Autor Thema: Rumänien 2015 - 13: Durch das Olttal (50 B.)  (Gelesen 5927 mal)

Roni

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Rumänien 2015 - 13: Durch das Olttal (50 B.)
« am: 17. Juli 2015, 12:39:14 »
Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Rumänien 2015 - 12: Aprilwetter am Cibin (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3723.0


Zum Video:
https://youtu.be/f2aVp_q6rT4




2. 4. 2015

Ich marschierte an das Oltbrückenende von Oltbrücke (Podu Olt ;-)) und erwartete kurz vor 19:00 am Bahnübergang hinter der Station den pünktlichen IR 346 "Dacia" nach Wien, welcher aus Richtung Fagaras kommend die hintere der zwei Brücken überquert hatte. Nun fehlte der 5. Waggon endgültig, kein Speisewagen, nur Schlaf-, Liege- und zwei 2.-Klasse-Wagen.




Volles Panorama mit Fagaras-Gebirge, rechts ackerte eines der bereits bekannten Traktorenprodukte aus Brasov entlang des Oltufers.




Jetzt in Podu Olt, in vierzehn Stunden in Wien.




Das Angenehme am Bahnübergang: gleich daneben befand sich ein Restaurant mit Pension. Wir bestellten Suppen und Grillplatten.




Was gibt es Gemütlicheres als zwischen Gängen kurz vor die Tür zu schauen - und gleich so eine Szenerie fotografieren zu können? Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Umlaufpläne vom vorigen Jahr noch galten, aber es näherte sich ein kleiner Brummer in Coladosenlackierung...




Voilà: der werktägliche R 2461 aus Râmnicu Vâlcea (Naaa, wie genau sprechen wir es aus? Exakt: "Rmniku Vltscha"!) kam in Form von Malaxa 77-0910 überpünktlich vor dem um 19:44 im letzten Licht glühenden Gebirge daher.









Um acht bestand Anschluss an R 2516 Sibiu - Fagaras. Der Altersunterschied zwischen Desiro und Malaxa beträgt etwa 70 Jahre.




Gebirge - beschriftet.









Fünf Minuten später trat der Malaxa als R 2464 nach Babeni die Rückfahrt an. Am Schranken kam es wieder zum Clash mit der Moderne.




Vollmond-Malaxa.




Es wird Nacht in Transsilvanien... huuuuuuu!




Wir stolperten in absoluter Finsternis die paar Meter vom Restaurant zum Bahnsteig und erwarteten einen Desiro zur Heimfahrt - R 2111 entpuppte sich jedoch als GM-gezogener Zug, da er Kurswagen von einem IR aus Bukarest mitführte.




Um zehn waren wir wieder am Stützpunkt bei der Lügenbrücke angelangt.






3. 4. 2015

Am Freitagmorgen trafen wir um 7:30 beim Bahnhof Sibiu ein.














Richtung Fagaras-Gebirge lag diesmal eine graue Wolkenwand, doch wir wollten an dem Tag ohnehin daran vorbei in den sonnigen Süden fahren.




Unsere Kuttergarnitur von R 2068 nach Râmnicu Vâlcea mit Abfahrt um 7:50 stand am ominösen "Bahnsteig" 5, leider mit der Nase von 60-1036 schon im Schatten der Autobrücke. An zweiter Stelle befand sich diesmal netterweise ein Abteilwagen mit Halbfenstern im Zug.




Wir passierten den Güterbahnhof Sibiu mit Abrollberg. Die meisten Waggons waren vermutlich abgestellt, dennoch musste zumindest irgendwo irgendwann ein Güterzug verkehren, denn an einem Abend sah ich einen bemannten MARFA-Kutter vor Ort. An den Strecken um Sibiu kam es allerdings zu keiner Güterzugsichtung.




Wir bewegten uns auf die dunkle Wand zu. Noch im Spotlight nach Vestem begegneten wir jedoch in herrlicher Stimmung IR 74 "Transilvania" nach Budapest. Diese Szene habe ich gefilmt, siehe Video (Link oben) ab Minute 44:35. Gerade in dem Moment stattete zwar der Schaffner unserem Abteil seinen Besuch ab, doch man schaffte es ihn lang genug hinzuhalten.




Eigentlich wollte ich an dem Tag ja eventuell schon viel früher los, um am Morgen im Olttal fotografieren zu können. Doch aufgrund der späten Rückkunft am Tag zuvor, Müdigkeit nach Zeitumstellungen und Minusgraden am Morgen entschied ich mich für den gemütlichen R 2068. Wir passierten Turnu Rosu mit der massiven ehemaligen rumänischen Grenzstation. Dann schlängelt sich die Strecke am Hang entlang, und Valea Marului wird erreicht.
Wie ihr euch vielleicht noch erinnern könnt, dachte ich nie mehr Gelegenheit für Bilder mit rumänischen Formsignalen zu haben... doch dann tat ich auf indisch (wobei ich das nicht einmal in Indien gemacht hatte ;-)), da sich auf der Seite die Gangfenster nicht öffnen ließen...




Da sage man noch einmal, man könne aus dem Zug keine guten Bahnbilder machen: Wie könnte man es noch perfekter arrangieren als mit Formsignalen, Kuttergarnituren (R 2071) bestehend aus hellblauen Waggons, Schafherde mit Esel (und Schäfern in traditionellen Hüten, nicht im Bild), ... Sonne kommt hier um die Tages- und Jahreszeit sowieso nicht hin. Man achte auch auf Details wie die spartanische Beleuchtung vorne, die mich etwas an ein Bild aus den Türkei-Reportagen erinnert.




In Câineni passierten wir eine umgekippten Güterwagen, in Robesti eine des Wassertals würdige Hängebrücke zu Häusern am anderen Oltufer. Mehr Szenen von der Fahrt durch das Tal sind auf Video ab Minute 48:55 zu sehen.




Teilweise öffnete sich das Tal, zudem ist der Fluss oft extrem reguliert. Wir kamen an einer Baustelle vorbei - den rostigen Baumaschinen nach stand die Arbeit jedoch schon lange still.




In Cornet fand sich ein Lazarettwagen sowie diese Baumaschine, die aussah als hätte man zwei Lokhälften entzwei geschnitten.




Vor Lotru wird der Olt erneut auf einer neben der alten Bahnbrücke offensichtlich in Modulbauweise neu errichteten Brücke gequert. Die Kurve wurde darauf verlegt wie Modellbahngleise, daneben konnten die Einheimischen bequem einen Gehweg einrichten. Hier hätte ich ursprünglich angedacht am Morgen R 2071 zu fotografieren, doch angesichts der Ausbeute war ich glücklich die bequeme Variante gewählt zu haben.




Calimanesti ist der erste größere Bahnhof Richtung Süden, rechts vom Bild befinden sich sogar Bahnsteigdächer. Abgestellt stand die Garnitur, die am Nachmittag als R 2436 nach Babeni fährt und dort auf R 2063 Richtung Sibiu wendet. Die 82er davor war ein Hinweis, dass die Leistungen doch nicht sicher auf Kutter gebucht sind, und ich am Tag davor sowie am Morgen mit 100% Ausbeute doch Glück gehabt hatte. Auch im Video zu sehen (50:35) ist die Begegnung mit R 2061, an dem Tag ebenfalls eine 82er.




Etwas für Freunde alter Waggons: In Daesti stand diese Reihe abgestellt. Ab Lotru ist die Strecke übrigens zweigleisig.




Nun ist man endgültig aus dem engen Tal heraus, noch einmal wird auf einer langen Brücke der Fluss überquert (Video bei Minute 52:00). Wir fuhren nicht bis in den eher industriellen Ort Râmnicu Vâlcea, sondern stiegen kurz davor in Bujoreni Vâlcea aus.
Nach nicht allzu langem Fußweg durch die eher Vorort-artige Ortschaft erreichten wir das Dorfmuseum des Kreises Vâlcea (Muzeul Satului Vâlcean). Hier gibt es Informationen darüber (auf Englisch): http://www.muzee-valcea.ro/index.php?f=muzee&m=3&lb=en

Den Eintritt zahlte man in einem Schulgebäude... hmmm, Freiluftmuseum, das erinnert doch an die Scanrail-Tour! In großen Ländern wie Rumänien oder in Skandinavien ist es sicher besser alte Bauwerke zur Erhaltung zusammenzutragen. Wir trafen auf durchaus engagiertes Personal, ein Herr mittleren Alters sprach auch sehr gut Englisch.




Im Klassenzimmer.









Durch die aktuelle Religiosität in Rumänien trifft man immer wieder auf neuere Werke, selbst im Museum. Zum Beispiel ist es üblich für Verstorbene Gedenkkreuze aufzustellen.




Ein frappierender Unterschied zu Siebenbürgen: hier herrschte tatsächlich Frühling, das Klischee des warmen Südens trifft zu!




Brunnenanlage mit älteren Steinkreuzen.














Die Gebäude waren auf dem Gelände, das mir recht gut gefiel, verteilt. Hinein durfte man jedoch nur zur Sommersaison, im April war noch alles geschlossen.




Auf einem Hügel im hinteren Teil des Areals befand sich eine Holzkirche.




Die bunten Bienenstöcke sind auch heutzutage in der Region noch allgegenwärtig.




Mühlen waren ebenfalls zu finden, links im Hintergrund die Aussicht Richtung Râmnicu Vâlcea.




Auch das erinnerte natürlich an Skandinavien, die Kirche war leider versperrt.




Interessante Kruzifixe an Bäumen.









Das ist die Ur-Version der Zäune mit Zierdächern (welcher einer in Moldovita an meiner Jacke nagte ;-)), derart geflochtene Zäune sieht man auch in Dokumentationen über die Bronzezeit...




Daneben befand sich eine orthodoxe Kirche, mit einem unserer Begleiter.














Ein neueres, aber dennoch uriges Kunstwerk.


Nun wollten wir weiter zum Kloster Cozia (nicht das Wassertal-Cozia) und überlegten einen Bus zu nehmen. Auf der großen Straße vor dem Museum gab es Stadtbus-ähnlichen Verkehr im Stundentakt bis Cozia. Doch um Zeit zu sparen, dachten wir auch daran ein Taxi zu rufen und hatten das auch schon an der Kasse gesagt. Der nette Herr meinte daraufhin, dass wir da nur übervorteilt würden und bot uns an, uns selbst für 50 Lei hinzufahren. Da sagten wir nicht nein, gingen zum Haus nebenan und stiegen in den Wagen...

Nächstes Mal fahren wir fort mit dem Klosterexpress durch das Olttal! :-)