Autor Thema: Dampf in Bosnien 2010 - 3: Kakanj II - Über Nacht (50 B.)  (Gelesen 12713 mal)

Roni

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Hallo!


Der vorhergehende Reportageteil:
Dampf in Bosnien 2010 - 2: Kakanj I - Hadzi, Welpen und die Amerikanerin (50 B.)

http://www.mstsforum.info/index.php?topic=2750.0

Wir befinden uns am 2. 4. 2010 vor dem Lokdepot der Kohlemine und -wäscherei Catici, soeben wurde die Lichtmaschine von der 62-020 auf die 62-366 transferiert. Erstere zieht sich nun in den Schuppen zurück, während ein 411er mit dem Regionalzug 2155 von Zenica nach Sarajevo vorbeifährt.


Offensichtlich keine leichte Aufgabe, der Einbau der Lichtmaschine...


Der Lokführer genoss währenddessen den Frühling.





Der 62-020 sollte zwar bald der Dampf ausgehen, doch selbst Puristen liessen sich in Anbetracht der Anweisenheit zweier Loks unter Dampf zur unauthentischen Foto-Doppeltraktion hinreissen. So wurde die zweite Lok wieder aus dem Schuppen geholt, und ein Zug heranrangiert.


Voilà: zwei 62er, jetzt haben wir's gesehen!


Danach wurde eifrig herumrangiert.





Und die 62-020 verabschiedete sich endgültig, auch für uns war eine zweistündige Mittagspause angesagt. Inoffizieller Grund: "Hadzi" musste zur Moschee, es war ja schliesslich auch Freitag.


An der Verladeanlage wurde die frische 62-366 nun schon zum Regelverschub erwartet.





Hier gab es ausreichend Dampf für die Zweiachser, in den Pausen konnte ich weiter mit "Hadzi" plaudern.


So erzählte er mir, dass es noch etwa 20 Leute mit Dampflokerfahrung gibt, Junge werden aber nicht mehr angelernt. Diesel soll in etwa 2-3 Jahren kommen, dann geht er auch in Pension. Allerdings hat er bereits seine Prüfung auf Dieselloks abgelegt, wenn am nächsten Tag eine kommen sollte, würde er auch damit bis zu seinem Ruhestand fahren.


RMU steht für "Rudnik Mrkog Uglja" (Braunkohlemine) Kakanj, die wie alle Minen, die wir besuchen werden (bis auf Banovici), vor ein paar Jahren verstaatlicht wurde, um sie vor dem wirtschaftlichen Ruin zu schützen.





Hier wurde nicht die Anlage verwendet, sondern ein Bagger.


Für die vollgeladenen Waggons von der Hauptstrecke aus anderen Minen wurde dagegen eine moderne Entladeanlage errichtet, man konnte sie auf einigen Bildern als blaues Gebäude sehen. Durch einen beeindruckenden Mechanismus werden hier Wagen angehoben, Lokomotive braucht man nur, wenn der gesamte Zug abgearbeitet ist.


Nach Abschluss der Rangieraufgabe wartete der nächste Vollzug am Staatsbahnhof, hier der Lokzug zwischen alten und modernen Häusern im Ort.


Und der Blick durch die Gärten.


Über eine Wiese gleich nach dem Bahnhof stampfte der Zug zehn Minuten später langsam bergauf.


Bosnisches Leben im Alter - wenn ich mich nicht irre, steht da auf dem Stein noch etwas von "Strasse"...


Und das Highlight kurz vor dem Abendessen: Ein 25+-Leerwagen-Planzug zum Staatsbahnhof, gesehen vom roten Haus aus, der letzte Waggon ist gleich links hinter der Lok zu sehen!


Wir zogen für eine Nacht ins Hotel "Premium", das zwar nicht mehr in seinen besten Tagen ist, aber in Ordnung. Bonus war ein Zimmer mit Blick auf die Bahn, B 397 aus Zagreb kam mit einer halben Stunde Verspätung kurz vor dem Abendessen vorbei. Hinter dem Zug schaut eine neu gebaute, nicht unfotogene Strecke der Minenbahn hervor, die noch nicht in Betrieb ist, jedoch angeblich auch eines Tages mit Dampf betrieben werden soll. Es glauben allerdings die meisten erst daran, wenn sie es mit eigenen Augen sehen.


Doch nach dem Abendessen, das wie ab jetzt immer als mehrgängiges Menü serviert wurde, war es noch nicht vorbei. Zur Nachtsession kehrten wir an die Mine zurück. Einige nahmen auch mit ihren Privatautos an der Fahrt teil und brachten Scheinwerfer für Stand-Shootings in der Dunkelheit mit.


Irgendwie gelangen die besten Bilder aber doch immer vor und nach den gestellten Aufnahmen...











Gegen Ende ging plötzlich ein Wolkenbruch nieder, man konnte sich allerdings gemütlich unter ein Dach stellen. Der Regen verdampfte, als er auf den heissen Scheinwerfer traf.


Um 21:00 fuhren wir zur verdienten Nachtruhe, ich hatte mir den Wecker am nächsten Morgen, 3. 4., aber ein bisschen früher als nötig gestellt. Und es zahlte sich auch aus, der über der Stadt liegende Nebel wurde von der Moschee am Berg so angestrahlt, dass sich so etwas wie ein Heiligenschein bildete. In kurzer Zeit kamen ein Güterzug, der Morgenpendlertriebwagen nach Sarajevo und mein diesmal pünktlicher Nachtzug aus Zagreb vorbei, letzteren bannte ich kurz vor sechs mit einer Langzeitbelichtung am Fensterbrett auf den Chip.


Der Nebel hatte sich noch nicht aufgelöst, als wir zur Mine kamen, es herrschte also herrliche Dampfstimmung!





Ich kam mit den Arbeitern der neuen Schicht schon ins Gespräch.


Für uns fuhr der Zug ein paar Mal über die Bosna-Brücke, hier von einem erhöhten Standpunkt.


Wo sich eine Minen-Schmalspurbahn befindet, am Samstag gab es jedoch keinen Betrieb. Ein paar Kollegen hatten einen von neuen, klobigen Feldbahndieselloks italienischer Herkunft gezogenen Zug am Tag davor erwischt.


Auch das Motiv hatte ich am Tag davor gesehen, nun wurde es umgesetzt.





Die nächste Fahrt über den ziemlich reissenden Fluss, die Sonne kämpfte sich schon langsam durch.


Es dürfte aber vor nicht allzu langer Zeit einen noch höheren Wasserstand gegeben haben, entlang des Ufers hing auf einer bestimmten Höhe eine Wand aus Plastik in den Bäumen!


Auch mit den Fischern plauderte ich, die hier ihrer Wochenendentspannung nachgingen.


Nun hiess es wieder warten, angeblich sollte bis 13 Uhr nichts vom Staatsbahnhof abgeholt werden, laut bosnischer Informationspolitik.


Fünf Minuten später, kurz nach 9, machte sich die Lok auf den Weg.


Der Nebel lichtete sich punktgenau für den ersten Vollzug mit Blick auf den Ort. Das rote Haus wurde auch elegant von der Rauchwolke verdeckt.





Die Betonpfeiler, die vom Berg herunterführten, sahen irgendwie aus wie die Monumente einer untergegangenen Zivilisation.


Kurz hinunter zum Verschub.








Eine Ruhepause?


Nein! Zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde geht es zur Station...


Mehr von dem sich entwickelnden herrlichen Frühlingstag dann nächstes Mal, inklusive Weiterfahrt zum nächsten Ort!

Loknarr

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Re: Dampf in Bosnien 2010 - 3: Kakanj II - Über Nacht (50 B.)
« Antwort #1 am: 15. Mai 2010, 06:50:57 »
@Roni

Schöner Reisebericht! ;D

MfG
Loknarr
Bei Einbruch der Finsternis muss mit Dunkelheit gerechnet werden!

Viper

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Re: Dampf in Bosnien 2010 - 3: Kakanj II - Über Nacht (50 B.)
« Antwort #2 am: 15. Mai 2010, 08:22:00 »
Beeindruckende Bilder, toller Bericht, einfach Roniqualität.
Danke

 
lg.
Viper

e-blue

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Re: Dampf in Bosnien 2010 - 3: Kakanj II - Über Nacht (50 B.)
« Antwort #3 am: 15. Mai 2010, 09:18:34 »

Faszinierende Fortsetzung Deiner Fotoserie vom Balkan.   :D



mfG
« Letzte Änderung: 15. Mai 2010, 09:21:35 von e-blue »
e-blue




messermoser

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Re: Dampf in Bosnien 2010 - 3: Kakanj II - Über Nacht (50 B.)
« Antwort #4 am: 15. Mai 2010, 17:48:36 »
Hallo Roni

Danke fuer die tollen Bilder.
Schoenen Gruss aus Bali
Peterle


Roni

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Re: Dampf in Bosnien 2010 - 3: Kakanj II - Über Nacht (50 B.)
« Antwort #5 am: 16. Mai 2010, 07:53:22 »
Hallo!

Danke euch!  :)