Autor Thema: Urlaub in Serbien 2015 - 27: Mit dem Kücken zur Henne (50 B.)  (Gelesen 5540 mal)

Roni

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Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Urlaub in Serbien 2015 - 26: #%Bu$!-Fotografierend nach Nis (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3765.0


Zum Video:
https://youtu.be/4dl-qDnduFM


Der Fahrplan zu diesem Teil:

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Mi, 12. 8. 2015

Nis ab 7:33  PT 5903 -> Dimitrovgrad


Bela Palanka an 8:57

Bela Palanka ab 12:58 +35  PT 5902 -> Nis


Ostrovica an 13:43 +45



12. 8. 2015

Es war Ausflugstag angesagt: 621-105 (CMKS #215 / Baujahr 2005) umfuhr unseren Ein-Wagen-Regionalzug am Hauptbahnhof von Nis, während rechts einer der neuen vom russischen Hersteller Metrowagonmasch gelieferten Triebwagen der Baureihe 711 als PT 7831 nach Kursumlija an der Strecke Richtung Grenze zum Kosovo bereitstand. Weiter nach Merdare fuhren dort allerdings "aus technischen und wirtschaftlichen Gründen" keine planmäßigen Züge mehr.




Abgasfahne der zweiachsigen (theoretischen) Rangierlokomotive beim Umsetzen.




Warten auf die Abfahrt.




Unser PT 5903 nach Dimitrovgrad.









PT 2902 Richtung (theoretisch) Belgrad stand bereit, vom Hauptbahnhof Nis kann man in alle Richtungen abfahren, es besteht ein modellbahnartiger Kreis über den Rangierbahnhof wieder nach Norden.




Der ebenfalls nur aus einem Wagen gebildete Regionalzug PT 4903 fuhr aus Richtung Niser Vorort und Bahndepot Crveni Krst ein, mit Ziel Ristovac nahe der mazedonischen Grenze.




Naja, wir machten uns auf jeden Fall pünktlich auf den Weg - mehr Impressionen der Fahrt findet man im Video ab Minute 39:45.
Meine Begleitung stieg in Sicevo aus, um ein Kloster zu besichtigen - der Bahnsteig des Haltepunkts am Eingang zur Nisava-Schlucht besteht nur aus einer Haltetafel und einem etwas besser gemähten Gestrüpp.




Bei Sicevo erreicht man einen aufgestauten Teil der Nisava.









Einfahrt und Ausfahrt von Ostrovica, dahinter befindet sich ein Steinbruch.




Dieser Herr arbeitete für die Bahn - im Gespräch meinte er zu unserer 621, dass das "Kücken" im Einsatz sei, im Gegensatz zu ausgewachsenen GMs. :0)




Vor dem Bahnhof von Dolac haben wir die Schlucht durchquert und sind wieder im offeneren Teil des Tals angelangt.




Pünktlich angekommen in Bela Palanka, der Hausbahnsteig war mit kitschigen Lampen modernisiert worden.




Panorama mit Güterschuppen.




Unser Kücken gluckerte hinfort (Video Minute 41:45).




Neben dem Bahnhof gab es eine Fahrzeugsammlung zu bewundern, inklusive dieses ZIL-LKWs.




Angekommen am Wunschmotiv des Vormittags... dann begann ab 9 Uhr das lange Warten...




Ich dachte schon, ich wäre umsonst hier - dann, um 11, tat sich endlich etwas! Ein mich komplett ignorierender Signaldrahtschmierer war gerade bei der Arbeit, als das Einfahrtsignal aus Richtung Dimitrovgrad gezogen wurde. Wieder einmal 661-119 - diesmal gewendet - näherte sich unter der Umfahrungsbrücke der alten Straße durch.









Ich kann es gleich verraten: dieses Motiv konnte ich zwar mit Ziegenherde und all dem Urigen, was einem am serbischen Land begegnet, umsetzen - aber nicht mit Zug... Tatsächlich bekam ich während meiner gesamten Zeit in und um Nis keinen einzigen Güterzug bei Tageslicht Richtung Bulgarien zu Gesicht. Alle Güterzüge aus Bulgarien kamen in einem Schub ab Vormittag bis Mittag.




Ich bewegte mich ein wenig Richtung Einfahrt, da rollte gegen 12 Uhr der nächste an.




Vorgespannt war 661-112 (GM #26239 / Baujahr 1960).









Der Zug hielt im Bahnhof, und ich holte ihn zu Fuß noch für ein Video der Ausfahrt ein (Minute 43:15).




Es warteten schon einige Menschen auf den Regionalzug... doch es kam zur Planzeit: ein weiterer Güterzug Richtung Nis!




Mit 35 Minuten Verspätung trudelte unser Kücken wieder ein.




Eh klar: keine Eile bei der Abfertigung, das Pläuschchen hat Vorrang. ;-)




Während der Fahrt kassierten wir weitere 10 Minuten Verspätung - der Grund war spürbar: Wo wir in der Früh noch verhältnismäßig rasch gefahren waren, wurde nun gezuckelt. Offensichtlich gab der Gleiszustand in der Sommerhitze nicht mehr her.
Ein Graffiti-beschmierter Waggon - Nichtraucher, was ist das?




Angekommen an meinem Wunschmotiv für den Nachmittag - Ostrovica - , schon seitdem ich im Herbst 2008 nach Istanbul hier vorbeigefahren war, wollte ich es umsetzen. Gut, dass sich die Abfahrt des Kückens wieder leicht verzögerte - denn dies war der letzte Zug, der in die Richtung bei Tageslicht vorbeikommen sollte.









Abfahrt mit 45 Minuten Verspätung. Im Vorbeifahren zeigte der Lokführer den "serbischen Gruß", das habe ich geflissentlich aus dem Video herausgeschnitten.




Ich fragte den Fahrdienstleiter, dieser meinte irgendwann müsste ein Güterzug aus Nis abfahren, aber erst später... jaja...
Also hatte ich viiiiieeel Zeit und erkundete das Tal. Neben der Nisava fand sich dieser Kanal in ganz und gar nicht südbalkanesisch anmutender Umgebung. Nur der Fiat Zastava verrät es. ;-)




Danach begann eine der zermürbendsten Wartezeiten, die ich je erlebt habe. Als Bahnfotograf ist man ja abgehärtet, aber das ging schon an die Grenzen. Ich dachte mir: Güterzug aus Nis, vielleicht kommt ja doch was... und suchte eine Stelle, mit der man das Einfahrtssignal aus Richtung Dimitrovgrad umsetzen konnte. Eine wackelige Leiter Marke Eigenbau führte von der Bahn auf die Straße hinauf - eine für Fußgänger lebensgefährliche Hölle im engen Tal! Halb Europa fährt hier teils im Kolonnenverkehr Richtung Türkei durch - ich war mir sicher, dass ich einige der Wiener Wunschkennzeichen aus meinem Bezirk erkannte. An der Stelle musste ich außerhalb der Leitplanke Position beziehen, allerdings bei so wenig Platz, dass man ständig balancieren musste um nicht abzustürzen...
Das Nachbarshündchen schlief durch, und ich baute ein lokales Straßenprodukt, das ich schon aus meiner Kindheit gut kenne, in das Panorama ein. Nach 1 1/2 Stunden in der Position kam mit einiger Verspätung endlich PT 5905 Nis - Dimitrovgrad des Weges und erlöste mich von der Qual. So sehr ich gegen den Bau von neuen Straßen bin, die Autobahn ist hier wirklich nötig und würde die Schlucht wieder erträglich machen.




Gelbe JZ-Telegrafenbox und gelbes Kücken - den einen modernen Masten im Vordergrund habe ich entfernt.




Dass sich jetzt noch irgendetwas bei Licht zeigen würde, war extrem unwahrscheinlich - daher kehrte ich in diese einzige Bude Ostrovicas auf ein Jelen und ein Eis ein. Das Eis durfte ich wieder in der Kühlbox lagern, bis das Bier getrunken war. Die Rückfahrt des Regionalzuges wäre planmäßig erst Stunden später um 21:33 gewesen - also hatten wir schon im Vorhinein einen Plan ausgeheckt: Meine Begleitung holte mich aus Nis mit dem Taxi ab. Anschließend gönnten wir uns wieder wunderbare Cevapi in der Altstadtgasse.







13. 8. 2015

Ich hatte die Online-Verspätungen der ZS die letzten Tage verfolgt, B 336/337 Skopje - Belgrad verkehrten in beide Richtungen stets mit etwa 10 Stunden Verspätung. So leid es mir auch tat - aber wir entschieden uns die Roten Teufel von Nis Express zu besteigen. Leider ist die Bahn zwischen Nis und Belgrad derzeit absolut nicht konkurrenzfähig. Busse fahren praktisch jede Stunde, und man düst in drei Stunden über die Autobahn... Wir kauften Karten für eine Abfahrt um eins.

Also blieb uns nach einem sehr guten Frühstück gemütlich Zeit für die Stadtbesichtigung. In der Umgebung des Hotels fanden sich einige Häuser aus den 1920ern und -30ern.




Das architektonische Mischmasch an der Fußgängerzone.




Über dem Fluss erreicht man das Tor der osmanischen Festung aus dem 18. Jahrhundert.




Neben dem ehemaligen Hamam standen einige der bei mir so beliebten Traktorenzüge bereit - hier in der neuen Variante mit einem der am Südbalkan weit verbreiteten Mini-Traktoren.




Das Innere der Festung ist ein großer Park, auf dessen Fläche archäologische Funde aus einigen Perioden zu entdecken sind. Hier eine Sammlung römischer Grabsteine.




Neben weiteren römischen Ausgrabungen die einstige Moschee. Auf dem Areal wurden gerade von vielen Freiwilligen Bühnen für das "Nisville" Jazzfestival aufgestellt. Leider konnten wir es nicht in unsere Reiseplanung einbauen, aber Serbien bietet einige interessante Festivals, die durchaus eines Tages eines Besuches wert wären.




Außerhalb der Festungsmauern liegt der Markt - ich stürzte mich in die Menge, hier ein paar der eingefangenen Impressionen.





























Als wir zurück zum Hotel gingen um unser Gepäck zu holen, trudelte gerade die Feuerwehr zum Einsatz bei unser aller Lieblings-Fastfoodkette ein. Es handelte sich offensichtlich doch um etwas Ernsteres, denn die Angestellten deuteten, dass sich schon einiges an Rauch angesammelt hatte. Die Menschen an den Tischen vor dem Lokal störte es nicht, man speiste in Seelenruhe weiter.




Unser Taxler vom Vortag brachte uns zum Busbahnhof - so viele rote Teufel auf einmal! Nis-Ekspres hatte 1996 sogar seine eigene Busproduktion unter dem Namen Nibus gestartet. Als Schnellkurs nach Belgrad fuhr für uns halbwegs pünktlich natürlich ein relativ edles, klimatisiertes Exemplar vor.
« Letzte Änderung: 13. April 2016, 23:49:00 von Roni »