Autor Thema: The Great Britain II - 6: Fort William - Glasgow (50 B.)  (Gelesen 9334 mal)

Roni

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Hallo!



Unser Reiseplan für diesen Teil:
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Fr, 10. 4. 2009


Inverness an 17:05

Inverness Bus Station Farraline Park ab 17:35 Bus 919 -> Fort William

Fort William an 19:25

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Sa, 11. 4.


Fort William ab 8:30 First ScotRail 156 -> Mallaig

Glenfinnan an 9:02


Glenfinnan ab 12:46 First ScotRail 156 -> Mallaig

Beasdale an 13:10


Beasdale ab 16:27 First ScotRail 156 -> Glasgow Queen Street

Glasgow Queen Street an 21:29
Glasgow Queen Street ab 22:00 First ScotRail 170 -> Edinburgh

Edinburgh an 22:51

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Das Video zu dem Teil:
http://www.youtube.com/watch?v=Sn_b-z2n18o&fmt=18



Angekommen in Inverness, einem Kopfbahnhof auf recht beschränktem Platz. Die Strecke weiter nach Norden führt schon im Bahnhof als Teil eines Gleisdreiecks in einer engen Kurve weg.


Nun folgte die längste Überlandbusfahrt der Reise, Ticket dazu hatte ich schon im Internet gebucht, was aber nicht nötig gewesen wäre. Ab Inverness fährt man immer entlang des Great Glen ("Großes Tal"), einer fast schnurgeraden tektonischen Verwerfung, die Schottland durchtrennt. Teil davon ist Loch Ness, dessen Ufer man von Nordost bis Südwest komplett befährt. Ich war hier bei einer Großbritannienreise Mitte der 90er nur bis Urquhart Castle gekommen, jetzt erlebte ich die komplette Busfahrt bis man am anderen Ende des Grabens in Fort William wieder auf das Meer stösst. Ebenfalls interessant ist der Kaledonische Kanal, der unter Einsatz vieler Schleusen die beiden Küsten verbindet. Mehr von der Busfahrt kann man im Video sehen.
Natürlich gab es aber nur ein echtes Highlight der Fahrt: die Landschaft. Unterstützt wurde sie durch wahnwitzige Wetterstimmung. War es beim Loch Ness der etwas lieblicheren Umgebung entsprechend noch durchgehend schön, wechselten weiter westlich starke Regenschauer im Minutentakt mit Abendsonne. Kein Wunder, kommen wir doch nach Fort William, das gleichzeitig sowohl am Meer, als auch am Fuss des Ben Nevis, des mit 1344 m höchsten Berges Großbritanniens, an zwei Extremen liegt. Vom Meeresspiegel aus ist das schon eine beachtliche Höhe.
Rein "zufällig" sollten gleich nach unserer Ankunft mit dem Bus die letzten beiden Züge bei Tageslicht fahren. Also hielten wir Ausschau und wurden bei der Streckenabzweigung nach Mallaig fündig. Gleich daneben befand sich eine Bushaltstelle, also sagten wir dem Fahrer, dass wir hier aussteigen wollten. Noch regnete es in Strömen, als wir allerdings am Fotopunkt ankamen, einer jetzt als Trampelpfad benutzten Brücke der ehemaligen Eisenbahnstrecke (die alte Station lag am Meeresufer, der neue Bahnhof von Fort William ist leider extrem grottig), hörte es sofort auf, und der Sonnenuntergang bahnte sich seinen Weg durch die Wolken.
Resultat: ein Regenbogen! Blickrichtung Gipfel des Ben Nevis, heute aber nicht zu sehen


Eine Class 156 kam aus Mallaig um 19:33 an


Ein kompletter Regenbogen über dem Ben Nevis


Und hier das 180°-Panorama


Komplettiert auf 360° durch den um 19:50 ausfahrenden ScotRail Sleeper nach London, gezogen von DB Schenker 67007


Die große Version der beiden Panoramen, bitte auf den Bildlink klicken:
http://raildata.info/1B1T/1B1T090509.jpg

Wobei man noch bedenken sollte, dass die Standpunkte bei Tag nicht so schön sind, da hier als einzig halbwegs großem Ort in der Umgebung die gesamte Industrie angesiedelt ist. Bei Sonnenuntergang lässt sich das Ganze jedoch perfekt ins Dunkel hüllen.  ;)



Für die folgenden Szenen wurde der neutrale Tageslicht-Weißabgleich verwendet, Farben wurden nicht verändert!  :D


Ab auf der Strecke nach Süden


Die Szenerie wurde zunehmend surrealer!





Nun machten wir uns auf den Fussweg zum gebuchten Bed&Breakfast


Vorbei an der Kirche von Fort William





Nachdem wir uns noch mit Verpflegung eingedeckt hatten, verbrachten wir eine angenehme Nacht an der Küste des Meeresfjordes Loch Linnhe (Loch kann also viele Arten von Gewässern bezeichnen). Am Morgen schaute ich kurz vor die Haustür, wieder einmal war der Himmel wie gemalt


Da wir den Zug um 8:30 erwischen mussten, wurde für uns etwas früher das Frühstuck gekocht. Blick aus dem Frühstücksraum des 4****-Bed&Breakfast


Entlang des Ufers und durch das Zentrum zum Bahnhof


Dort wartete bereits eine Class 156, um uns Richtung Mallaig zu bringen. Bei der Ausfahrt sahen wir schon unseren Sonderzug für heute auf einem Abstellgleis, die mehrtägige Tour "The West Highlander", geplante Bespannung waren die DB Schenker Dieselloks 37401 und 37670. Als wir den Zug passierten, war jedoch eine der Loks eine 66er.
Die Fahrt führt kurz nach Fort William auf einer Drehbrücke über den Kaledonischen Kanal, danach weiter am Ufer des Fjords entlang. Etwas vom Berghang entfernt konnten wir auch den Ben Nevis besser sehen, wieder in herrlicher Stimmung


Der höchste Gipfel liegt auf dem linken Bergrücken weiter hinten auf einem Plateau. Hier fuhren wir schon entlang des Loch Eil, immer noch das Meer


Unser erster Stop: Glenfinnan, dessen Viadukt es auch schon durch Harry Potter in die Popkultur geschafft hat


Auch ein anderer Fahrgast stieg aus, er erwies sich ebenfalls als Fotograf, der jedoch recht gewagt den Zug auf dem Viadukt fotografieren und danach selber einsteigen wollte. Er zeigte uns den Fahrplan, mit 40 Minuten geplantem Aufenthalt war das schon möglich. Vor der Station liegt ein Bahnmuseum bestehend aus mehreren alten Waggons, dort erkundigten wir uns zunächst, ob wir unsere Rucksäcke dort lassen konnten, was kein Problem war. Danach fragten wir nach dem besten Weg zur Brücke, worauf die Frage kam: wollen wir es hart, aber kürzer, oder den Softie-Weg? Natürlich nahmen wir den harten...
Die "Wege" in den Highlands schauen um die Jahreszeit so aus: die tatsächlichen Pfade sind Bäche, also muss man daneben gehen. Hier warten die Grasnaben des Hochmoors auf einen, deren Begehen in etwa beständingem Stiegensteigen gleichkommt. Und jede einzelne erweist sich als Überraschungsei, zu Ostern ohnehin passend: alle sind vom gleichen, ausgedorrten Gras bedeckt, darunter kann entweder fester Boden warten, oder aber man steigt mitten ins knöchelhohe Wasser.
So eine Royal Navy Hubschrauber hätte jetzt auch etwas...


Unterwegs erzählte uns unser britischer Kollege, der übrigens aus dem Südwesten Englands stammt, wo wir gerade herkamen, das Gerücht, dass die andere 37er für heute angeblich den Nachtzug nach Fort William bespannen musste, da die 67er eingegangen war.

Letztendlich erreichten wir den herrlichen Viaduktblick. Von dort sah man auch das Glenfinnan Monument am Ufer das Süßwassersees Loch Shiel, das der Jakobiterrevolten im 18. Jhdt gedenken soll


Nach einstündiger Wartezeit, während derer wir uns am neben uns plätscherten Highland-Bach labten, tauchte der Zug pünktlich um die Ecke, mit zwei 37ern


Das ganze Panorama, bitte auf den Bildlink klicken. Etwas verfeinert mit "Harry Potter", das Auto wurde übrigens in Goathland aufgenommen und ist fast identisch mit dem im Film, nur die Polizeiversion des Ford Anglia. Wer entdeckt Hogwarts Castle?  ;)
http://raildata.info/1B1T/1B1T090401.jpg













Mit angeblich 40 Minuten Zeit sollten wir es eigentlich zur Ausfahrt schaffen, nur wollten wir beim Rückweg die Strasse nehmen, war sie doch gleich hier im Tal. Auf dem Weg hinunter kam der Zug aus Mallaig vorbei, der mit dem Sonderzug im Bahnhof gekreuzt hatte


Das Viadukt ist übrigens eine der ersten großen Betonbrücken der Welt, 1898 fertiggestellt








Durch viel Sumpf, wenn auch nur auf einem kurzen Stück, erreichten wir die Strasse. Dort kamen wir zügig voran und erreichten die Strecke hinter dem Bahnhof pünktlich. Doch vom Zug war weder etwas zu sehen noch zu hören gewesen. Offensichtlich war er entweder viel früher abgefahren (denn den Weltuntergangsstimmungssound der 37er hätte man weit gehört), oder wahrscheinlicher, er ist gar nicht stehengeblieben, denn nach der Zugkreuzung hätte er wieder in den Bahnhof zurückschieben müssen. Was aus unserem Freund geworden ist, haben wir nicht feststellen können, aber ich glaube er hat eine andere Mitfahrtgelegenheit gefunden.


Zurück in der Station, alte BR Poster


Hier kann man auch im Schlafwagen übernachten


Um 12:45 brachte uns dieses 156er Doppel weiter Richtung Mallaig


Am Bedarfshalt Beasdale stiegen wir aus. Kurz davor (nicht soooo kurz) hatten wir ein Viadukt an einem Strand überquert, doch wir wollten etwas anderes, ich hatte eine Tunnelausfahrt mit einer Brücke im Internet gesehen. Doch wo das war, keine Ahnung. Also gingen wir eine Strasse entlang - mit Fussgängerampel im Nirgendwo, wo die Strasse die Bahnbrücke durchquert. Denn die Brückendurchfahrt ist extrem eng, wenn man unten durch will braucht man nur einen Knopf drücken, und schon müssen die Autos aus beiden Richtungen stehenbleiben. Bald entdeckten wir ein Tal mit einer Brücke, die es eigentlich sein müsste. Unten durch war auf einer Karte ein Fussweg eingezeichnet. Der Anfang des Weges verhiess gutes, mit Pfeil und befestigter Strasse. Doch nach ein paar Metern kam ein Haus, der Weg wurde zum Pfad, und nach ein paar weiteren Metern wurde der Pfad zum Sumpf. Doch was soll's, wir sind nicht hergekommen, um den Zug nicht zu erwischen, also durch!
Aufstieg mit vollem Marschgepäck durch den schönen wiederaufgeforsteten Highland-Wald


Wir fanden die Brücke, doch der Punkt war alles andere als optimal, die Sicht Richtung Meer komplett zugewachsen. Während mein Begleiter dort wartete, falls der Zug zu früh kommen sollte, schaute ich auf die andere Seite des Tunnels, und tatsächlich, dort gab es einen herrlichen Landschaftsblick. Abwechselnd brachten wir unser Gepäck rüber, als wir alles drüben hatten schaute er nach unten, um den Zug doch lieber bei der Ausfahrt aus dem Tunnel zu machen. Das war ein Fehler, denn auch hier, mitten in der Einöde, in die sich höchst selten ein paar Schafe verirren, gab es natürlich Zäune! Nach ein paar Minuten hörte ich den Zug am anderen Ende des Tunnels, er war aber noch nirgendwo in der Nähe der Strecke. Der Zug brauste durch, ich hatte meine Bilder, er nicht...





Danach hieß es nur noch: geradewegs hinunter auf die Strasse, zurück in die Zivilisation! Mit Rucksack sind die Grasnaben noch höllischer, denn das ist konstantes Oberschenkeltraining. Ziemlich geschlaucht kamen wir zurück zur Station, dort konnte man sich einmal hinsetzen und die Socken auswringen. Glücklicherweise hatte ich ein zweites Paar Schuhe mit, denn dieses wurde für den Rest der Reise nicht mehr trocken.
Pünktlich holte uns das 156er-Doppel ab, nach der seltsamen Einstiegsprozedur bei Bedarfshaltstellen, wo der Schaffner extra eine Türe für uns in der Mitte des Zuges aufsperren musste, konnten wir uns die ganzen 5 Stunden Direktfahrt bis Glasgow bequem ausstrecken und die Landschaft geniessen.
So erlebt man die Highland-Landschaft mit Stil


Nach Fort William wird die Landschaft noch spektakulärer, wieder mit genialen Lichtstimmungen








Der wunderschöne Stimmungshöhepunkt war um 19:15 kurz nach Upper Tyndrum erreicht. Bald danach, in Crianlarich, wurde unser Zug mit weiteren 156ern aus Oban kommend vereinigt.


Angekommen in Glasgow Queen Street - wer erinnert sich noch an Manchester?  ;)





Impressionen der schönen Halle











Nach zwanzig Minuten fuhr unsere Class 170, die uns nach Edinburgh bringen sollte, ein



Mehr von der Nacht in Edinburgh und dem Morgen danach im nächsten Teil!
« Letzte Änderung: 09. Mai 2009, 17:19:48 von Roni »