ein Unterschied zu Museumsdampf von mindestens 100:1! Unter fröhlichem Pfeifen setzte sich die urige Maschine zu einer kurzen Rangierfahrt in Bewegung.
Nicht nur Menschen erwarteten die Rückkehr der Lok, in Catici hatte auch eine süsse Hundefamilie ihr Zuhause gefunden! Als unser Führer Bernd Seiler die beiden Kleinen in seiner typischen Manier am Boden liegend fotografieren wollte, fielen sie gleich Objektiv-leckend über ihn her und konnten nur mit Mühe zurückgehalten werden...
Zurück von der kurzen Spritztour.
In der familiären Atmosphäre von Catici herrschte immer gute Stimmung.
Da fährt sie dahin.
Der Dampf so nah...
Einer der wichtigsten Bestandteile des bosnischen Betriebsablaufs ist die Einsatzbesprechung, selbst für simpelste Manöver muss sie mindestens eine Viertelstunde dauern. Wenn aber etwas entschieden wurde, geht es vor allem beim Rangieren in den Minen (ohne Bremsprobe) extrem schnell, da muss man auf Zack sein!
Der Lokführer wurde von den Minenarbeitern mit dem Spitznamen "Hadzi" bedacht, bei den Fotografen avancierte er zum begehrten Topmodel. Es ist aber auch der einzige Bosnier, den ich jemals mit der konservativ islamischen Barttracht gesehen habe.
Während die Hunde ein fröhliches Dasein fristeten, ging es auf der anderen Strassenseite den Hühnern an den Kragen.
62-020 vor der Verladeanlage.
Gleisarbeiten auf der Verbindungsstrecke zur Staatsbahn.
Nun brach auch die Sonne durch und liess Hadzi mit Lok im Gegenlicht erstrahlen.
Die verdiente bosnische Pause für Mensch und Tier.
Eine Fotoaktion durchbrach die Gemütlichkeit, hier holte die Lok ein paar Wagen, im Vordergrund die stolze Hundemama.
Die 62er stampfte auf die Strecke hinaus.
Mühelos liess sich der Zug per pedes verfolgen, hier in der Kurve nach der Mine.
Danach geht es auf einer Brücke über den Fluss Bosna, hier werden wir natürlich noch sehr oft Station machen.
Der Zug fuhr nur auf die andere Seite des Flusses, ein Blick durch die Häuser des Ortes mit vollen getrockneten Maisvorräten.
Auf der anderen Seite der Strasse lag das berüchtigte neue rote Haus, dessen obere Stockwerke schon lange Baustelle sind, und das noch als Fotostandpunkt dienen wird. Hier wurde es clever ausgeblendet... ;-)
Nach der Aktion war es wieder Zeit zum Hinlegen und Ausstrecken!
Der Blick Richtung Ort aus besagtem roten Haus.
Bald darauf rief doch tatsächlich die Pflicht, ausrücken zum ZFBH-Bahnhof Kakanj.
Bis die Lok zurückkam blieb aber natürlich genügend Zeit, den Papa zu streicheln, während der Kleine sich gut mit sich selbst beschäftigen konnte. Mittlerweile war ich mit den Arbeitern schon ein bisschen ins Gepräch gekommen und wurde lauffeuerartig minenweit als "ihr Bosnier" bekannt...
Nach rund zwanzig Minuten kehrte die Lok schwer beladen mit einem Vollzug vom Bahnhof zurück, in Catici wird nämlich auch die Kohle anderer Minen gewaschen.
Für das Rangieren mussten wir auf die andere Seite der Verladeanlage wechseln.
Die frisch eingetroffenen Wagen neben einer alten Garnitur.
Hinten links befindet sich der Lokschuppen, dort dampfte es auch schon schön heraus.
In einer kurzen Pause wurde ich von der Lokmannschaft gerufen, um Gruppenfotos anzufertigen, es wird natürlich alles verschickt, sobald das Editieren abgeschlossen ist.
Nun rangierte die Lok mit der extrem durchgemischten Garnitur uriger Zweiachser, die nur minenintern verwendet wurden.
Es blieb Zeit für einen Blick in den Lokschuppen, wo 62-366 (Djuro Djakovic 1953) angeheizt wurde.
Unter lautem Dampffauchen verliess die Lok den Schuppen.
Mit einem der Schuppenarbeiter kam ich intensiver ins Gespräch.
Ein Blick in den Aufenthaltsraum, eher als Schlafzimmer genutzt. Bis auf eine Stunde am Morgen zum Herrichten der Maschine gibt es kaum etwas zu tun, nach Hause gehen darf man aber auch nicht.
62-366 vor dem Schuppen.
Die zweite Maschine gesellte sich dazu. Die Hauptstrecke verläuft hier gleich daneben, eine 441 zog frische Kohlewaggons Richtung Norden.
Die Übergabe wird vorbereitet.
Fünf Minuten nach dem Güterzug kam unser Liebling des Weges, B 450 Sarajevo - Beograd, diesmal auch mit ZRS-Wagen an dritter Stelle.
Mit einer Turnübung brachte Hadzi eine Planke in Position. Es gab nämlich zwei Dampfloks, aber nur eine Lichtmaschine, welche über besagte Planke transferiert werden musste...
Mehr darüber das nächste Mal... tja, jetzt habe ich nur vier Stunden des ersten Tages für einen Teil verbraucht, wenn es so weitergeht, wird es wohl noch viele geben! ;-)