Autor Thema: Indien 2012 - 4: Der vergangene Glanz von Agra Fort (50 B.)  (Gelesen 14689 mal)

Roni

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Hallo!




Der vorherige Teil der Reportagen:
Indien 2012 - 3: Gwalior - Staub und Silber auf schmaler Spur (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3182.0



Das Video zum Bericht:
http://www.youtube.com/watch?v=Ln9ntoVBVts&hd=1






6. 2. 2012

Ein trüber Morgen in Agra, wie ich es befürchtet hatte gibt es in der Ganges-Ebene meistens Morgennebel im Winter. Agra liegt am zweiten großen Fluss, dem Yamuna, bei der Brücke von Agra Fort über diesen wollte ich eine Morgensession einlegen, denn von hier sieht man das Taj Mahal – bei Schönwetter. Die Straße war glücklicherweise noch nicht ganz so belebt, so kam ich schnell durch. Doch das Ufer des Flusses, oder besser gesagt das vertrocknete Flussbett, erwies sich als äußerst unangenehm. Nicht nur war es durch den Nebel und Wind schweinekalt, hier leben auch einige der ärmsten Menschen. Auch wenn kaum jemand unterwegs war, die Umgebung war sehr verschmutzt, und es stieg einem der beißende Geruch verbrennenden Plastiks in die Nase, mit dem sich viele Menschen hier warmhalten müssen. Glücklicherweise kamen binnen kurzer Zeit drei Züge, zwei Schnellzüge mit WAP4 und eine WDG mit Güterzug. Dann entdeckte ich eine Gestalt in der Nähe herumlungern, doch die hatte eine Nikon D300 umhängen und erwies sich als indischer Fotograf, der ebenfalls vergeblich auf den Sonnenaufgang mit Taj Mahal wartete.


Eine aus Agra Fort ausfahrende WAP-4 durchdringt mit ihrem Scheinwerferstrahl die Dunkelheit und überquert mit dem 12308 Jodhpur - Howrah (Kalkutta) Superfast den Fluss Yamuna. Den Gegenzug würde ich am selben Abend nehmen.




In der Gegenrichtung folgte der verspätete 19040 Avadh Express (Muzaffarpur (Bundesstaat Bihar) - Bandra (Mumbai)). Hier eine virtuelle Simulation, wie es hätte aussehen können, natürlich mit Sonnenaufgang noch viel besser.




Ich hatte jetzt genug und schaute nun zur Station, um die Platznummer für den Abend bis Jodhpur zu holen. Unterwegs nahm ich noch den indischen Weg in die Station rein und konnte ein paar Impressionen festhalten.

Mughalsarai WAP-4 22276 neben einem absoluten Klassiker, Ghaziabad WAP-1 22033!









Um die Gepäckwagen des Avadh Express herrschte viel Betrieb.




Blick in den Nebel mit roten Signalen, links eine abgestellte WAM-4, davor eine WAP-4.









Mughalsarai WAM-4 21283 vor der WAP-1.



















Der Mann hinter dem Schalter am Booking Center wusste endlich einmal, was zu tun war, tippte nur meinen Namen ein, und schon war die Platznummer wundersam da. Ein paar polnische Jugendliche waren nicht so glücklich und nur noch entnervt, allerdings kein Wunder, wenn man in Indien für den selben Tag einen Zug buchen will. Erleichtert nahm ich nun den Weg durch die Station zurück zum Hotel. Eine Überführung überspannt die neuere Halle, doch es gibt noch eine danebenliegende zweite Hälfte der Station. Diese ist praktisch von Meterspurzeiten so stehengelassen worden, nur zwei Breitspur-Abstellgleise sind hier verlegt. In der düsteren Stimmung konnte ich ein paar Eindrücke der alten Agra Fort Station aufnehmen.






Hier gab es auch endlich Affen, ein paar turnten herum, aber eine zusammengekauerte Familie zeigte sehr menschliche Züge und man sah, dass es auch Affen dreckig gehen kann.


























Die ehemaligen Bahnsteige dienen nun als Turngelände.




Im Hintergrund schien die imposante Jama Masjid (Freitagsmoschee) durch den Nebel, wie das Taj Mahal durch Shah Jahan im 17. Jhdt. erbaut.









Eine Digitalanzeige wurde bei diesem Eingang angebracht, ansonsten wird hier nur der Treppenaufgang zur Fußgängerbrücke aktuell genutzt.




Wieder meine Lieblinge, auf Wände gemalte obsolete Werbungen!









Ich machte mich auf den Weg ins Hotel, wo ich die Check-Out Zeit bis 12 Mittag noch zum Ausruhen nutzte.

In der Straße vor meinem Hotel, viele Kinder auf dem Weg zur Schule.




Ich hinterließ meinen großen Rucksack im Hotel und ging wieder hinüber zur Station.

Straßenhändler bei Sonnenschein.









Die imposanten Details der Jama Masjid.




In der modernen Station Agra Fort: LCD-Monitor mit Windows-Fehlermeldung in Indien! ;-)




Die Sonne war nun voll herausgekommen, und ich bekam schnell ein Tuk-Tuk für 50 Rupien bis zum Taxiparkplatz am südlichen Eingang vom Taj Mahal Areal. Von hier kann man entweder gehen oder mit unmotorisierten Fortbewegungsmitteln bis hin zur Kamelkutsche geführt werden. Ich marschierte, es war auch nicht weit.

Affen kreuzen!




Am tatsächlichen Eingang wird man auf allerlei Verbote aufmerksam gemacht. So darf man nichts zu Essen oder Trinken, selbst keinen Kaugummi mit hineinnehmen. An Elektronik ist nur eine Kamera und ein Handy erlaubt. Falls man anderes dabeihat, muss man es in einem Schließfach abgeben, oder es wird von einem Securitytypen aus dem Gepäck entfernt, wie ich es dann drinnen bei anderen Touristen sehen konnte. Die Ausländerkarte kostet geschmalzene 750 Rupien und inkludiert eigenes Trinkwasser, das man reinnehmen darf und eine Schuhabdeckung für das Innere des Mausoleums, schließlich ist das hier nicht nur ein indisches Nationalgut und Weltwunder, sondern auch eine muslimische Pilgerstätte. Am Schalter vor mir kaufte ein Herr aus Afghanistan seine Karte. Indische Männer und Frauen sind sowohl an den Schaltern als auch in der Warteschlange streng getrennt. Zwischen den beiden Reihen führt die freie Bahn für ausländische Touristen, und nein, man braucht dafür keinen Führer, wenn einem jemand diesen Unsinn aufdrücken will. Man kommt nun auf den beeindruckenden Vorplatz, der wie alles um das Taj symmetrisch aufgebaut ist. Jedes der vier Tore ist für eine andere Klasse von Leuten bestimmt. Das zum Taj Mahal führende Große Tor weist einige optische Spitzfindigkeiten auf, so sind die Koranzeilen so geschrieben, dass sie auch perspektivisch gesehen von oben bis unten gleich groß aussehen. Weiterführende allgemeine Informationen über das Taj gibt es überall im Web zuhauf.

Das Große Tor, nicht nur hier gibt es viele optische Illusionen.









Schulkinder vor dem Großen Tor, dahinter leuchtet schon das Taj Mahal durch.



















Nun tritt man durch zu den berühmten Blick auf das Taj, das zwar farblich unter der Luftverschmutzung gelitten hat, aber dennoch noch extrem beeindruckend ist. Es macht irgendwie den Eindruck eines außerirdischen Objektes und lässt sich aus keiner Entfernung richtig greifen. Selbst aus Kilometern leuchtet es einem noch entgegen. Und es ist groß, größer als es auf Bildern aussieht. Die Türme um das Taj herum sind übrigens nach außen neigend gebaut, um etwaige Erdbebenschäden zu verhindern.






Man nähert sich dem Taj in der Masse, manchmal gibt es aber auch ein paar Lücken. Wobei ich nichts gegen Menschen einzuwenden habe, da in Indien ja vor allem Fraun, selbst die ärmsten, derart farbenfroh angezogen sind, dass sie jedes Bild zum Leuchten bringen. Vor dem grellen Ton des Taj schienen die Farben natürlich besonders gut hervor.





















Dunkel links die Moschee, rechts weiß das Taj.



















Nach Anziehen der Schuhabdeckungen ging es ins Innere des Mausoleums, das eher Dunkel ist und nur durch ein Licht beschienen wird. Die ausgestellten Gräber sind Duplikate, nur der Marmorschirm drum herum ist eine beeindruckende Erscheinung, wie viele Steinarbeiten an der Außenfassade es Taj.











Hinter dem Gebäude führt eine luftige Terrasse zum Yamuna hinaus, von hier aus ist auch das Fort zu sehen, meine nächste Station.






Blick Richtung Rotes Fort, rechts hinter den Rinderherden ist die Brücke, die ich an dem Morgen besucht hatte, zu sehen.




Es wird streng bewacht - zurück Richtung Großes Tor.




Ein letzter Blick auf das Taj.



Im nächsten Teil geht es weiter mit der auch heute noch glorreichen Seite von Agra Fort!

messermoser

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Re: Indien 2012 - 4: Der vergangene Glanz von Agra Fort (50 B.)
« Antwort #1 am: 19. März 2012, 16:24:06 »
Super Reportage mit noch viel besseren Bildern. Danke.
Schoenen Gruss aus Bali
Peterle


Andi M.

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Re: Indien 2012 - 4: Der vergangene Glanz von Agra Fort (50 B.)
« Antwort #2 am: 19. März 2012, 16:39:20 »
Was ich so toll finde an deinen Reportagen, dass du dich auch so exakt mit den Zugläufen ausseinandersetzt und auch die verschiedenen Loktypen auch kennst. Einfach großartig.