Autor Thema: Sommerurlaubs-Dieseltouren  (Gelesen 5029 mal)

Roni

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Sommerurlaubs-Dieseltouren
« am: 24. August 2012, 14:38:53 »
Hallo!

Nach einer längeren Reise Mitte August kann ich nun die Touren des Sommers zusammenfassen. Neben massivem Dieselsound hat sich auch eine Prise Dampf und Elektrizität darunter gemischt. Und für die Nachtzugfans sind natürlich ebenfalls ein paar Schmankerln dabei.



Zum Video (80 Min.) geht es hier, wie immer mit anklickbarem Index, wenn man die Beschreibung ausklappt:
http://www.youtube.com/watch?v=I7QucnU0wj0&hd=1



Vorschau-Bild:




Am 8. Juli machte ich einen kleinen Abstecher in die Region Brünn, zum alljährlichen Pernstejn Plandiesel Festival. Doch schon bei der Anfahrt in Brno hl. n. bot sich eine nette Dieselgelegenheit: im Bahnhof war der Fahrstrom ausgefallen - ob geplant oder nicht, ist mir nicht bekannt - und sämtlichen Zügen wurde Dieselnachschiebe verpasst. Meinem EC 378 aus Wien wurde so ein Zwangsstop in Brno-Horni Herspice aufgebrummt und die schöne rot-gelbe 754.062 hinten angekuppelt. Im Einsatz waren sowohl Taucherbrillen - exklusiv in schönen Lackierungen - , als auch andere Baureihen. Ich bestieg nun den SPR nach Zdar, mit Bardotka-Taucherbrillen-Duo und fuhr bis Tisnov, wo ich die weitere rote Bardotka mit Regionalzug abwartete. Bei Stepanovice wollte ich dem Dampfer 534.0432 auflauern, doch leider kam dieser mit Taucherbrillen-Vorspann daher - wenigstens hatte ich eine seitliche Position eingenommen. Zusätzlich hatte ich mich bei einem Zug verschaut, der am Sonntag nicht verkehrte, und saß länger als geplant fest. Entschädigt wurde ich bald darauf durch die blaue T478.1002, wirklich eine wunderschöne Maschine. Ein M286-Gespann brachte mich anschließend nach Prudká, das Platzerl mit Tunnel und Felswänden im Flusstal hatte ich mir noch von letztem Mal gemerkt. Doch ich fuhr recht bald zurück nach Tisnov, es herrschte noch einiges an Chaos rund um Brünn, mit ausgefallenen und verspäteten Zügen. Immerhin war wieder Strom vorhanden, die Schiebeloks wurden auf eine Tour weggeführt. In Brünn wäre der Vindobona mein nächster Anschluss gewesen, doch aufgrund von sagenhaften zwei Stunden Verspätung kam der sonst eine Stunde später verkehrende EC 79 zuerst. Interessanterweise war dieser pünktlich, an der Strecke aus Prag konnte es also nicht gelegen haben...




Von 17. bis 19. Juli unternahm ich eine Blitztour nach Split, zum Mittwochs verkehrenden "Adria" mit Kurswagen aus Moskau. Ich wählte morgens in Meidling gleich den "Zagreb", immer kurz davor traf der D 458 aus Mürzzuschlag ein, der wenn ich ihn sichtete von einer 1142 gezogen wurde (ansonsten besteht er aus Upgrade-Wagen). In Wiener Neustadt begegnete mir 2143.040 bei der Vorbereitung zum Fahrverschub wohl nach Aspang oder Mattersburg, nun in grün mit Pflatsch und Computernummern. Es ging weitgehend planmäßig bis Zagreb, vor allem da nicht mehr wie in früheren Jahren in Gyekenyes auf den IC aus Budapest gewartet werden muss. In Zagreb erwartete mich gleich der IC"N" 525 abfahrtsbereit mit Wagen hinter einer 2062, das hieß, dass der 520 am nächsten Morgen ebenso anzutreffen sein würde. Ich textete mit dem kroatischen Eisenbahnfreund und Tfzf Zoran, der verriet mir, dass nur noch zwei Neigetriebwagen im Umlauf sind. Diese sollten dann die Nachmittags- und Abend-ICNs am nächsten Tag werden. Ebenso würde er zufälligerweise genau im RZD-Schlafwagen nach Split reisen.

Ich hatte nun Zeit bis zum Abend und nahm den nächsten Eilzug Richtung Varazdin, um 2044er-Bass einzufangen. In Novi Dvori, gleich nach der Abzweigung hinter Zapresic, wurde eine neue Straßenbrücke gebaut, diesen Fotopunkt nahm ich doch gerne an. In meiner Wartezeit fuhr der etwas beleibte Vorstand in seinem Mercedes herum, um etwas zu überprüfen, später wurde ihm aus dem Zug zugerufen, ob er denn noch nicht in Pension sei. Nach ein paar Zügen, wieder hatte ich mich bei einem wegen der Fahrtage verschaut, fuhr ich weiter bis zur Haltestelle Zeinci kurz vor Zabok und kehrte daraufhin nach Zapresic zurück. Wie schon vor vier Jahren erwischte ich dort B 414 nach Zürich, jetzt allerdings mit zwei SBB Wagen im Verband und im Licht. Ich spielte mich noch etwas in Zapresic, die resolute, blonde Vorständin hatte es mir angetan, ebenso brachten zwei sich ständig balgende Jungen etwas Leben in die Bude. Letztendlich brachte mich 2044.007 nach Zagreb, leider sind die grünen GMs ja nun allesamt in der neuen Lackierung zu bewundern, interessanterweise gab es ein Revival der durchscheinenden Ami-Nummernschilder. Der Schnellzug aus Sarajevo kam mit einiger Verspätung am äußersten Stumpfgleis an, auf dem schon die Garnitur für den Nachtzug wartete, welche exklusiv aus ZRS-Wagen bestand.

Ich hatte in Zagreb den nun dieses Jahr neu verkehrenden Liegewagen im B 1823 und zurück B 1822 gebucht, die Jahre davor führte der Zug ja gar keinen Nachtzugwagen. Dieser wurde von auch in Zagreb offensichtlich sehr massiv auftretenden Backpackern ebenfalls unter der Woche gut genutzt. Kroatien scheint als Reiseziel immer populärer zu werden. Auch auffallend bei den HZ ist ein neuer Pünktlichkeitsfimmel. Hatten früher die Nachtzüge nach Split oft gerne eine Stunde Verspätung, ging es dieses Mal mit wenigen Ausnahmen sehr pünktlich vonstatten.

Perkovic wurde pünktlich erreicht, ich stieg in den bereitstehenden Pu 5501 nach Split um. Währenddessen rollte ein doppelbespannter Güterzug aus Split an mir vorbei. Ich wollte noch die letzten weißen Flecken der Strecke ausmerzen, angefangen in Prgomet, wo man herrlich bis ganz hinunter nach Primorksi Dolac sehen kann. Es war relativ kühl, da ein starker Wind wehte, was auch die Hitze unter Tags halbwegs erträglich machte. Das obligatorische Arbeitsvehikel, welches die Strecke Richtung Perkovic hinunterfuhr und immer wieder stehenblieb, ließ mich zwar etwas an der Pünktlichkeit zweifeln, aber letztendlich klappte alles. Für B 825 stieg die Sonne minutengenau über den Berg und beschien die Serpentinen. Nur der GM-bespannte IC"N" 520 hielt meinen Personenzug 5503 auf, so dass IC 1522 statt in Kastel Stari schon in Labin Dalamtinski gekreuzt wurde. Dort begegnete ich Fotografen, einer Warnweste tragend (in Labin! ;-)), der andere mit Kleinwagen davondüsend. Der Lokführer des IC 1522 bunkerte gerade Wasser für die lange Fahrt.

An diesem Tag schaute ich nach Split, das Meerwasser kam mir extrem blau und flauschig vor. Es blieb Zeit für einen Besuch in meiner Stamm-Konoba beim Joze und gute Lignje na Zaru. Dann nahm ich den klimatisierten Schweden-Triebwagen hinauf nach Kastel Stari, woraufhin ein ebenso traditioneller Besuch im örtlichen Konzum bei der Kirche auf kalte Getränke und ein Eis folgte. Ich wollte noch einmal zum bergseitigen Vorsignal schauen, denn ich hatte erfahren, dass hier schon neue Betonkanäle liegen, und tatsächlich, so war es auch. Ich machte es mir bequem, spannte den Regenschirm als Sonnenschutz auf und erwartete das übliche Programm bestehend aus Nachmittagspersonenzug und gleich darauf folgendem Güterzug. Anschließend kam noch ein kurzer Gz den Berg hinab. IC 1523 hatte offensichtlich leichte Bremsschwierigkeiten, pfauchte und rauchte wie ein Dampfzug. Letztendlich wurde ich noch von einem Kärntner Fotografen beehrt, welcher mit mir den "Adria" erwartete. Er lamentierte, dass es momentan kaum Güterzüge gäbe - nun, dass sollte sich bei meinem zweiten Besuch ändern!

In Kastel Stari war die Sonne schon für den letzten bergfahrenden Personenzug verschwunden, aber bis zum B 1822 blieb ohnehin kaum mehr Wartezeit. Wieder begleitet von einigen Rucksacktouristen startete ich die Heimfahrt und kam pünktlich in Zagreb an. Vom Stammplätzchen an der Westausfahrt konnte ich den seltenen Gast 2041.010 erwischen, auf dem Weg zum Rangieren in der Nähe des Westbahnhofs. Als letzte Sichtung bannte ich den neuen Koncar-Triebwagen 6112-101 am Weg nach Dugo Selo auf meinen Chip.




Nach zwei weiteren Wochen Arbeit unternahm ich eine zweitägige Auto-Erkundungstour mit Freunden rund um den Balaton, am 1. und 2. August. Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass ich hier bis jetzt nur auf der Durchreise über die Südstrecke vorbeigekommen bin, und das, obwohl es doch sehr nahe an Wien ist. Doch gleich mussten wir feststellen, dass die Züge in Ungarn doch nicht so langsam unterwegs waren, sowohl der "Zagreb" als auch alle anderen brauchbaren Züge um die Zeit entwischten uns knapp bei Szombathely. Daher belegten wir zunächst gemütlich unser gebuchtes Quartier in Balatongyörök und machten uns dann an den Zug, der Tapolca knapp vor Mittag Richtung Budapest auf der Balaton Nordstrecke verließ. Die ständigen Halte und zum Teil Langsamfahrstellen entschleunigten den stattlichen Zug auf der doch langen Strecke so, dass wir ihn ständig überholen und schon einige Stellen für besseres Licht später ausforschen konnten. So ging es, immer an Melonenständen vorbei, bis zur bekannten Seestelle in Balatonfüzfö. Meinen Dank für Ideen übrigens an vergangene Reportagenschreiber. In südliche Richtung muss man hier über einen wackeligen Steg auf die oft vorhandenen Dämme vor dem schilfigen Ufer wanken. In die Gegenrichtung entschied ich mich später hier sogar für ein Waten mit erhobener Ausrüstung durch das sumpfige Brackwasser hinter dem Damm. Wir erkundeten auch die ehemalige Stelle mit Seeblick im Hintergrund in Balatonakarattya, doch die ist nun komplett zugewachsen. Als nächstes Verfolgungsobjekt bot sich S 9704 aus Budapest an - und tatsächlich, er wurde von 628 (M62) 310 gezogen, es sollte allerdings die einzige bleiben. Wir lieferten dann später einen Begleiter in Veszprem ab und erwarteten S 19606, welcher sich als reine GySEV-Schlierengarnitur erwies. Durch das Waten im Schlamm erwischten wir ihn allerdings kein zweites Mal, da wir uns an der Panoramastelle in Örvényes nicht sicher waren, ob er schon vorbei war. Ein ungarischer Fotograf wartete dort ebenfalls, zog ab, und bald folgte im herrlichen Abendlicht der nächste Schnellzug aus Tapolca.

Wir ließen den Abend am Feldherrenhügel in Becehegy ausklingen, denn statt Sonnenaufgang am nächsten Morgen wurden wir nun schon mit einem herrlichen Mondaufgang über dem See beglückt. Danach aßen wir noch gut und recht billig im Heimatort und legten uns für eine kurze Nacht hin. Am nächsten Morgen stand der Frühzug S 19719 auf der Nordstrecke am Programm. Eines konnte man feststellen - am "Bock" saß ein richtig wilder Hund! Mit derartigem Karacho habe ich noch nie einen Zug ein- und ausfahren gesehen! Doch auch diesem Zug konnten wir bis zum Sonnenaufgang am Panoramapunkt folgen und hatten währenddessen schon einen schönen Monduntergang. Zudem ist dies der einzige Zug, bei dem man einige Strandstellen umsetzen kann - kurze Zeit später waren diese schon komplett zugeparkt. Wir bewegten uns wieder Richtung Tapolca zurück, wie schon am Abend zuvor war leider ein Desastro im Umlauf dabei. Doch am folgenden Schnellzug hatte ich meine erste Begegnung mit M41.2143 in Nostalgielack - und das in wunderbarstem Morgenlicht.

An diesem Tag wollten wir uns der anderen Strecke Richtung Südufer widmen, und S 8807 Szombathely - Kaposvár, eine GySEV-Garnitur teilweise mit Schlieren, bot sich hier perfekt an. Als Erstes warteten wir bei der imposanten Burg Sümeg nördlich von Tapolca, die Strecke von Ukk wird auch noch teils von alter Infrastruktur geprägt, wenn auch zum Teil außer Betrieb. Wir folgten, einziges Hindernis war Kesztely, wo die Umfahrungsstraße gerade erst gebaut wird, daher musste man etwas im Zick-Zack weiträumig ausweichen. Immerhin gibt es hier gleich einen Tesco. Als nächstes erwarteten wir den Zug beim Schmalspurbahnhof Balatonfenyves, anschließend erwischten wir ihn noch auf der Strecke Fonyód - Kaposvár, welche sich als echtes Juwel mit schönem, altem Ambiente herausstellte. Es wurde der Gegenzug von Pécs nach Celldömölk mit MAV-Garnitur gekreuzt.

Nun hatten wir Pause, ein Nachteil am Balaton ist dass doch extreme, ständige Fahren, wenn man wirklich immer etwas erwischen will - denn es ist fast immer etwas möglich. Daher nahmen wir zur Abwechslung die Autofähre von Szántód auf die Halbinsel von Tihany mit Vulkankratersee. Dies ist eindeutig das touristische Sightseeing-Zentrum am Balaton. Wir zogen uns in den Mittagsstunden nach Szepezdfürdö zum Dösen und Plantschen zurück. Am Nachmittag verfolgten wir wieder Richtung Tapolca, leider der gleiche Zug wie am Vortag diesmal ohne M62 (offensichtlich wird hier alles höchst spontan eingesetzt), und waren rechtzeitig in Becehegy am Seeblick bei der Haltestelle für S 8801 Celldömölk - Pécs. Wie gehabt fuhren wir bis Fonyód und konnten den Hafenblick herrlich umsetzen. Auf dem Weg nach Hause nahmen wir S 8806 Kaposvár - Szombathely ein letztes Mal mit Abendstimmung nördlich von Tapolca auf. Der direkte Weg nach Wien führte über Sopron auf sehr geraden Bundesstraßen, so dass ich trotz Einkaufshalten in nur etwas mehr als 2 1/2 Stunden zu Hause war. Es wäre also durchaus als Tagesausflug drinnen, allerdings muss man eben, wie schon erwähnt, sehr viel herumfahren.




Nun stand meine große Sommertour auf dem Programm, von 7. - 14. August. Wieder ging es zunächst nach Split, denn ich hatte mir Labin Dalmatinski genauer angeschaut und gemerkt, dass man eigentlich ohne Probleme zur großen Horseshoe-Curve auf der anderen Bergseite zu Fuß gelangen konnte. Dies, und die Signale von Labin waren ebenfalls noch weiße Flecken auf meiner ansonsten schon sehr dicht erkundeten Landkarte dieser Strecke. Der "Zagreb" fuhr nun ein paar Minuten früher von Wien Meidling - nun mit Rechtsverkehr - ab, und nicht mehr gemeinsam hinter dem Railjet. Zudem wurde zehn Minuten vor Abfahrt die Bahnsteigsanzeige von zwei auf sechs geändert, als man die Garnitur schon drüben einfahren sah. Wieder ging es nach Zagreb, wo ich im unterirdischen Einkaufszentrum in der Feinkost-Sektion des Konzum ganz gute, frische gebackene "Sarajever" (naja, nicht ganz) Samuns entdeckte, wer nicht auf Diät ist kann sich auch die zugehörigen Cevapi im Modularsystem dazukaufen.

Die Strecke nach Varazdin wurde erneut besucht, dieses Mal Zlatar Bistrica mit seinem sehr interessanten Empfangsgebäudeteil aus dem Jahr 1912. Ich fuhr direkt zurück nach Zagreb und bestieg wieder den Liegewagen nach Perkovic. Erneut kam mir ein Güterzug frühmorgens beim Warten im 5501 entgegen. Mit großem Rucksack marschierte ich gleich nach der Ankunft in Labin los, auf die nach Split gerichtete Bergseite. Einen Teil kann man zunächst auf kleineren Wegen zurücklegen, danach muss man die große Straße entlang. Dies ist aufgrund des doch recht starken Verkehrs nicht ungefährlich, aber man hat immer Platz zum Ausweichen. Zur früheren Stunde ging es noch, und ich hatte sehr bald die Passhöhe überwunden, die nah an Labin liegt. Insgesamt benötigte ich mit öfterem Ausschauhalten etwas mehr als eine halbe Stunde bis an die Straßenbrücke über die Strecke. Hier musste ich nun aufgrund der Streichung des Mittagszugpaares über den Sommer bis zum Nachmittag ausharren. Glücklicherweise fand ich gleich einen schattenspendenden Baum in luftiger Höhe, denn erneut wehte ordentlich Wind. Ich suchte ein Versteck für den großen Rucksack und war so beweglich für die Morgenzüge, die sich planmäßig und herrlich im Licht abwickelten. Ich hatte schon in Zagreb eine 2044 am IC"N" 525 gesichtet, also konnte ich den seltenen Bass bei der Bergfahrt des IC"N" 520 genießen. Als letztes erwischte ich Pu 5503 und IC 1522 nahe des Vorsignales von Labin an der Einfahrt in den Scheiteltunnel, leider wurde ich ebendort von einer Wespe in der Kniekehle erwischt. Da ich seit einem Jahrzehnt nicht mehr gestochen worden war, hatte ich keine Erfahrung mit plötzlich auftretenden Allergien, doch es passierte zunächst nichts.

Nun konnte ich mich ausruhen, dachte ich, doch innerhalb meiner Wartezeit kamen geschlagene zwei Talfahrer und ein bergfahrender Güterzug vorbei - soviel zu: da ist nichts los! Kurz nach dem letzten Talfahrer düste ein spanischer Fotograf heran, seine Frau war in Split geblieben. Er wartete dann aber doch bis zum Nachmittag. Das mittägliche ICN (tatsächlich)-Zugpaar erlegte ich kreativ rund um den kurzen Tunnel mit Einschnitt oberhalb der Hufeisen-Kurve. Es rückte die Zeit des Nachmittags-Personenzugs näher, daher beehrte ich den Spanier auf dem Standpunkt über dem Tunnel. Doch das GM-Donnern in der Ferne klang anders, nicht schnell, sondern langsam trotz voller Power - und tatsächlich: erstmals sah ich den Nachmittags-Güterzug vor dem Personenzug bergwärts kommen, noch dazu diesen aufhaltend - keine Ahnung, was diese Aktion für einen Sinn hatte. Für mich war dies jedoch gut, denn so konnte ich nach dem Pu bequem Richtung Labin marschieren, ohne Zeitdruck.

Ich hatte mich in meiner Pension in Split um sieben, nach der Ausfahrt des "Adria" angekündigt, doch das sollte Illusion werden. Es kam und kam nichts, letztendlich erfuhr ich mit zwei wartenden Einheimischen, dass jemand die Notbremse gezogen hatte und sich bei einem Wagen die Bremsen nicht mehr lösten. Sofort wurde in der Expertenrunde mit Vorstand und dem etwas beleibten Weichensteller diskutiert, wie diese Situation am besten zu bewältigen wäre. Unterdessen erzählte mit einer der älteren Einheimischen von den guten alten Zeiten, als noch Leben im Ort Labin herrschte, da gab es eine Schule, dort wurde Fussbald und Volleyball gespielt, heutzutage sind alle nach unten in die Städte gezogen und haben die Bergdörfer ausgestorben zurückgelassen. Wie durch ein Wunder war mit 1 1/4 h Verspätung der erste Zug, der vorbeikam, mein Pu nach Split, nicht der ebenfalls überfällige IC 1523 aus Zagreb. Ein Wagen war unterwegs zurückgelassen worden. In schneller Fahrt ging es bergab, wir warteten nicht wie vermutet in Kastel Stari auf den "Adria", sondern kreuzten in Kastel Sucurac. In Split suchte ich nach Getränkeeinkäufen mein Zimmer bei einer alten Dame etwas außerhalb der Altstadt oberhalb des Bahnhofs auf. Hier hatte ich schon 2009 genächtigt, doch der Zimmerpreis hatte sich von damals günstigen 180 Kuna auf 300 erhöht! Die ältere Vermieterin schob dies auf die gewachsene Nachfrage und auf die Arbeitslosigkeit des Sohnes. Na gut, sie war sonst sehr nett und hilfsbereit, also gibt es halt eine kleine Spende. Ansonsten war in Split doch sichtbar weniger los als in der Hauptreisezeit im Juli, aber noch immer genügend Trubel.

Am nächsten Morgen nahm ich mit dem kleinen Rucksack den Frühzug 5500, noch zehn Minuten früher als vor kurzem, um 3:50. Bei Labin klapperte ich die restlichen Signale auf der Hochebene ab. Zunächst das Vorsignal aus Richtung Perkovic. Ich hatte natürlich immer auch ein Auge auf den bis jetzt immer gesichteten Früh-Güterzug aus Solin, doch stattdessen kam ein Lz-Pärchen nach Solin vorbei - oha, da wird doch nicht etwa ein Güterzug mit baldiger Abfahrt noch unten auf Loks warten? Anschließend war es Zeit für den 1823, der an dem Donnerstag doppelt so lang wie am Tag zuvor war. Den Personenzug erlegte ich am Einfahrtssignal, danach marschierte ich zu dem an der Split-seitigen Einfahrt. B 825 sollte nun schon schön im Licht hier vorbeikommen. Doch mir war es, als vernähme ich ein Grummeln in der Ferne, tatsächlich, das konnte kein Echo sein - es musste der Güterzug aus Split sein! Inmitten einer herrlich leichten dalmatinischen Wiese platzierte ich das Video-Stativ und wanderte etwas zurück. Und wirklich, es wurde noch besser, der Güterzug wurde in der Steigung aus dem Tunnel kommend stehengelassen. Was sich nun vollzog war einfach eine typisch jugoslawische Kreuzung, ich konnte mein Glück kaum fassen. Geschlagene sieben Minuten später fuhr der B 825 in das Ausweichgleis ein. Und es dauerte noch einmal sieben Minuten, bis die eine Weiche am anderen Ende gestellt war, und das Einfahrtssignal für den Güterzug gezogen! B 825 konnte dann nach 10 Minuten seine Fahrt fortsetzen - insgesamt hatte der Kreuzungsvorgang also fast 20 Minuten gedauert, natürlich paradiesisch mit zwei schönen Anfahrten für mich, aber ich vermute der etwas beleibte Weichensteller ist etwas gemütlich geradelt...

Der IC"N" kam wieder mit GM, und den Abschluss machte IC 1522, dann musste ich zurück nach Split. Ich hatte im Web nach billigen Flügen gesucht und kam so auf die EasyJet-Verbindung nach Mailand - dies sollte mein nächstes Ziel sein. Bei der Pension holte ich mein Gepäck ab und konnte gleich in der Nähe in einen Stadtbus einsteigen, denn die Linie 37 nach Trogir hatte ihren Ausgangspunkt bei einem Busbahnhof in der Stadt, nicht in jenem neben dem Bahnhof. Doch durch überall herumstehendes Informationspersonal in Warnwesten und nette Busfahrer war es kein Problem, diesen zu finden. Ebenso gibt es um Split ein Zonensystem, so dass der Stadtbusfahrer mir sofort einen Fahrschein bis zum Flughafen ausstellen konnte, natürlich recht billig. Die Linie 37 klapperte die Kastelas ab und benötigte etwa eine Stunde bis zum Flughafen, alles sehr bequem. Auch der Flughafen selbst ist sehr gemütlich, bietet genügend Platz zum Sitzen. Als kleinen Bonus hat man einen Blick auf die Strecke und so konnte ich noch ICN 521 am Berg vom Gate aus erwischen.

Nach Flug mit Blick auf ehemalige Urlaubsziele in den Kornaten fackelte ich nicht lange herum, sondern nahm gleich einen Bus um 10 Euro nach Milano Centrale. Mein Hotel mit sehr gutem Preis/Leistungsverhältnis lag gleich in der Nähe, und so konnte ich mich bald leicht bepackt in die Stadt aufmachen. Unterwegs konnte ich noch einige Peter Witt Straßenbahnen erlegen, ich kreuzte Richtung Milano Porta Garibaldi. Mein heutiges Ziel waren die neuen NTV "Italo" AGVs, und tatsächlich, den ersten erwischte ich nicht ganz toll, da die Brücke über den Bahnhof durch ein hohes Gitter nicht gut zum Fotografieren geeignet ist, doch für den letzten um 20:19 nach Bologna stand die Abendsonne perfekt. Von GM zu Ferrari also in wenigen Stunden! Am Bahnsteig erwarten einen an den Türen nette Zugbegleiterinnen, hat NTV wohl aus China abgeschaut, Passagiere zeigten sich zumindest zu der Zeit spärlich. Der Zug nimmt anschließend die unterirdische Route unter Mailand durch.

Am nächsten Morgen versorgte ich mich am selben Bahnhof gleich an der Farmazia 24 ore mit Antihistaminika, denn um den Wespenstich hatte sich ein größerer roter Fleck gebildet. Doch dies war kein Problem, und so bestieg ich den Früh-TGV Richtung Paris. Ich hatte einen Platz in der ersten Klasse gefunden, der online kaum teurer als das billigste Angebot der zweiten war. Es war eine angenehme Fahrt, zunächst ging es flach bis zur Betonwüste von Turin, dann wurde die Landschaft stundenlang aufregend. Wir begegneten erst später Güterzügen, dann allerdings gleich mehreren knapp hintereinander. Einer führte eingewickelt einen brandneuen "Italo" AGV, der gerade frisch aus Frankreich geliefert wurde, mit. An Sestriere vorbei erreichten wir die französische Grenze in Modane. Vor meinem Fenster lief ein aus der Toilette kommender Afrikaner genau dem Trupp Grenzpolizisten, welche durch den Zug (ohne Kontrolle) gegangen war, in die Arme und wurde genauestens gefilzt - ich dacht mir, aha, hier also auch (oder noch immer)...

Ich stieg recht bald danach in Chambéry aus. Hier nahm meine desaströse Erfahrung mit SNCF-Fahrkartenkauf nahtlos seine Fortsetzung. Ich hatte glücklicherweise nur zwei der Karten für diesen Tag im Internet zur Abholung am Automaten gekauft. Nun, ich kam hin. Er verlangte die verwendete Kreditkarte. Gut. Ich hatte mir den Referenzcode, den man meistens bei Automatenabholung eingeben muss, notiert. Er verlangte eine Code (genau so, nicht genau spezifiziert). OK, gut - ähm, was ist das? Der Code besteht aus Buchstaben, es gibt aber nur ein Nummernpad! Die Angabe am Schirm sah so aus, als wären acht Ziffern verlangt. Ich scrollte fieberhaft durch die Bestätigungsmails am Handy und fand etwa ein dutzend Zahlencodes! Na gut, probieren wir halt einmal... Carte refusé. OK, probieren wir weiter... Nichts ging. Doch ich ahnte die Auswirkungen noch gar nicht. Ich suchte schnell den Bus nach Grenoble - Schienenersatzverkehr. Ich fragte den Schaffner, ob er Fahrkarten verkauft. Nein. Glücklicherweise bekam ich noch mit, dass man die Karte auch im Bahnhof kompostieren muss. Ich stellte mich am Schalter an. Die Abfahrtszeit des Busses naht. Alle brauchen eine Ewigkeit. Doch ich kaufe schnell eine Karte nach Clelles-Mens über Grenoble, zahle bar, und es geht sich noch aus. Die Busfahrt führte etwa eine Stunde lang über die Autobahn, dann durch das Zentrum von Grenoble. Hier hätte ich gleich einen Anschluss gehabt, doch in weiser Voraussicht wollte ich zunächst alles Geld- und Fahrkartentechnische abchecken. Am Fahrkartenschalter beschaffte ich mir die restlichen SNCF-Tickets für die nächsten zwei Tage. Dabei stellte sich heraus, dass man die Kreditkarte nicht einmal mehr mit dem Durchziehen des Magnetstreifens verwenden konnte. OK, dachte ich mir, wahrscheinlich wurde sie vom SNCF-System für 24h gesperrt, wie es auch nach zwei Internetkäufen aus irgendeinem Grund der Fall war. Ich hatte ein bisschen Zeit, am Bahnhofsvorplatz hätte man schön Straßenbahnen fotografieren können, doch herrschte aufgrund von Bauarbeiten Schienenersatzverkehr. Bald konnte ich in meinen Triebwagen Richtung Gap einsteigen, bis Clelles-Mens dauerte die Fahrt etwa eine Stunde. Bei der Ausfahrt Grenoble begegneten wir noch einer alten Garnitur mit BB67000, ansonsten sah ich im Lokalverkehr nur Triebwagen.

Clelles-Mens erwies sich als genau richtig, ein schöner Bahnhof mit urigen Formsignalen, eingerahmt von spektakulärer Bergkulisse. Die Stellwerkshebel befanden sich unter einem Dach draußen am Bahnsteig, gleich daneben untergestellt stand ein Griller. Auf der andere Seite des Grenoble-seitigen Tunnels, welcher direkt in den Bahnhof führt, befanden sich nah beieinander zwei Viadukte. Als erstes suchte ich gleich eine Panoramastelle mit dem prägnanten Mt. Aiguille, dafür musste man nur einen kleinen Hügel überwinden. Allerdings landete ich in einer Sandgrube, bei der ich nicht genau wusste, ob sie noch in Betrieb war. Also machte ich lieber schnell ein paar Panoramaschüsse und wartete dann wo anders auf den nächsten Zug. Dieser kam früher als gedacht als einzelner Triebwagen Grenoble - Clelles-Mens, ich hatte nur die Abfahrtszeiten angeschaut, und da war dieser Zug natürlich nicht inkludiert. Die Wende bot mir Gelegenheit gleich mehrere Bahnhofsmotive umzusetzen, also wieder einmal die Zeit perfekt genutzt. Eine halbe Stunde nach Rückfahrt des Triebwagens Richtung Grenoble kam dann mein direkter Zug nach Briancon - am Freitag Abend bestehend aus drei Triebwagen, allesamt gesteckt voll. Ich fand noch einen Klappsitz bei der Tür. Nach weiterer Fahrt durch spektakuläre Landschaften leerte sich der Zug etwas in Gap. Auf dem weiteren Weg kam man sehr schön entlang des Stausees Lac de Serre-Poncon bis Embrun, danach führte die Strecke weiter bis Briancon noch eine Zeit durch eine sehr schroffe Schlucht.

In Briancon war natürlich das Licht nur noch auf den Berggipfeln, dennoch gab es schöne Bilder mit auf die Abfahrt wartendem doppelbespannten Nachtzug nach Paris. Nach dessen Ausfahrt freute ich mich auf das Hotel gleich beim Bahnhof. Leider zu früh, denn ich konnte noch ein Theater erleben. Wie sich herausstellte, war der Chip meiner Kreditkarte gesperrt worden - denn der "Code" am SNCF-Automaten hätte der PIN der Karte sein sollen. Natürlich gab es darauf keinen klaren Hinweis, ebensowenig eine Warnung, dass der Chip gesperrt werden könnte. Ich schrieb der SNCF vor Kurzem dazu eine Mail, und war wenigsten hier positiv überrascht: sofort kam eine Antwort, dass der Betrag das Online-Kaufes komplett rücküberwiesen wird. In diesen Belangen ist der Kundenservice offensichtlich in Ordnung. Bei der Rezeptionistin des Hotels war dies weniger der Fall, ein Anruf bei der VISA-Hotline bestätigte, dass die Karte an sich in Ordnung ist, und man die Nummer nur manuell eingeben müsste. Die Dame weigerte sich persistent, schrie sogar die VISA-Angestellte am Telefon an, bis es mir zu blöd wurde und zum Hotel nebenan ging. Dort hatte man ein nur zehn Euro teureres Zimmer mit mehr Ausstattung frei, die Dame war freundlich und tippte die Karten-Daten in zehn Sekunden ein. Genauso problemlos verlief es in allen weiteren Hotels der Reise. Was das Problem in dem einen Hotel war, weiß ich nicht so genau, nun wurde von dort sogar die Stornierungsgebühr von booking.com beantragt, was auf betrügerisches Verhalten schließen lässt. Auf jeden Fall wird es angefochten.

Am nächsten Morgen machte ich mich nach sechs mit dem ersten Zug nach Embrun auf, um den Nachtzug nach Briancon abzupassen. Ich hatte hier ein Viadukt gesehen, nur die Sonne war fraglich. Der Nachtzug hatte eine halbe Stunde Verspätung, es ging sich gerade nicht mit der Sonne aus, welche sieben Minuten später kam. Wieder fünf Minuten darauf musste ich aber zum Zug, daher kann ich mich über mangelndes Glück nicht beschweren. Der Zug kam nahe der Sonne, und ich habe sonnige Bilder, da wird sich definitiv virtuell etwas machen lassen... Mein nächster Halt war Sisteron, nun war ich in der Provence angekommen. Es ist ein schönes, mittelalterliches Städtchen mit Zitadelle, allerdings komplett von Touristen überlaufen und ein einziger Verkehrsstau. Nach Mittag hatte ich von hier einen lokalen Bus nach Digne-les-Bains, dem nördlichen Endbahnhof der Schmalspurbahn Chemins de Fer de Provence. Die Fahrt ging entlang der aufgelassenen SNCF-Strecke, auch der größte Teil des Bahnhofs in Digne ist verwachsen, nur die Schmalspur-Kopfgleise frei. Lustigerweise gibt es zwei WCs nebeneinander, eines der SNCF, die diesen Bahnhof gar nicht mehr per Bahn bedient, und eines der CF. Ich nahm das der CF. Auf mich wartete neben einem kleineren Schienenbus einer der neuen, roten AMP-Triebwagen. Auf teils recht abenteuerlicher Streckenlage ging es nun zu meinem Zielort für den Tag, Le Fugeret.

Die Strecke ist teilweise höchst spektakulär, vor allem eine Brücke bei Thorame-Haute und die wahnwitzige Hangführung nach Méailles habe ich mir für spätere Besuche notiert. Doch ich blieb in einer in einem schönen alten Gasthof untergebrachten Jugendherberge gleich bei der nunmehrigen Haltestelle Le Fugeret. Hier windet sich die Bahn in zwei Schleifen den Berg hinab, lustigerweise führt unten eine Straße direkt von einer Ebene zur nächsten. Ich nahm jedoch einen steilen Fußpfad entlang der unteren Schleife. Über die Bahn ein Stück weiter oben erreicht man einen Hundezwinger - Hundehaltung schien im Ort sehr populär zu sein - mit Blick auf ein Viadukt und alle Ebenen. Bald kam der einzelne Schienenbus von Digne nach Nizza, auf den oberen zwei Ebenen schien gerade noch die Sonne. Als kurz darauf ein AMP als Gegenzug bergauf tuckerte, war sie bereits ganz aus dem Tal verschwunden. Nun konnte ich mich einmal ausschlafen, denn am Sonntag kam der erste Zug erst um 8:23 vorbei. Es war wieder einmal der einzelne Triebwagen, den ich mit der Kirche und Friedhof als Motiv erwischte. Der Gegenzug war bereits meiner nach Puget-Théniers, ein älterer zweiteilig verkehrender Triebwagen. Doch auch diese Fahrzeuge besitzen durchgehend Klimaanlagen, sonst würde man hier im Sommer sterben. Der Führerstand ist nicht vom Fahrgastraum abgegrenzt, und so konnte ich nach hinten hinaus ein paar Führerstandsaufnahmen machen, unter anderem von den sogenannten "Elefanten".

In Puget erwartete mich schon die herrliche, große Mallet E211, auch hier möchte ich mich für die Ideen bei diversen Reportagen bedanken, ohne diese hätte ich keine Ahnung von der Existenz des Dampfsonderzuges. Im Hochsommer fuhr die Lok Tender voraus nach Villars-sur-Var, allerdings zwei Mal hin und her. Die Strecke führte fast nur an der Straße entlang, es gab nur einige wenige Aussichtspunkte, wo die Strecke unten am Fluss Var und die Straße weiter oben verlief, und diese waren mangels Platz nur sehr gefährlich zu erreichen. Also blieb ich für die erste Pendelfahrt in Puget, fertigte genug Detailaufnahmen an, die Ausfahrt und bei der Rückfahrt ein Panorama mit dem Ort. In der Mittagspause wechselte ich nach Villars. Dort entdeckte ich beim Bahnhof einen kleinen Pfad zum Fluss. Für eine Aussicht musste man allerdings durch die Strömung auf eine der vielen Steininseln waten. Dies wagte ich nur leicht bepackt mit der Fototasche und fotografierte den nächsten Triebwagen Richtung Digne vom Fluss aus. Es kamen auch gleichzeitig ein paar Kanuten vorbei. Für den Dampfzug suchte ich dann doch lieber eine Aussichtsstelle von oben. Die an der Straße war mir zu gefährlich zum Warten, doch es gab eine Alternative bei einem Garten nahe des Bahnhofs. Nun hieß es Warten, mit etwas Zeitpolster ging ich letztendlich zur Stelle. Doch da meinte ich etwas gehört zu haben, und tatsächlich, es schlich sich schon der verfrühte Dampfzug in der Ferne an! Gerade rechtzeitig konnte ich alles herrichten. Anschließend erwies sich die Wahl des Bahnhofs als Standpunkt wieder als goldrichtig. Es begann eine Verschuborgie, bei der der Begleitwagen per Muskelkraft verschoben wurde. Anschließend setzte sich die Dampflok vor den Wagen und schob den gesamten Zug noch über die Rückfallweiche aus dem Bahnhof heraus. Ich hatte als Motiv also zusätzlich noch die Einfahrt aus Richtung Nizza in schöner Umgebung mit Felswänden und alter Infrastruktur. Sogar die Gendarmerie war in ihrem Wagen angerückt, um den Vorgang zu bewundern. Überhaupt war der Zug sehr gut besucht, was fotografieren nicht ganz einfach machte. Bald kam ein Doppel-AMP, welcher mich nach Nizza brachte. Von dort war es nur noch ein kurzes Stück an der Côte d'Azur bis zu meinem Hotel in Cap d'Ail, gleich an der Grenze zu Monaco. Am Abend brauten sich Gewitterwolken zusammen, doch in meinem Ort merkte ich nichts von Unwettern.

Am nächsten Tag machte ich mich früh Richtung Nizza auf, mein geplantes Ziel war die Gegend Anthéor. Doch daraus wurde nichts. In Antibes wollte ich umsteigen, merkte aber gleich, das etwas nicht stimmte. Der TER nach Marseille wurde gestrichen, ebenso einige Regionalzüge in und aus meiner Richtung Les Arcs Draguignan. Bei jedem Zug wurde ein anderer Grund eingegeben, doch letztendlich erfuhr man, dass es Unwetterschäden auf einem Streckenteil gegeben hatte. Also fuhr ich doch nur bis zur nächsten Stations Juan-les-Pins und erwartete dort die Nachtzüge nach Nizza zwar nicht in schöner Landschaft, aber doch netter Umgebung. Die Züge kamen bis auf den letzten aus Strasbourg und Luxembourg fast pünktlich, was mich überraschte. Neben dem Extra-Autowagenzug erwischte ich als zusätzliches Schmankerl einen kompletten Trenitalia Liegenwagenzug. Schild oder ein anderer Hinweis auf den Zuglauf fand sich nicht, möglicherweise kam er aus Lourdes, da er einen Lazarettwagen mitführte. Zusätzlich wurde ich durch eine alte Doppelgarnitur beglückt, ansonsten sah ich vor allem Richtung Ventimiglia nur neue Triebwagen.

Zu Mittag suchte ich das Straßenstück der CP gleich beim Kopfbahnhof in Nizza auf, hier gab es eine seltsame Mischung aus Straßenampeln und Eisenbahnsignalen. Anschließend setzte ich mich zum herrlichen Aussichtspunkt am Yachthafen von Beaulieu-sur-Mer (wer kein Französisch kann: "Schöner Ort am Meer" - stimmt!). Hier führt die Strecke im Hintergrund an einer Felswand entlang, davor lag ein riesiger outgesourcter Yachthafen von Monaco. Dorthin verschlug es mich als nächstes, doch war ich schon sehr geschlaucht und stolperte ein paar Mal, einmal fiel sogar das Objektiv einfach aus der Fassung, das ist mir noch nie passiert. Dennoch war ich schneller als der Verkehrsstau (auch mit ein paar Sightseeing-"Zügen") beim Casino oben. Letztendlich machte ich noch ein paar Bilder an der offenen Sektion des Bahnhofs und ruhte mich anschließend im Hotel aus.

Am letzten Morgen fuhr ich bei Sonnenaufgang nach Eze-sur-Mer. Dort fand sich gleich unterhalb des Bahnhofs ein öffentlicher Strand, von dem aus man auch die Strecke sah. Zunächst suchte ich aber einen Aussichtspunkt und fand ihn am Tor zu einer monströsen Villen-Anlage. Gleich davor parkte ein monegassischer Hummer. Nun hatte ich genug und ging schwimmen. Pünktlich zum TGV aus Ventimiglia, der einzigen planmäßigen Abwechslung der Strecke, fand ich mich am Bahnhof ein. Den nächsten der meist bummvollen Züge nahm ich bis Nice-St-Augustin, der Station nahe des Flughafens. Von der Straße aus sah ich noch eine alte RIO-Garnitur Richtung Nizza vorbeifahren, es scheint sie also doch noch im Plan zu geben, zumindest von Nizza nach Westen. Am Flughafen testete ich kurz aus, ob Quick wirklich so schlecht ist, wie sein Ruf - ja! Und noch dazu Schnecken-langsam... Check-In und Boarding verlief planmäßig, im Embraer Jet nach Wien klärte uns Niki über sämtliche Sicherheitsmaßnahmen auf. Unterdessen düste die Feuerwehr über das Rollfeld, und wir mussten ein paar Minuten warten, da ein Flugzeug eine Notlandung angemeldet hatte. Dieses erwies sich als Mini-Propellerding, und es ging doch recht pünktlich los. Am Flug saß ich leider Richtung Süden, doch die Blicke hatte ich ja schon vor fünf Jahren bei perfekter Sicht fotografiert. Dennoch konnte ich den Gardasee und die Dolomiten bewundern. Leider war der erste gesichtete Zug nahe heimischem Boden in Sopron wie schon Tradition ein aus Deutschkreuz kommender Talent...