Autor Thema: Umgespurter Osten '03-'16 - 8: Tschop - Berehowe (50 B.)  (Gelesen 8866 mal)

Roni

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Umgespurter Osten '03-'16 - 8: Tschop - Berehowe (50 B.)
« am: 20. August 2016, 15:08:23 »
Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Magyarischer Osten '03-'16 - 7: Durch die Puszta nach Tschop (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3789.0


Das Video zu dem Teil (bitte auf 1080p Qualität / Vollbild stellen):
https://youtu.be/WmYCDzD87uc



12. 4. 2003

Vor 13 Jahren kamen wir per "Dukla" in Tschop an, die beiden Waggons aus Wien und Bratislava wurden sogleich von einer TschME3 übernommen und in die Umspuranlage rangiert. Die Grenzkontrolle fand teilweise währenddessen noch statt.
Die Drehgestelle zog man per Seilwinde entlang.




Die Klappe zum Drehzapfen befand sich unter dem Teppich meines Abteils.




WL10-1490 traf mit einem Express aus Richtung Lwiw ein - da kann man auch einmal ein Kompaktkamerabild-Panorama anfertigen.




Keine Angst, es hatte keine Hybrid-Konvertierung einer WL11 stattgefunden - etwas rauchte hinter der Maschine. ;-)




Die automatischen Kupplungen wurden präzise per Kran geliefert.




So bewegte sich der Kran fort.




Erfolgreiche Montage der Kupplungen.




Unser ukrainischer Trägerzug wurde nun in die Station rangiert.




Damals wie heute (siehe vorherige Reportage) war TschME3-4177 mit dem Verschub in Tschop betraut.




Baufahrzeuge.




Nach erfolgter Umspurung schob TschME3-4177 uns wieder zurück in den Bahnhof. Das Vierschienengleis der Hauptstrecke ermöglicht(e) eine Normalspurverbindung von der Slowakei und Ungarn durch die Ukraine entlang der ungarischen Grenze über Batjowo, Berehowe, Wynohradiw und Korolewo bis Halmeu in Rumänien, ist also nicht auf den Grenzbahnhof Tschop beschränkt. Nach Zerfall des Ostblocks und EU-Erweiterung sind die Verkehrsströme natürlich andere.




Massenhaft WL10 und 2M62 abgestellt am Depot von Tschop.




Hier hat man einen guten Überblick über die Gleisanlage. Ganz rechts befinden sich Normalspur-Güterwagen, Gleise 4 und 5 rechts sind Breitspur, Gleis 3 Normalspur mit Verbindung zum Umsetzen, Gleis 2 Breitspur und Gleis 1 links das Vierschienengleis für beide Spurweiten.




Blick vom Fußgängerübergang Richtung Depot hinunter auf eine M62. Die Bahnsteige waren damals schon modernisiert und sehen heute genauso aus.




Der Lichtraumprofil-Unterschied zwischen umgespurten Schlafwagen und Breitspurwaggons lässt sich deutlich erkennen.




Die Paradelok von Tschop, zu Ostern noch winterfest unterwegs.




Danach ging sie vom Zug - die Reisereportage der Fahrt über die Karpaten nach Lwiw werde ich einmal in eine andere Berichtreihe einbauen, denn dorthin gelangte ich auf der aktuellen Tour nicht.





29. 7. 2016

Heuer hatte uns 478.032 von Záhony bis Tschop gezogen, gleich nach der Ankunft wurden wir durch die Grenzkontrollen gelotst. Als Touristen deklariert, winkte uns der Zollbeamte einfach durch. Man betritt die grandiose, an zwei Seiten mit Gemälden aus der Sowjetzeit verzierte Empfangshalle des internationalen Bahnhofs.




Über den Kassen wurde der Reichsadler gemeuchelt, während man nach dem Sieg den Wiederaufbau, Wettlauf ins All und Weltfrieden feierte. Eine TschME3 rollte immer wieder auf Rangierfahrt vorbei.




Danach machte ich ein paar Besorgungen, zunächst ging es zum Geldwechseln in die "Privatbank". Wegen eines Computerausfalls musste ich zwanzig Minuten auf die Hrywnja warten, doch immerhin besaß die Bank sogar ein eigenes Kunden-WC. Ich kehrte zu meinem Reisebegleiter zurück, der in der Zwischenzeit dramatische Szenen rund um eine versuchte Kindesentführung beobachtet hatte - glücklicherweise fanden die echten Eltern das Kind rechtzeitig wieder.

Zum Fahrkartenkauf für Regionalzüge verwies man mich an den anderen Bahnhof - eine in Mitteleuropa unbekannte Eigenart, Fern- und Nahverkehr baulich komplett zu trennen. Der internationale Regionalzug 32517 nach Záhony wurde gerade von den Grenzbeamten abgefertigt, also ging ich außen herum. Am folgenden Sonntag sollte eine MÁV M62 den Zug befördern, wie mir später berichtet wurde.




Der Inlandsbahnhof von Tschop ist ein sehr fein erhaltenes Schmuckstück. Ich ergatterte Tickets bis Berehowe um heiße 10 Hrywnja pro Person (35 Euro-Cent). Man bekommt etwas, das nach Kassenbon ausschaut. Bis ich insgesamt die 1 Euro-Marke an Fahrtkosten in der Ukraine überschritten hatte, sollte noch etwas Zeit vergehen.




Gegen elf Uhr schulterte ich meinen schweren Reiserucksack und wir gingen hinaus in die Hitze. Express 81 "Desna" Kiew - Uschhorod kam leider an nicht ganz optimaler Stelle ein paar Minuten zu früh an.




Hinter WL10-1483 befanden sich die zwei Kurswagen nach Budapest, welche um 14:20 mit IC 33 ihre Fahrt fortsetzten.




Besonders faszinierten uns die handgemalten Warnschilder - keines glich dem anderen.
Nach der Einfahrt war es mir zu mühsam, weiter herumzulaufen - also setzten wir uns in ein Lokal mit Terrasse auf den Platz gegenüber des Bahnhofs und genossen das erste ukrainische Bier der Reise. Die Tochter der Besitzer war ganz erfreut, ihre Englischkenntnisse anwenden zu können.
Immer wieder sichteten wir Polizeiautos auf der Straße - hier waren es hybride Toyota Prius, anderswo noch alte Ladas.




Um eins kehrten wir zum Lokalverkehrsteil von Bahnsteig 1 zurück. ER2-510 rollte als Zug 6545/6 Wolosjanka - Uschhorod - Mukatschewe ein und wendete hier. Züge von/nach Uschhorod bedienen darum manchmal gar nicht den Personenbahnhof Tschop, sondern fahren direkt lediglich am Rangierbahnhof vorbei.




Der Triebwagen blieb gerade mit der Schnauze in der Mittagssonne stehen.




Ich liebe die Form der ER2, fast wie ein klassisches sowjetisches Flugzeugcockpit, besonders die seitlichen Klappfenster. Wir halfen einer Dame beim Einsteigen, nach den Taschen folgte das obligatorische Fahrrad.




Im rustikalen und schmutzigen Fahrgastraum setzten wir uns neben die Gruppe scherzender EisenbahnerInnen. Andere Waggons des selben Zuges boten modernisierte Sitze.





12. 4. 2003

Da sich die Fenster nur kippen ließen, hier zwei historische Aufnahmen zur Fahrt entlang des Verschubbahnhofs: TschME3-3192.




Und 2M62-1211, danach passierte man einen Abrollberg.





29. 7. 2016

In kriechender, aber pünktlicher Fahrt hatten wir um 13:45 den Bahnknotenpunkt Batjowo erreicht.









D1-563 (die letzte Ziffer bezeichnet die Einheit im Zug) stand als Umsteigeverbindung 6580 auf der Dieselstrecke nach Solotwyno bereit, Planabfahrt um 13:51.




Diese verzögerte sich jedoch ein wenig, also schafften wir es, die Fußgängerbrücke zu erklimmen. Rechts wartete schon die junge Fahrdienstleiterin (a.k.a. "Das Motiv"), in deren Alter man dem Aussehen nach noch für die Pioniereisenbahn arbeiten könnte. :0)




Der Grund für die Verspätung: TschME3-1917 musste erst mit einem Güterzug von der Nebenstrecke kommend einfahren.




Während der D1 endlich ausfahren konnte, komplettierte die aus Richtung Tschop anrollende WL11-060 die modellbahnartige Szene voller Dieseldröhnen und Pfeifen (siehe Video ab Minute 2:50).




Die 3 kV-Gleichstrommaschine ("B" und "A" bezeichnen die Hälften der Doppellok) stoppte kurz, und fuhr dann Richtung Mukatschewe weiter.




Doch es tat sich immer wieder etwas, die Fahrdienstleiterin zog eine viel zu große one-size-fits-all-Warnweste an und ging sämtlichen eisenbahnerischen Tätigkeiten nach, teilweise mit hohen Absätzen auf Schienenköpfe steigend.




D1-769 verkehrte als 6596 Chust - Uschhorod. Wir hatten uns gemütlich bei Eis bzw. Kwas vor der Hitze in den Schatten verzogen.




"Das Motiv" bei der Arbeit.









Wieder fand man hier ein tolles Warnschild.




Wir begaben uns auf die im seltsamen Zick-Zack über die Bahnanlagen führende Brücke. TschME3-2173 kam offensichtlich als Taxifahrt an, denn (vermutlich) die Frau des Lokführers wurde ebenfalls damit chauffiert.




Unterdessen holte TschME3-3072 Waggons von der separaten Rangiersektion des Bahnhofs. Dies sollte unser letztes Bild von hier sein, denn wir machten Bekanntschaft mit dem unangenehmsten Typen der Reise. Eine Pistole am Gurt tragend sammelte er uns ein und verlangte zunächst sogar, dass wir die Bilder löschen sollten. Immerhin beruhigten wir ihn soweit, und überzeugten ihn, dass wir uns einfach für ein paar Bierchen in die Wirtschaft daneben setzen würden. So verbrachten wir die restlichen zwei Stunden Wartezeit und konnten einigen schönen Zügen nur zuschauen. Die ersten zwei gedeckten Waggons eines Güterzuges mit mysteriösen roten Plaketten nahm der Typ besonders genau unter die Lupe - und zwar definitiv nicht eisenbahntechnisch. Wir vermuteten also, dass er nicht ohne Grund so nervös war, und hier Kriegsmaterial transportiert wurde.
Um 17:07 wurden wir endlich erlöst und konnten Zug 6596 Richtung Tjatschiw besteigen. Die Fahrdienstleiterin grüßte uns zum Abschied freundlich. Der D1 schaukelte unendlich langsam durch die Landschaft. Als besonders nahverkehrstauglich erwies sich die Beschleunigung: erst nach Minuten wurde schleichendes Rollen zu etwas weniger schleichendem Rollen. So konnte ich eine Kreuzung nur aus der Ferne fotografieren, denn die Türen schlossen sich schon automatisch, damit man vorher bis zur Weiche vorrollen konnte.




Endlich angekommen in Berehowe, aufgrund der verspäteten Kreuzung 10 Minuten nach der Planankunft um 17:53. Unser D1-769 dieselte am Vierschienengleis davon.




TschME3-1917 mit ihrem Hilfszug hatten wir eingeholt, sie fuhr gleich darauf aus. Ein Schild am Bahnhofsgebäude zeigt den ungarischen Namen der grenznahen Stadt, Beregszász (Deutsch: Bergsaß oder Lampertshaus). Etwa die Hälfte der Einwohner bezeichnen sich als Ungarn, in einem Referendum 2010 wurde für die Rückbenennung der Stadt auf den ungarischen Namen gestimmt.




Um 30 Hrywnja brachte uns ein Taxi ins Zentrum zu unserer Unterkunft, gleich nach dem Einchecken drehten wir eine Runde durch den Ort. Von einigen Denkmälern im zentralen Park wurde jenes für die Opfer von Tschernobyl gut in Schuss gehalten, während man das zentrale aus der Sowjet-Ära wohl gerade durch ein aktuelleres ukrainisches ersetzte. Die katholische Hauptkirche des Ortes wurde gerade renoviert - noch nie habe ich eine Kirche in Baumit-Planen eingehüllt gesehen.




Einige schöne Häuser im Städtchen.




Das Kriegsdenkmal für einen 1000 Kilometer entfernten Konflikt (zum Vergleich: nach Wien sind es von hier nur 500 Kilometer) - der aber auch aus diesem Ort viel zu viele Menschenleben gefordert hat, wie die Plakate eindrücklich zeigen.




Zum Abendessen trafen wir uns mit Thomas und Gattin, sowie später einem weiteren Teilnehmer der geplanten Schmalspurfotofahrt am nächsten Tag, im Hof unseres Lambert Guest House. Der Holzkohlegrill war schon angefeuert worden.


Nächstes Mal starten wir schmalspurig! :0)

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Re: Umgespurter Osten '03-'16 - 8: Tschop - Berehowe (50 B.)
« Antwort #1 am: 21. August 2016, 10:06:00 »

Schöne Reportage, vielen Dank.  :D
Etwas getrübt ist die Freude an den Bildern durch die Größe, speziell die Breite. Wenn man die Bilder ganz auf dem Laptop darstellen möchte, wird die Schrift des Begleittextes beinahe unleserlich klein.  :(

lG
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Roni

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Re: Umgespurter Osten '03-'16 - 8: Tschop - Berehowe (50 B.)
« Antwort #2 am: 21. August 2016, 21:27:32 »
Hallo!

Danke dir!  :)

Die Reportagen sind für Monitore ab HD-Auflösung gemacht. Aber auch auf meinem Smartphone lassen sie sich problemlos anschauen und lesen.

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Re: Umgespurter Osten '03-'16 - 8: Tschop - Berehowe (50 B.)
« Antwort #3 am: 23. August 2016, 10:51:57 »

Die Reportagen sind für Monitore ab HD-Auflösung gemacht. Aber auch auf meinem Smartphone lassen sie sich problemlos anschauen und lesen.

Das ist nicht das Problem, die Bilder sind tw. einfach zu groß, sodaß ich die Bildgröße beim Firefox auf 70 - 80% der Normalgröße reduzieren muß und dann wird der Begleittext einfach zu winzig.  :'(

lG
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