Autor Thema: Richtung Südosten '16 - 29: Single-Liegewagen zur Schlucht (50 B.)  (Gelesen 5007 mal)

Roni

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Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Richtung Südosten '16-'18 - 28: Iași - Craiova (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3898.0


Das Video zu dem Teil:
https://youtu.be/WmYCDzD87uc




5. 8. 2016

In Sălcuţa schleppte ich meinen großen Rucksack bis zum Motiv am Bahnübergang - leider fand sich in Craiova keine Gepäckaufgabe.




Zumindest ein Schattenplätzchen gab es - Einheimische passierten es nur spärlich, dafür teils mit urigen Gefährten. Quads als Traktorenersatz standen aber ebenfalls hoch im Kurs.




Richtung Bahnhof brutzelten einzelne Rinder und Pferde auf der Wiese angeleint in der Nachmittagshitze.




R 9136 Calafat - Craiova näherte sich pünktlich um 15:26.




820 475 zog die Fuhre inklusive nostalgisch-hellblauem Wagen. Zwei Stunden konnte ich mich nun in den Schatten weiter abseits der Straße zum Lesen setzen, um 17:27 wurde R 9137 Craiova - Calafat erwartet... ich nahm an, der selbe Zug. Meiner zurück nach Craiova sollte um 18:02 abfahren. 17:30 verstrich, und es kam und kam nichts. Da verzichtete ich auf das Motiv am Einfahrtssignal und bewegte mich zurück zum Bahnhof. Und sollte es nicht bereuen, denn...




... es näherte sich das...




... erwartet von diesen Taxis! :0)




Die Einfahrt am Ausweichgleis sagte, dass hier auf meinen Zug gewartet werden würde. Die Passagiere durften sich dafür nach dem langen Hitzetag auch noch beim Aussteigen abmühen.














Nimmt Tupac die Kutsche?




Oder gehen wir gleich zu Fuß? Das Ausfahrtssignal war ebenfalls bereits gestellt.




Fast pünktlich rollte R 9138 Băileşti - Craiova heran.




Kutter-Malaxa-Treffen unter dem Dreiecks-Bahnhofsdach.




Vor sieben zurück in Craiova.
























Viertel vor neun Uhr abends kam der Softrans Hyperion Numero Due an, mit Werbung für Craiova als Kulturhauptstadt Europas 2021 (es wird allerdings Timișoara, dem wir uns später in der Serie intensiver widmen werden). Wieso, fragt ihr, saß ich zu der Stunde noch dort am Bahnsteig? Nun, die Tafel im Vordergrund gibt euch die Antwort!




Endlich, um 21 Uhr tauchten tatsächlich die Lichter des 1 1/2 Stunden verspäteten IR 73 "Traianus" Budapest - Bukarest auf. Mit dem katastrophalen Zustand der Strecke vom Eisernen Tor her werden wir später noch mehr Bekanntschaft machen.




Hinter der Zuglok befanden sich zwei BDŽ-Kurswagen, die weiter als IR 481 "Bononia" bis Golenţi sowie über die bulgarische Grenze und die Donau nach Widin und Sofia verkehren würden.




Ich enterte den Liegewagen und wurde alsbald von zwei Liegewagen-Mutterln empfangen, die sich anfangs skeptisch zeigten, mich dann aber doch bald ins Herz schlossen. Zuerst gab es Verwirrung, da sie bei meinem Balkan-Flexipass dachten ich hätte keine Liegewagenkarte, doch ich zeigte sie noch einmal deutlich, und das Missverständnis war aus dem Weg geräumt. So bekam ich ein Sechser-Abteil für mich alleine - Single-Liegewagen, sozusagen.
Wer glaubt, in Craiova könnte man ein bisschen den Verschub beschleunigen - hahahahaha! Die Wagen wurden von der 820er hin- und hergeschoben, dabei kam es zur Parallelfahrt mit der Lok des IR 73 (siehe Video bei Minute 21:50). Danach ging es noch verspäteter los. Ursprünglich hatte ich geplant, den Zug in Podari auf der Dieselstrecke mit Formsignalen zu fotografieren. Doch erstens konnte man den Liegewagen nur ab Craiova reservieren, und zweitens war es nun sowieso stockdunkel.






6. 8. 2016

Ich schaute immer wieder auf das Handy bezüglich unseres Fahrtfortschritts, doch bald nach Segarcea war die Geschwindigkeit der Dieselstrecke auch nur noch auf ein langsames Schaukeln reduziert, so dass man mit jedem Kilometer fast mehr auf den Fahrplan verlor. Endlich, um 0:05 war der rumänische Grenzbahnhof Golenţi erreicht, eigentlich hätten wir hier nach der Grenzkontrolle schon um 23:00 abfahren sollen. Der MBV 481 hätte um 23:20 im bulgarischen Widin auf der anderen Donauseite ankommen sollen, und genau um diese Uhrzeit - 0:05 - sollte der Trägerzug BV 7627 nach Sofia weiterfahren. Eine modernisierte Variante hatte uns in Form einer 820 hergebracht, nun übernahm das bulgarische Original einer rumänischen Lok BDŽ 55 165 zur Donauquerung (siehe Video bei Minute 22:01). Bald herrschte Gewissheit: die Liegewagenmamas liefen vorbei und verkündeten: wir übernachten in Widin! In letzter Zeit hat sich meinen Erfahrungen nach die BDŽ zu einer effizienten Bahn gemausert, und so kam ein stundenlanges Warten des BV 7627 nicht in Frage. Nach der Passkontrolle gelangte ich zu immerhin ein paar Stunden ungestörten Schlafs, ehe sich BV 7621 pünktlich um 5:55 in Widin auf den Weg Richtung Hauptstadt begab. Es ist kein EuroNight, aber wenigstens servierten mir die Mamas einen Frühstückskaffee, ohne den geht es in Bulgarien einfach nicht.




Gebührender Schlafwagenvorhang meines Single-Liegewagenabteils gekitzelt vom Morgenlicht.




Herumkurven bei Oreschez mit Blick auf das westliche Balkangebirge entlang der serbischen Grenze.




In Brusarzi ist die Oblast Montana erreicht. Hier existierte Regionalzuganschluss zur Stichstrecke nach Lom an der Donau.




Die 50000-Einwohner-Stadt Wraza bietet einen der in Bulgarien öfters anzutreffenden massiven Beton-Bahnhofsblöcke mit ebenso massiver Überdachung des Hausbahnsteigs. Wir waren natürlich auf die Minute pünktlich um 8:48.




Blick zum Wratschanski Balkan.




Bei Mesdra befuhr der Zug nur den südlichen Schenkel des Gleisdreiecks Richtung Sofia und ließ daher den Hauptbahnhof Mesdra aus. So beschloss ich, in Mesdra-jug (Süd) auszusteigen. Die Liegewagenmamas waren höchst besorgt um mich - wie würde es der Junge nur schaffen, sich dort alleine zurechtzufinden?




Nun, unrecht hatten sie für Normalsterbliche auch nicht - Mesdra-jug liegt tatsächlich im Nichts. Aber ich hatte leider schon die geplante Morgenfotosession verpasst - ein Blick in den Fahrplan verriet, dass ich von hier am frühesten den Tagesausflug aufnehmen konnte. Zunächst gab es noch etwas zu fotografieren: kurz vor 9:30 bog der internationale Schnellzug MBV 460 "Romania" um die Ecke. "Zug" ist in dem Fall nicht ganz wörtlich zu nehmen - tatsächlich verkehrte nur der hinterste Halberstädter von Russe weiter bis Bukarest.




Manche zeigten sich von der Landschaft begeisterter als andere.




Halt des sonst gut gefüllten Schnellzuges für eine ältere Dame mit Einkaufswagerl.




PV 20110 Gorna Orjachowiza (ab 5:25) - Sofia kam um 9:43 sogar eine Minute zu früh um mich...




... nur 15 Minuten später inmitten des Balkangebirges in der Iskar-Schlucht abzusetzen!




Der Haltepunkt Tscherepisch war alleine für ein orthodoxes Kloster eingerichtet worden.




Ich wartete noch eine Viertelstunde auf KPV 20201 Sofia - Mesdra, mit dem man dem ursprünglichen Plan nach von den Frühfotostellen hier eingetroffen wäre.














Hinter einer von vielen Iskar-Brücken verschwindet die Strecke Richtung Mesdra in der Felswand.




Auch ohne der Früh hatte ich noch einiges vor, mit vollem Rucksack für 2 Wochen lagen einige Straßenkilometer im Gebirge bei über 30 Grad Hitze. Und die Flüssigkeit für den Tag musste man natürlich auch mitschleppen.
Dennoch ging ich zuerst "falsch", denn einen Kilometer Richtung Sofia findet sich dieses Motiv.




BV 4611 "Dunav" (Donau) Russe - Sofia mit zwei blitzsauberen Wagen hinter der 44 106 überquerte wieder einmal den Iskar, parallel zu einer Straßenbrücke.









Die Meter musste ich wieder zurück hinaufwandern. Durch eine der wenigen Vegetationslücken erspähte man die Brücke auf der anderen Seite der Station Tscherepisch, welche gerade vom einzigen an diesem Tag gesichteten Güterzug passiert wurde.
Danach muss die Straße eine Flussschlinge ausfahren, welche die Bahn abkürzt. Rechts sieht man aus der Schlinge ganz hinten die nächste Eisenbahnbrücke und den nächsten Standpunkt.




Planzug war erst wieder um 13:00 angesagt, also deponierte ich den großen Rucksack getarnt abseits der Straße hier https://goo.gl/maps/XL6drz7oJVt und erkundete noch etwas weiter. Zwei Brücken überqueren den Fluss in kurzem Abstand, allerdings ist dieses nur das Streckengleis Richtung Osten, für die Stelle wäre also wohl der Nachschuss auf einen Triebwagen das Beste. Bei den aktuellen Bestellungen der BDŽ werden das wohl bald mehr Möglichkeiten werden.




BV 7622 Sofia - Widin passierte die erste Brücke pünktlich um 13:14. Im Hintergrund sieht man das andere Gleis, welches kurz danach im Tunnel verschwindet.





Das volle Flussschlingen-Panorama, hier eine größere Version: http://raildata.info/ost16/ost162947l.jpg





Die Tour geht weiter.




Großer Wasservogel vor der Kulisse des Naturparks Wratschanski Balkan.




Nein, auf die zweite Brücke verzichtete ich nicht - denn man kann noch einmal auf sie zurückschauen: BV 2613 Sofia - Warna kam mit hellblauen Wagen wieder auf die Minute pünktlich vorbei.



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