Autor Thema: (Vor)-Alpine Verbindungen - 2: Bahnländer (50 B.)  (Gelesen 6126 mal)

Roni

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(Vor)-Alpine Verbindungen - 2: Bahnländer (50 B.)
« am: 12. September 2017, 11:38:30 »
Hallo!


Zum vorherigen Teil der Serie:
(Vor)-Alpine Verbindungen - 1: Auf den Spuren des Lisinski (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3851.0


Das Video zur Serie (bitte auf 1080p Qualität / Vollbild stellen):
https://youtu.be/VGbL1eX4wik




13. 8. 2017

Am Sonntag Vormittag war ich mit dem EN 414/464 aus Villach in Zürich HB angekommen. Zu meiner Begrüßung rollte kurz darauf der Churchill-Pfeil RAe 4/8 1021 für eine RailAway Brunchfahrt ein, ebenso beglückt wurde ich durch eine Schlieren-Ersatzgarnitur für "ICE" 1274 nach Kiel Hbf, welche kurz davor am Nebengleis aufgestellt worden war. Hmmm... was war da noch bei Rastatt am Tag zuvor passiert?




Gleich darauf brachte mich IR 2417 Zürich - Erstfeld nach Arth-Goldau. Auf dieser Strecke werden jetzt Wendezüge mit Re 460 am Nordende eingesetzt. Einzeltickets für den Teil der Reise kaufte ich über die SBB Handy App.
Mein Zimmer im "Rössli" - das für die Schweiz und den Standort recht günstig, aber auch seit den 1970ern nicht mehr renoviert worden war - bot diesen einzigartigen Blick auf die beiden Gotthard-Zulaufstrecken und den Zugersee.
Im Vordergrund verlässt ICN 672 Lugano - Basel pünktlich um 11:14 Arth-Goldau, im Hintergrund erreicht ein ICN-Duo gleich als sonntäglicher IC 869 Zürich - Lugano den Taktknoten.




Mein Gasthof lag gleich bei der Endstation der Arth-Rigi-Bahn, also fuhr ich nach einem kurzen Mittagsschläfchen um 13:10 im Nostalgiewaggon bergwärts. Das Bahnland Schweiz verwöhnte mit einer Parallelfahrt der Vitznau-Rigi-Bahn von Rigi Staffel bis zum Gipfel Rigi Kulm. Den Rest des Tages klappte das nie so exakt wie bei dieser Fahrt. Nur ein Treffen sieht man noch im Video hier: https://youtu.be/VGbL1eX4wik?t=2m10s

Hintergrund zu den Bahnen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Arth-Rigi-Bahn
https://de.wikipedia.org/wiki/Vitznau-Rigi-Bahn





Rigi an einem Sommer-Sonntag: es ist oben die Hölle los. Die Wolken verhingen das Bergpanorama, aber insgesamt hatte ich auf dieser im Vorhinein geplanten Reise Riesen-Wetterglück, nachdem es die gesamte Woche davor geschüttet hatte. Zudem herrschte am Sonntag natürlich dichter Verkehr.
Oben tourte eine Blaskapelle von Hütte zu Hütte, im Hintergrund der Vierwaldstättersee und Luzern.




Abseits des Gipfels findet man auch einmal ein ruhiges Plätzchen.
Vitznau-Rigi-Bahn Bhe 2/4 4 verließ die Bergstation Rigi Kulm. Die Baureihe war zuerst 1937 geliefert, dieser vierte Triebwagen jedoch erst 1953 nachbeschafft worden. Parallel zum Gipfel führt rechts die Arth-Rigi-Bahn.




Die VRB erreicht die Station Rigi Staffel.




Zwischen den Zugabfahrten kann man auf dem einsamen Bahnsteig schon einmal den Selfiestick zücken.




Blick vom Gipfel der Rigi auf den Zugersee (mit Arth links), an dessen Ostufer sich gerade ein ETR 610-Doppel als EC 16 aus Mailand Richtung Zug (rechts hinten) und Zürich (ganz hinten) windet.




Welche nehmen wir? Ich wählte die rechte Garnitur.




EC 20 aus Mailand wird zweiteilig geführt - hier der Erste, IC 10020 Lugano - Zürich.




Gefolgt von zwei FS ETR 610 als Hauptteil rechts im Keilbahnhof, welcher über Zug Zürich ansteuert.





14. 8. 2017

Kurz vor Sonnenaufgang wartete ich auf meine Südostbahn S31 16817 Richtung Biberbrugg.




Im nächsten Bahnhof - Steinerberg - stieg ich gleich aus und kam in den Genuss der morgendlichen Kulisse der Mythen und des Lauerzersees, im Hintergrund Schwyz. IC 856 Chiasso - Zürich war auf der Gotthardbahn unterwegs.




Die Sonne schaffte es über den Berg, ein SOB FLIRT rollte als S31 16818 bergab nach Arth-Goldau.




Ich ging auf der engen Straße weiter (ja, auch in der Schweiz gibt es Rallyefahrer). Kurz vor acht wurde diese authentische Parallelfahrt mit S31 16823 nach Biberbrugg oben und IR 2311 Basel SBB - Erstfeld vor der Rigi schön beleuchtet.

Länger Warten war an der Stelle jedoch keine Option - hier das "Making Of"-Bild dazu ;-)
http://raildata.info/voralp/makingof1.jpg





IR 2312 Erstfeld - Basel hatte den Lauerzersee passiert - "Chiquita"-Werbelok Re 460 (Re 4/4 VI) 029 läutete meinen persönlichen "Re 4/4-Tag" ein - wohin der führt, werdet ihr noch sehen... :0)




Oben: SOB Re 446 017 (ehemals SBB Re 4/4 IV 10103, Baujahr 1982) zog den ersten Voralpen-Express des Tages, VAE 2567 Luzern - St. Gallen, um 8:14 ab Arth-Goldau bergwärts. Gleich wird der Zug ein in den Berg mit einem Bahntunnel gebautes Militärmagazin passieren. Zudem war dies der erste durchgehende Express nach wochenlanger Bauunterbrechung oberhalb von Pfäffikon, erst frühmorgens war die Strecke wieder freigegeben worden. Unten auf der Gotthardbahn erreicht bald S3 21328 aus Brunnen Arth-Goldau, leicht zeitversetzt.

Dies war als Kind beim Bewundern der Märklin-Kataloge meine SBB-Lieblingsbaureihe, allerdings im klassischen rot-grauen Anstrich. Die 10101 besaß ich auch von Roco als Modell:
https://de.wikipedia.org/wiki/SBB_Re_4/4_IV

Real erwischt habe ich die Baureihe nur einmal, erste Hälfte der 1990er in Domodossola:
http://raildata.info/zeug/Re44IV_Domo.jpg


Unten: fährt ein Doppel-ETR 610 als EC 12 Mailand - Zürich und mehrere Ausgaben des Voralpen-Express, um die Trassierung der eingleisigen SOB zu verdeutlichen.

Auch heute wieder aktuell: Die Szenerie ist Schauplatz des Bergsturzes von Goldau 1806, der größte in der Historie der Schweiz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bergsturz_von_Goldau

Links liegt das neue Goldau mit Bahnhof, das alte Goldau befindet sich unter dem Schuttkegel begraben, den die Bahnlinien nun umkurven. Man kann sich vorstellen, dass der gesamte Berghang rechts oben nach links unten rutschte.





Links: An jenem Montagmorgen sichtete ich nur einen einzigen Güterzug auf der Gotthardbahn (Ferragosto in Italien, die Gleissenkung in Rastatt war schon passiert) - und was kam? Jene Baureihe, die ich mir noch sehnlich wünschte: ein Paar BLS Re 4/4 - neu Re 425! :0)

Rechts: Neben den ex-SBB Re 4/4 IV setzt die Südostbahn auch die Re 4/4 Privatbahnversion (auch "KTU-Lok" genannt) als Re 456 am Voralpen-Express ein. Hier 456 093, gebaut 1987, damals noch für die Bodensee-Toggenburg-Bahn (heute Teil der SOB).




VAE 2568 St. Gallen - Luzern mit modern-nostalgischer Bergbauernidylle.




Nach elf ging es weiter mit Umstieg in Biberbrugg auf VAE 2575, denn ich hatte noch einiges vor.




In St. Gallen schafte ich binnen neun Minuten einen Getränkekauf, den Kauf des 3-Tage-Euregio-Bodensee-Tickets am Automaten, ein paar Fotos in der Halle und S8 23853 nach Schaffhausen zu erwischen.




Der Vollständigkeit des Re 4/4-Tags halber:
Bei der Vorbeifahrt erwischte ich am Locorama Romanshorn durch das GTW-Fenster auch die schon ziemlich heruntergekommene Re 4/4 I 10046: die 50 Lokomotiven der ersten Baureihe dieser Bezeichnung wurden für Schnellzüge auf der Ost-West-Transversale zwischen 1946 und 1951 an die SBB geliefert. Dahinter Ae 6/6 11404, Baujahr 1955.




Nach einem kurzen Marsch vom Bahnhof: das typische Schaffhausener Altstadt-Motiv, jedoch im Nachmittagslicht als Panorama von der Feuerthaler Brücke aus. Auf der Rheinbrücke Feuerthalen von 1895 überquert gerade ein Thurbo GTW als S8 23855 aus St. Gallen den Fluss.




Keine GM, keine ALCo, keine M62 - es ist ein 611 als IRE 3069 Basel Bad - Singen.




S9 18967 Richtung Zürich bestehend aus einer Dreifachgarnitur Re 450 setzte mich kurz darauf am Bahnsteig der Haltestelle Neuhausen Rheinfall ab. Die S-Bahn Umrichter-Lok Baureihe Re 450 wurde zunächst als Re 4/4 V bestellt und passt daher auch perfekt zu unserem Re 4/4 Tag. Unten vom Ufer aus hatte ich diesen Blick auf S24 20462 Zug - Schaffhausen mit selbiger Baureihe am mächtigen Rheinfall.




Oben an der Haltestelle kam die Idee zu einem Panorama - und glücklicherweise bald die passenden Züge:
Zum krönenden Abschluss des Re 4/4-Tages passierte Re 420 (Re 4/4 II) 11146 der 1. Serie mit IR 2831 Schaffhausen - Zürich die Haltestelle Neuhausen Rheinfall, während ein modernisiertes Re 420 "LION"-Pärchen S11 19165 über die Rheinbrücke Richtung Schaffhausen beförderte.
Danach hatte ich 2 1/2 Stunden S-Bahn-Fahrt vor mir und erreichte über Schaffhausen, Romanshorn und Rorschach mein Hotel "Ochsen" an der Baustelle - auch bekannt als Bahnhofsplatz von St. Margrethen. Das Hotel erwies sich als Balkanlokal, also fühlte ich mich gleich heimisch und wurde Dank Muttersprache auch bestens aufgenommen.





15. 8. 2017

Am nächsten Morgen nahm ich die S-Bahn nach Sevelen - ab Heerbrugg musste ich wieder einzeln zahlen. Insgesamt kostete die S-Bahn-Fahrt Heerbrugg - Sevelen - Flums - Heerbrugg so viel wie das spottbillige Euregio-Bodensee-Ticket um 31 Euro für 3 Tage mit Ermäßigungskarte (einer beliebigen beteiligten Bahn, damit kann man also auch mit der Vorteils- oder Bahncard in der Schweiz billiger fahren ;-)).
Nach den Nachtzügen in Sevelen und vor dem Transalpin in Flums erwischte ich wieder einmal einen "Rastatt-ICE": links ICE 1255 Basel SBB - Chur.




Anschließend nahm ich den Zug zurück nach St. Margrethen, wo einen zu Mariä Himmelfahrt in Österreich (nicht in den besuchten Schweizer Kantonen) ein ausgedünnter Schienenersatzverkehr im vollen Bregenzer Stadtbus erwartete. Wir passierten den heftig im Umbau befindlichen Bahnhof von Lustenau und die Strecke der Rheinregulierungsbahn. Ebenso wurde die Straßen-Grenzbrücke gerade erneuert.
Am Feiertag war IC 118 Innsbruck - Münster unter Tags die einzige Bahnverbindung nach Lindau, befördert wurde er von ÖBB 1144.203. Die Bilder aus Lindau stammen von zwei Tagen, am 16. 8. 2017 passierte IC 118 hinter 1116.140 die bereits auf die Weiterbeförderung des Zuges Richtung Ulm wartende 218 499 (am 21. 6. 1979 letztgelieferte 218) auf dem Bodenseedamm mit Formvorsignal.




Am 15. 8. 2017 setzte der Zug seine Fahrt mit einer Doppelbespannung 218er fort, gesehen von zwei Badegästen. Die Ausfahrt auf Video gibt es hier: https://youtu.be/VGbL1eX4wik?t=4m28s




IRE 4218 verließ am Vormittag des 16. 8. 2017 Lindau Richtung Stuttgart. Mittlerweile hatte das benachbarte flugverrückte Friedrichshafen einen der ständig kreisenden Zeppeline herüber geschickt.




Am 15. 8. 2017 erkundete ich die großteils ziemlich verwachsenen Strecken Richtung Friedrichshafen und fuhr dann bis Meckenbeuren weiter. IC 119 Münster - Innsbruck tauchte schließlich mit einer Stunde Verspätung auf, ich hatte mir zumindest ein schattiges Plätzchen zum Warten gesucht. Es war hochsommerlich heiß, rundherum bauten sich schon Gewittertürme auf.




Rechtzeitig schaffte ich es zur ebenfalls im Euregio-Bodensee-Ticket inkludierten Fähre Friedrichshafen - Romanshorn, auf die restliche Schifffahrt bekommt man 25% Rabatt. Vor dem Ablegen lief die festlich geschmückte "Austria" mit Marienstatue in Friedrichshafen ein. Über dem Bodensee bildete sich eine gewaltige Gewitterwolke - der Besuch in Schaffhausen am Vortag trotz langer S-Bahn-Tour war schon genau richtig gewesen. Von der Fähre aus erspähte ich den gerade angekommenen IC 825 Brig - Bern - Zürich - Romanshorn.




Kurz darauf kam ein Pärchen "LION" ("Lifting, Integration, Optimierung, Neugestaltung")-modernisierte Re 420 als S23 19065 aus Zürich an.





16. 8. 2017

Das Glück blieb auf der Reise treu, die Gewitterfront zog nur in der Nacht vorbei. Ich schlief aus und bekam ein nettes Frühstück. Die Bahn konnte man bis Bregenz dennoch nicht verwenden, allerdings fuhren nun erträglich leere Busse im Halbstundentakt.




Immerhin verkehrte die S-Bahn bis Lindau wieder.




Weiter ging es in den Oberallgäu: auch im "Landgasthof Steinbock" in Langenwang wurde mir ein Zimmer mit Bahnblick verpasst - hier RB 57674 / RE 57650 nach Ulm.
Einziges Manko in dem Tal: die extrem befahrene Straße, als Wellness-Destination würde ich mir eher etwas abseits wählen.




Doch für den Bahnfotografen war es der optimale Ausgangspunkt. Auf einige Fernzüge musste ich während dieser Reise warten, so auch IC 2085 "Nebelhorn" kurz vor dem Endbahnhof Oberstdorf vor dem namensgebenden Berg. Doch es zahlte sich aus, an diesem bewölktesten Nachmittag der Reise kam der 45 Minuten verspätete Schnellzug aus dem Norden genau im Spotlight daher.
Leider ist der Betrieb der eingleisigen Strecke mit Verspätungen überfordert, es kam immer mehr dazu, das erinnerte eher an Kreuzen am Balkan... RE 2013 (von IC) verwirrte selbst die Online-Verspätungsvorhersage so, dass ich nicht mehr sagen konnte, wo er nun steckte. Letztendlich erschien er nach zunächst angezeigter 1 Stunde Verspätung erst um 20:03 mit fast 2 Stunden im Plus!




Die weidenden Pferde begrüßten einen vorbeispazierenden Artgenossen just als RE 3891 Ulm - Oberstdorf sich in die Kurve legte.




Der Tfzf dieses ALEX lehnte sich bei der Vorbeifahrt aus dem Lokfenster und meinte, ich solle keine Bilder von ihm ins Internet stellen - na, wennst dich nicht extra rauslehnst, sieht man dich eh net! ... ;-)




Der letzte ALEX des Tages, ALX 84167 nach München, passierte kurz nach 20:20 diesen Blick auf die Schisprungschanzen von Oberstdorf. Auf der Großen Schattenbergschanze links wird jährlich der Auftaktbewerb der Vierschanzentournee ausgetragen, die Schiflugschanze befindet sich etwas weiter südlich im Stillachtal.





17. 8. 2017

Vor halb sieben ging ich kurz hinaus für den RE 3381 Oberstdorf - Nürnberg. Es war noch ziemlich bewölkt, aber ein bisschen Farbe brachte die Sonne schon rein.









1 1/2 Stunden später war der Himmel über dem Bahnland Bayern blitzblau.




Ebenso wie ALX 84155 nach München türkis.




Fotografieren konnte man hier sehr gemütlich, denn es herrschte eine 20 km/h Langsamfahrtsstelle. Als zweiter der beiden InterCities ab Oberstdorf innerhalb von zehn Minuten bremste sich IC 2012 "Allgäu" nach Hannover kurz vor 10 Uhr ein.




Der Betrieb war etwas verwirrend gestaltet, am Nachmittag davor kreuzte trotz Verspätungen nichts in Langenwang, diesen Vormittag schon. Dann gab es eine Signalstörung und während mein RE 3387 um 11:47 einfuhr, stand der verspätete ALX 84154 nach Oberstdorf am Einfahrtssignal Langenwang. Das Zugpersonal machte noch Scherze darüber, dann konnten aber alle die Fahrt glücklicherweise unfallfrei fortsetzen.




In Fischen wartete ich lieber auf den ALEX mit Halbfenstern, hier RE 3386 aus Augsburg mit dem netten alten Bahnhofsgebäude.




Wir setzen unsere Fahrt durch das Bahnland Bayern fort...




... nach München.




Bald mit mehr weiß-blauen Geschichten, bevor wir im nächsten Teil ins östliche Alpenland zurückkehren.
« Letzte Änderung: 11. Oktober 2017, 19:56:15 von Roni »