Autor Thema: Dampf in Bosnien 2010 - 6: Banovici I - Schmalspur-Hauptstrecke (50 B.)  (Gelesen 12276 mal)

Roni

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Hallo!


Der vorhergehende Reportageteil:
Dampf in Bosnien 2010 - 5: Zenica II - Vulkan auf Rädern (50 B.) 

http://www.mstsforum.info/index.php?topic=2763.0


Das Video zu dem Teil:
http://www.youtube.com/watch?v=WbadpDVhobU


Wir befinden uns am 4. 4. 2010 am späten Vormittag auf der Busfahrt von Zenica nach Banovici im Nordosten Bosniens nahe Tuzla gelegen. Auf ein Hindernis stiessen wir kurz nach Zepce, nachdem wir Richtung Osten von der Hauptstrasse abgebogen waren: aus unerfindlichem Grund fanden wir uns plötzlich in einem Stau wieder, für eine halbe Stunde ging nichts weiter, nur ein paar Drängler überholten die Kolonne. Doch dann setzte sie sich wieder langsam in Bewegung, und wir rollten durch den Ort Zavidovici.

Irgendwo in Bosnien...


Kurz nach Zavidovici wurde diese ehemalige Schmalspurbrücke für die Strassentrassierung recyclet. Überhaupt lassen sich auf Fahrten durch Bosnien oft alte Schmalspurstrecken verfolgen.


In Banovici kamen wir mit etwas Verspätung kurz vor ein Uhr an, am Schmalspurendbahnhof Oskova erwartete uns ein lokales Fernsehteam, dem unser serbischer Führer Dragan sogleich ein Interview geben musste. Am Gegenhang des auf halber Höhe eines Hügels gelegenen Bahnhofs war unterdessen diese Szene zu entdecken:


Ingesamt präsentierte sich Banovici als die touristischste aller Destinationen. Der Chef der Schmalspurbahn, ein engagierter Eisenbahnfan, plante schon für die Zukunft vor, wohl auch eine Art Jobsicherung. In ein paar Jahren soll die Schmalspurbahn durch von den umgebenden offenen Kohlegruben zusammenführende Förderbänder ersetzt werden. Doch es wird eine alte Waldbahntrasse für Besucher wieder aufgebaut, die Dampflok und Personenwagen dazu wurden von der Werkstätte bereits fertiggestellt.
Uns erwartete nun ein Mittagssonderzug, bestehend aus 740-107 (Duro Dakovic #892/1971) und einem netten Barwagen, ebenfalls Marke Eigenbau.


Der kurze Ausflug ging bis in den Ort Banovici, auf halber Höhe der zweigleisigen, in die Berge führenden Schmalspurstrecke gelegen. Von dort rollten wir wieder Waggon voraus bergab. Unterwegs wurden kalte, aber nicht schlechte Cevapi als Happen serviert.
An der Strecke wurde uns mehr oder weniger begeistert zugejubelt...


Nach der Rückkunft in Oskova war es endlich wieder Zeit für eine Fotoaktion, 83-158 (Duro Dakovic #53/1948) - mit Tender von 83-159 - wartete schon mit dem Fotozug auf uns, der die selbe Strecke und ein bisschen weiter befahren sollte. Zuvor nahm die 83er aber noch einen tüchtigen Schluck Wasser.


Dann ging es los...


Einfahrt in Oskova aus Richtung der Umladeanlage, welcher wir uns in späteren Teilen noch genauer widmen werden.


Dampfstimmung in Oskova.


Nun wurden wir durch Regeldampf unterbrochen, 25-30 (CKD #2530/1949) kam des Weges. Der Verschub Oskova - Umladeanlage zur Normalspur ist die einzig verbleibende planmässige Dampfleistung im Raum Banovici, da die Dieselverschubloks vom Typ 720 eher unzuverlässig sind.


Ein Vollzug, von einer 740er nach Oskova geschafft, wurde übernommen, darüber: der Dirigent.


Für eine 760mm-Schmalspurbahn sind die Züge ganz schön mächtig.


Der Blick entlang unseres Fotozuges.


10 Minuten nach Abfahrt der 25er kam schon der nächste Vollzug vom Berg, gezogen von 740-113 (Duro Dakovic #898/1971).


Danach war wieder Zeit für eine kurze Fotobewegung vor dem Bahnhofsgebäude von Oskova, der Flachwagen am Ende des Zuges war für uns reserviert.


Danach hiess es aufsitzen, auf dem Flachwagen wurden Querlatten ohne Fixierung als Sitze aufgelegt, bei jedem Fotohalt verstauten wir sie im Waggon.


Die erste Fotostelle, gleich aus dem Kapitel "durch die Schluchten des Balkan".


Der Mitzieher dazu:


Die nächste Anfahrt ein paar Meter weiter. Hier befand sich ein ehemaliger Bahnhof, von dem eine weitere Schmalspurstrecke über das Tal des Flusses Oskova wegführte. Die Brückenpfeiler dazu sind heute noch zu entdecken (nicht im Bild).


Die nächste Stelle war diese herrliche S-Kurve im Wald, wo die 83er auch gleich wieder zwei Mal ihr Bestes gab.


Blick über den Flachwagen.


Vor der zweiten Anfahrt rollte 720-002 (MIN Nis/Umbau Banovici 1987) bergab an uns vorbei.


Diese innovative Kühlungsmethode ermöglichte Einblicke auf das Innenleben des Motorraums.


Ein zweites Mal durch das S.


Hier in den Bergen zeigte sich erst zaghaftes Frühlingsgrün. Die Sonne verschwand nun für den Rest des Tages, was dem Fotospass aber keinen Abbruch tat.


Kurz vor der Weiterfahrt überholte uns 740-113 mit einem bergfahrenden Leerzug links.


Der Bahnübergang der Ortsdurchfahrt Banovici, auch wenn sich das Zentrum des Ortes mit einigen hohen Wohnhäusern vom Blick verdeckt hinter einem Hügel befand. Dennoch gab es auch hier viel Leben an einem Sonntagnachmittag.


Am Ortsrand von Banovici findet man eine Verladeanlage - rechts zu entdecken - , sowie die Werkstätte, deren Einfahrt links zu sehen ist. Letztere wollten wir am nächsten Vormittag ausgiebig erkunden.


Eine der bekanntesten Stellen der Strecke an der Ortsausfahrt aus Banovici, auch die Kleinen interessierten sich für die Bahn.


Der eine oder andere Fussgänger lief einem ebenfalls über den Weg.


Der Lokführer unserer 83er, am nächsten Tag sollte ich ihn noch besser kennenlernen. Für das Lächeln musste ich allerdings einige Überredungskünste anwenden.


Am Moscheeblick tuckerte zunächst 720-002 wieder bergwärts.


Bald gefolgt vom Dampfzug.


Die Anrainer versammelten sich interessiert.


Die nächste Anfahrt an der selben Stelle, vor einem bosnischen Schuppen.


Bald darauf erreichten wir den Bahnhof Grivice, hier befand sich ebenfalls eine Verladeanlage und die zweigleisige Trassierung fand hier ein Ende. Am Bahnübergang trafen wir auf dieses im heutigen Bosnien weit verbreitete Landwirtschaftsvehikel.


Die 720er rangierte im Bahnhof.


Danach gab es eine Scheineinfahrt.





Blick Richtung Bahnhof Grivice und Verladeanlage.


Es war noch eine Fotoeinfahrt angesagt, zunächst kam aber eine 740er des Weges. Als einziger der Gruppe erklomm ich den Hügel mit Garten-, Orts- und Bergblick.


Ebenso gab es hier die für Bosnien so typischen Heustadel, die ich aber noch oft genug mit aufs Bild bekommen sollte. Nun hiess es zum Dampfzug hinunter, denn die Strecke führt eingleisig noch ein wenig weiter.


Bei der nächsten von Bernd vorgeschlagenen Fotostelle meuterte die Truppe, und wir rollten ein wenig zurück, zu dieser schönen Fotostelle mit Blick auf Grivice. Einfach eine Einladung zum virtuellen Doppeldecker-Sandwich mit altem Traktor und Dampfzug!


Ein wenig kam jetzt wieder das Licht durch, zumindest für Gegenlichtstimmungen.


Beim zweiten Versuch konnte man hier auch den Ort Banovici mit Moschee und Fabriksschlot im Hintergrund erkennen.


Das Ensemble mit Heustadel.


Nun sassen wir wieder auf und rollten Flachwagen voraus zurück ins Tal.


Das äußere Gleis nutzten wir noch einmal für den Moscheeblick. Beim Schuppen trafen wir zwar auf ein paar "Mädels vom Land" älteren Kalibers, doch diese wollten sich zumindest während des Arbeitens bei aller Freundlichkeit nicht ablichten lassen.


Zurück in Oskova war gerade 740-107 am Umsetzen.


Das war es nun für den Tag, wir machten uns per Bus auf zum Waldhotel in der Nähe. Durch das Busfenster gelang mir noch dieses Bild mit der Schmalspurbahn oben und dem Normalspurteil unten, der Staatsbahnhof hier heisst allerdings nicht Oskova sondern einfach Banovici. Es sollte die letzte Betriebsaufnahme der 25-30 sein, die bald darauf wegen technischer Probleme abgestellt wurde. Für uns bedeutete das natürlich, dass am nächsten Tag die 83-158 zum Planverschub eingesetzt werden würde!


Bis dann! Der nächste Teil wird sich der faszinierenden Werkstätte widmen...

Loknarr

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@Roni

Schöner Bericht! :)

MfG
Loknarr
Bei Einbruch der Finsternis muss mit Dunkelheit gerechnet werden!

Roni

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Hallo!

Danke dir!  :)