Autor Thema: Mythischer Südosten '17 - 16: Kentauren und Argonauten (50 B.)  (Gelesen 6106 mal)

Roni

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Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Antiker Südosten '17 - 15: Von Neu bis Alt um Athen (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3860.0


Das Video zu dem Teil (bitte auf 1080p Qualität / Vollbild stellen):
https://youtu.be/ycE1bWePImU





22. 10. 2017

Treffen der Ingenieure: "Was gibt's bei uns no net?" - "Wos'n?" - "Eine Eisenbahn AUF DEM Strand!" ...




Panorama des Extreme Rail Enthusiast Vacation Spots bei Megara mit Proastiakos 1307 Kiato - Athen. Rechts eine ungenutzte Fahrbahn der Küstenstraße, die Autobahn verläuft darüber. Dazwischen rechts oben die Meterspurtrasse Richtung Peloponnes.




Gut gepflegtes Denkmal unterhalb der alten Bahn.









In ländlichen Gegenden gibt es manchmal Sammelbriefkästen, in anderen Dörfern wird die Post einfach in der zentralen Taverne abgeliefert.




Vom Taxidrom zurück zum Sidirodrom - ein Desiro an der Küste.














Zug 1306 fuhr an den Anglern vorbei Richtung Kiato. Über dem Zug die Straße(n), dann folgt die Meterspurstrecke. Bei den Küstenstellen konnten schon früher bekannte Bilder gemacht werden, z.B.: http://railpictures.net/photo/206007




Danach war die Zeit am Strand abgelaufen, ich joggte zur Station Megara.




Gleich nach meinem Eintreffen erwischte ich Zug 1309 zurück nach Athen. In Asprópyrgos - mit Verbindung zur Neo Ikonio Hafenbahn - sah ich ein MLW-Doppel mit Containerzug auch am Sonntag stehen.
Am Athener Zentralbahnhof wurde für die Elektrifizierung bis Piräus geworben.









Treffen gesäuberter Desiros.




Der alte Hausbahnsteig mit blankgeschliffenen Steinen - man beachte die angedeuteten ionischen Kapitelle an den Stahlträgern.
Heute endet nur dieses Stumpfgleis kurz davor.




Der Athener Larissabahnhof - nun OSE-seitig in "Athens Central" umgetauft - eigentlich in Kleinstadtdimension. Davor wirbt ein Busunternehmen für Fahrten Richtung Albanien.
Zur U-Bahn muss man erst ein paar Treppen hinauf, dann geht es hinunter - womöglich, damit kein Autofahrer die Abkürzung in den Hades nutzt?




In der Metro wird noch die Originalbezeichnung verwendet - und an alte Zeiten erinnert.




Kunstwerke und die 2014 in Betrieb genommenen neuesten Züge von Hanwha-Rotem.




In meine Richtung kam eine Garnitur der ersten Generation, von Alsthom-Siemens-ADtranz im Jahr 2000 gebaut.




Mischlinge des Tages:
Am Karaiskaki-Platz: Van Hool A300T/Sfakianakis Trolleybusse unterwegs ohne Nutzung der Oberleitung.
Später in Tithorea: Abgestellte A251-261 der OSE (11 Maschinen MÁV M41 (aktuell 418) waren 1982 von Ganz-Mávag geliefert worden).




Nach dem Mittagessen begaben wir uns mit Gepäck zurück zum Bahnhof für IC 56 um 14:18 Richtung Thessaloniki. Die Bilder stammen jedoch von der Abfahrt des IC 52 vier Stunden früher.




Eine Dame erwartete diesen Herren schon am Führerstand (Rollenverteilung nicht ganz bekannt) von 220 011 (ADtranz DE2000, gebaut 1997 - 2004, urspüngliche Bezeichnung A471-496).




IC 52 war doppelt bespannt mit 220 017. Es blieb mir keine Zeit, auf den anderen Bahnsteig zu wechseln, denn schon gellten Abfahrtspfiffe.
Links hinten der alte Bahnhof mit aktuell gleislosen Bahnsteigen.




Das ist die OSE-Fernverkehrslackierung seit mehr als einem Jahrzehnt, daran muss man sich eben gewöhnen. Die "Kioleidika"-Fernverkehrswagen basieren auf dem SGP Modularwagen-Design, gebaut ab 2004 von N. Kioleidis und Hellenic Shipyards in Zusammenarbeit mit Bombardier und Siemens in fünf Ausführungen: 2. Klasse Großraum, 2. Klasse Abteil, 1. Klasse, 1. Klasse mit Gepäckabteil und Speisewagen (welche auch brav in gesichteten ICs mitgeführt wurden).




Ich hatte alle Fernverkehrsfahrten schon online gebucht, was sehr einfach geht: http://www.trainose.gr/en
Man kann sich genau die Plätze im Sitzplan auswählen, meine Wahl fiel falls vorhanden auf den Abteilwagen. Unser IC 56 wurde bald aus Richtung Rentis bereitgestellt, wir hatten das Abteil bis Lianokladi für uns, dann kam noch ein Junge dazu. Die meisten Impressionen unterwegs filmte ich nur (siehe Video), denn die interessanten Stellen würde ich ohnehin später noch am Boden besuchen. Einen Teil der Fahrt befand sich die interessante Seite am Gang, allerdings herrschte reger Verkehr zum Speisewagen daneben, so dass sich häufig Leute vorbei zwängen mussten. Von Lianokladi bis Domokos schaute man dann besser aus dem Abteil links hinaus. Zwischen Ligaria und Stirfaka passierten wir eine Stelle, wo die Altbaustrecke die Trasse der neugebauten Bahn vor einem Tunnel unterbricht - hier wird man nicht so leicht beide parallel bis zur Umstellung betreiben können: https://goo.gl/maps/VxdBDVkqc4L2
Während die praktisch fertige südliche Neubaustrecke Tithorea - Lianokladi durch den 9 km langen Kallidromo-Tunnel im Vergleich zum Altbau unspektakulär verläuft (der Druckausgleich der Wagen ist übrigens mehr schlecht als recht, die Tunnelstrecke ohne neue Fahrzeuge wird ein Spaß), erfolgte der nördliche Abschnitt über das Othris-Gebirge wesentlich spektakulärer als die alte Strecke - hier wird man in Zukunft tolle Fotos machen können. Wie auf dem Präsentierteller wurden auch die Brücken hinab in die thessalische Ebene errichtet - an einer bei Ekkara wird jedoch ebenfalls noch gebaut.




Die Kreuzung vor Ekkara mit dem etwas verspäteten IC 59 kostete Zeit, anschließend folgte ein im Fahrplan nicht berücksichtigter Loktausch von 220 022 auf eine E-Lok der Baureihe 120 in Paläofarsalos. Die Gesamtverspätungen Athen - Thessaloniki betrugen meist 30 - 60 Minuten, das liegt aber auch an einem unrealistisch berechneten Fahrplan. Die aktuellen Verspätungen für heute kann man übrigens in der Online-Abfrage sehen, allerdings werden die Werte manchmal nicht upgedatet.
Mit etwa einer halben Stunde Verspätung kamen wir in der Dämmerung am geplanten Ziel Larissa an, über der Ebene sah man die Umrisse des Olymps thronen. Eine Taxifahrerin brachte uns zum Parkhotel im Zentrum.




23. 10. 2017

Am nächsten Morgen ging es nach einem guten Frühstücksbuffet - das übrigens auch in Griechenland Standard geworden ist - per Taxi zu Hertz, um einen nagelneuen Peugeot 208 für die nächsten Tage abzuholen. Ursprünglich hatte ich für drei Tage bis Mittwoch gebucht, doch die Wettervorhersage veranlasste mich zu einer Verlängerung bis Freitag Abend, denn erst dann sollten die Ausläufers des Tiefs über Europa komplett vorbeigezogen sein. So fuhr ich aber nun nicht sofort meines Eisenbahnfotografen-Weges, sondern wir hatten zwei Tage Urlaub mit etwas Besichtigung vor uns. Dafür musste ich bei der Rückreise Abstriche machen und Geplantes auf ein anderes Jahr verschieben. Aber der erste und einzige Besuch an der griechischen Bergstrecke, die sehr bald für immer verloren sein würde, war natürlich wichtiger.
Nach einem Volltank-Stopp düsten wir auf Autobahn und alter Schnellstraße sowie der am Pilion plötzlich endenden Umfahrungsstraße um Volos, daraufhin kurvte ich meinen ersten griechischen Berg hinauf. Unser Ziel war DAS typische osm... griechische Dorf, Makrinitsa, welches sich über 500 Höhenmeter am Hang des Pourianos oberhalb von Volos erstreckt. Man stellt den Wagen am Dorfeingang ab, schon außerhalb der Touristensaison ist Platz äußerst rar (nicht verbessert durch Einheimische, die beispielsweise die Straße zur Lagerung ihres geschlagenen Holzes nutzen) - keine Ahnung wie das im Sommer funktioniert.

Das Dorf besteht fast nur aus Herrschaftshäusern in typischem pilioritischem Stil mit markanten Steindächern. Im Hintergrund der Pagasitische Golf.




Zu sehen waren nur wenige Touristen, diese Damen besuchten eine Hochzeit.




Die Gasse ist flankiert von Souvenirgeschäften - ich wusste gar nicht, dass Baseball so populär in Griechenland ist... aber offensichtlich war für die olympischen Spiele tatsächlich eine Amateurliga ins Leben gerufen worden.




Der Dorfplatz mit uralten Platanen, vom einstigen Premierminister Eleftherios Venizelos "Balkon des Pilion" genannt.




Die Kirche war während der Blütezeit des Ortes im 18. und 19. Jahrhundert errichtet worden, unter Nutzung von Teilen eines mittelalterlichen Klosters, welches dem Dorf seinen Namen gegeben hatte.









Etwas Moschee wird hier vermutlich auch dabei sein.









Wir wurden von Sonnenstrahlen beglückt, unten Volos.




Eine typische Dachkonstruktion.




Wir folgten den Stiegen zu einem Café - doch es ging immer weiter, einige "Stockwerke" tiefer, bis wir es tatsächlich fanden. Es sollte sich als Glücksgriff erweisen, denn obwohl wir weit und breit die einzigen Gäste waren und etwas warten mussten, wurden wir vorzüglich bewirtet. Abgerundet wurde das Ganze von gratis serviertem Kuchen und bosn... türk... griechischem Kaffee.




An der Einfahrt in das Dorf Portaria befindet sich der "Pfad der Kentauren" - angesichts der Umgebung kann man die Sage auch nachvollziehen.




Unten an der Küstenstraße hatte ich auf Google Street View Reste der schmalspurigen Pilionbahn entdeckt, die ganz fotogen gelegen waren.
Die Museumsbahn Ano Lehonia - Milies verkehrt auch im Oktober, jedoch nur am Wochenende - also wusste ich schon, dass ein Besuch bei der Reise nicht einzubauen war:
http://www.trainose.gr/en/tourism-culture/train-and-recreation/the-pelion-train

https://de.wikipedia.org/wiki/Pilionbahn

Im Regen stiegen wir aus, von hier kommt man hinunter zu einem Strand. Trotz des Wetters badeten einige Einheimische - die Temperaturen hatten bis kurz davor noch 30 Grad betragen, das Meerwasser war also Ende Oktober noch entsprechend warm.




Das wäre ein schöner Abschnitt - er wurde 2004 - 2007 museumsmäßig befahren, doch nach Unwetterschäden nicht mehr instand gesetzt.




Aufgrund des Regens fuhren wir nicht an der Küste weiter, sondern wollten uns das an sich sehr sehenswerte Museum in Volos anschauen - dieses hatte natürlich am Montag geschlossen. Doch ein Hafenspaziergang geht immer.









Wir kehrten in einer Hafentaverne ein - zwischenzeitlich kam wieder die Sonne raus, denn es war Mythos o'clock! Trotz von Mittag vollem Magen konnte ich den vom sympathischen Wirten aufgetischten Köstlichkeiten nicht widerstehen, schließlich war das mein letzter Tag am Meer auf dieser Reise.




Die Argonauten sollen von hier in See gestochen sein.




Auf dem Weg zurück zum Volos Palace Hotel machte ich einen Abstecher Richtung Bahnhof.




Ein Normalspurgleis hatte einst zum Hafen geführt.




Der Bahnhof ist sehr sehenswert, er wurde vom italienischen Ingenieur (welcher ebenfalls für den Bau der Pilionbahn zuständig war) und späteren Direktor der Thessalienbahn, Evaristo De Chirico (dessen bekannter Sohn Giorgio in Volos geboren wurde), 1884 im neoklassischen Stil errichtet.




Ein kleines Eisenbahnmuseum existiert hier ebenfalls.














220 025 stand neben einigen Baufahrzeugen abgestellt. Der Triebwagen aus Larissa sollte erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehren.




Am Bahnhofsvorplatz: das Schmalspurgleis der Pilionbahn.



Nächstes Mal: wieder etwas komplett anderes - bis dann! :-)
« Letzte Änderung: 13. November 2017, 23:12:19 von Roni »