Autor Thema: Süd-Österliche Dieseltour 2011 2/2 (50 B.)  (Gelesen 11430 mal)

Roni

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Süd-Österliche Dieseltour 2011 2/2 (50 B.)
« am: 31. Juli 2011, 14:49:07 »
Hallo!

Nun geht es mit dem zweiten Teil meiner Osterreise weiter, den ersten findet man hier:
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3022

Das Video zur Reise kann man sich hier anschauen, in der Beschreibung gibt es einen anklickbaren Index:
http://www.youtube.com/watch?v=YLO3FM1HvYw&hd=1


Wir befinden uns am 19. 4. 2011 zur Mittagszeit in Timisoara Nord, ich hatte gerade einen 900er Malaxa bestiegen, der mich als P 9593 nach Jimbolia bringen würde. Auf einem der Nachbargleise stand ein Doppel aus modernisierter und originaler RegioTrans Caravelle, welches parallel mit uns als P 14163 nach Nerau ausfuhr (siehe Video).


Meine Nebenstrecke zweigte bald nach der Ausfahrt von der Hauptstrecke Richtung Arad ab, es folgte in den zweiachsigen Schienenbussen eine Fahrt wie in einer Waschmaschine. An Ruhe war nicht zu denken, da man beim Versuch sich Anzulehnen ohnehin dauernd mit dem Kopf gegen etwas stieß. Gleich drei Stationen nach Timisoara, in Carpinis, stößt man schon auf die erste Stichstrecke, nach Ionel, welche ebenfalls durch ein 900er Malaxa Pärchen bedient wurde. Doch der Anschlußtriebwagen wartete gar nicht auf uns, sondern erst auf den nächsten Zug aus Timisoara, welcher erst 1 1/2 Stunden später ankommen würde. Die Leute störte dies gar nicht, aus der Wartezeit wurde eine Art Picknick, hier gehört Warten eben noch zur Kultur.


Die Wartenden, im Hintergrund war ein Fuhrwerk bei der Arbeit.





Mein Zug hatte planmäßig eine halbe Stunde Aufenthalt zur Kreuzung mit dem Gegenzug, die Zeit des Stillstands musste für ein kurzes Nickerchen genutzt werden.


In den Weiten des Banat tauchte P 9594 langsam aus der flimmernden Hitze auf.





Das modernste Gerät vor Ort, die 82er, lässt sich ohne Probleme auch hemdlos bedienen.


In Jimbolia angekommen hatte ich zwei Stunden Zeit bis zur Rückfahrt. Das Innere des Grenzbahnhofs wurde gerade renoviert, darum musste ich mir ein gemütliches Plätzchen außerhalb suchen. Der Malaxa wurde nach Aussteigen sämtlicher Passagiere auf ein Abstellgleis zurückverschoben.


Sehr sinnvolle Baumaßnahmen dominieren den Grenzbahnhof, so wurde um die ganze Anlage ein Zaun gebaut, obwohl die Station mitten im Ort liegt und die Grenze 5 km entfernt ist. Natürlich ist die Zaunanlage an den Enden offen, ebenso weist sie größere und kleinere Durchlässe wie den Fußgängerübergang hier im Vordergrund auf.
Eine RegioTrans Caravelle kam auf der Strecke aus Lovrin angeschaukelt.


Blick Richtung Bahnhof und Serbien, rechts werden wohl so gut wie nie benötigte Gütergleise durch einen zusätzlichen Zaun abgeschirmt. Anschlüsse zwischen CFR und Privaten klappen gut, hier wird P 9595 aus Timisoara abgewartet. Die ZS kommt allerdings etwas zu kurz, der Schienenbus aus Serbien kam erst eine halbe Stunde nach der Abfahrt meines Zuges und gute zwei Stunden vor der Abfahrt des nächsten und letzten Zuges Richtung Timisoara an, deshalb habe ich leider kein Bild davon.


Sinnvolle Zäune mit Löchern wie Schweizer Käse.


P 14279 dieselte zurück nach Lovrin.


Die 82er umfuhr meinen P 9596.


In der Grenzstation wird aufgeräumt.


Freiheit während der Fahrt.


Zurück in Timisoara Nord blieb mir noch einige Zeit.


Straßenbahnen in der Nähe des Bahnhofs, alte, gelbe Lackierung sah ich nur einmal und unfotografierbar.





Tolles Abendlicht in Timisoara Nord.


Die allgegenwärtigen Sitze.





Zum Abschluss tuckerte noch ein gelb-grünes Doppel durch die Station.


Ich nahm nun im Regionalzug nach Arad Platz, doch dann ging eine Unruhe durch den Zug, die Schaffnerin kam ins Abteil und teilte uns mit, dass man noch 25 Minuten auf einen Schnellzug aus Bukarest warten müsse. Viele nutzten die Gelegenheit, um noch einmal zu einer Rauchpause hinaus zu gehen.


Doch wie versprochen ging es los in die Nacht hinein, bei dem großzügigen Fahrplan wurde die Verspätung doch glatt auf den 50 km bis Arad praktisch ganz aufgeholt.
Das beleuchtete Rathaus vor meinem Hotel hatte es mir angetan, kurz vor dem Schlafengehen.


Am nächsten Morgen, 20. 4. 2011, konnte ich ein bisschen länger schlafen, wollte ich doch mit dem InterCity "Cris" nach Budapest fahren. Der Vorteil war, dass nun auch schon in der Stadt Licht herrschte.





Straßenbahn-Rushhour vor der orthodoxen Kathedrale.


Die französische RegioTrans Garnitur kam aus Timisoara am Hauptbahnhof an.


Auf den Gütergleisen tat sich ebenfalls einiges.


Eine Servtrans 43er mit Diesellok verließ Arad.


Morgendliche Szenen an der Osteinfahrt.


Letztendlich kam mein InterCity mit der üblichen Verdächtigen, 47-742, der Strom der Menschen über die Gleise riss nur kurz ab, um den Zug durchzulassen. Ich nahm meinen reservierten Platz in der MÁV-Garnitur ein, wobei es offensichtlich mit der Reservierungspflicht nicht ganz genau genommen wird, das ganze Abteil war schon durch nach Budapest fahrende Arbeiter belegt.


Angekommen in Budapest Keleti, Mittagspause vor einem Flirt.


Der transsylvanische IC Richtung Rumänien.


Parade in Keleti pu., rechts EC 272 nach Prag, das Ding links blenden wir einmal aus...


Mittels U-Bahn Linie M2 und der alten M1 gelangte ich zum Donauufer, wo es ebenfalls Motive en masse gibt. Die Anlage der Stadt ist einfach herrlich, doch leider musste ich bald weiter um den D "Maestral" nach Zagreb in Deli pu. zu erreichen.


Im Zug konnte ich es mir bequem machen, bis auf eine Gruppe kroatischer Jugendlicher nebenan, die unablässig und furchtbar schlecht irgendwelche Teenie-Pophits mitsingen mussten, konnte ich die Reise entlang des Balaton genießen. Kopfhörer schafften schließlich Abhilfe. An der Grenze suchte ein Mädchen aus der Gruppe, das in meinem Abteil ihren Koffer gelassen hatte, verzweifelt ihren Pass, die Grenzbeamten ließen sie letztendlich mit einem anderen Ausweis einreisen.
Abendlicht in Vrbovec kurz vor Zagreb, Kreuzung und Überholung eines Güterzuges.


Nach einer Cevapi-Labung wartete ich auf meinen B 825 Richtung Split, ich hatte für diese Nacht Bett 21 und nächste Nacht wieder, hätte also fast meine Sachen im Zug lassen können. Ich stieg allerding in Knin aus und in den dort wartenden "Sved" als Pu 5701 um, da ich an dem Tag die Strecke Knin - Zadar fotografieren wollte. Ich fuhr bis Vujasinovici, da ich den Morgen-Güterzug von einer bestimmten Straßenbrücke erwischen wollte. Leider war die näher bei Raducic, aber ich fand dennoch nach ein paar Kilometern Fußweg eine Stelle. Die Brücke war zwar schon in Sichtweite, aber weitergehen wollte ich nicht riskieren, und das war auch gut so, denn in der Ferne war schon das Donnern der 2062er zu vernehmen. Bald darauf rollte die grüne 2062-038 mit Güterzug 61335 Knin - Bibinje aus der herrlichen Morgenstimmung in den Bergen heraus an mir vorbei, besser konnte der Tag nicht beginnen!


Im April bietet diese karge Steppenlandschaft noch ein bisschen Grün, gleich hinter meinem Standpunkt wurde eine Schafherde ausgeführt.


Nach stundenlangem Warten und Ausrasten im Schatten - es war heiß in der Sonne, aber immer noch kalt im Schatten - , unterbrochen durch den wahnwitzigen Zugsverkehr im 5 1/2 Stundentakt, stieß mit Pu 5700 noch ein Wiener Fotografenkollege, der in Zadar Urlaub machte, zu mir. Bald stellten wir uns auf die Brücke, und es war keine Sekunde zu früh, denn schon war der Güterzug zu vernehmen. Früher als erwartet, aber genau rechtzeitig für mich, dieselte der zurückkehrende 61334 vor dem herrlichen Western-Panorama an uns vorbei.


Es blieb also gemütlich Zeit zur Station Raducic zu gehen und Pu 5702 nach Knin zu erwischen. Der Bahnhof, jetzt Haltestelle, erwies sich als sehr interessant. Wie die Strecke in den 60ern gebaut, ist er innen total verwüstet, allerdings nicht leer, sondern noch voll von Schätzen. So konnten wir zum Beispiel unversehrte Papiere aus dem Jahr 1964 bergen und mitnehmen, andere Sachen, wie ein Hausübungsheft von 1989, waren ebenfalls dabei.


In Knin angekommen fuhr mein Bekannter wieder zurück nach Zadar, während ich ICN 523 nach Split nahm, um meine Schlafwagennacht möglichst zu verlängern. In der Hafenstadt, die ich das erste Mal außerhalb der Sommersaison betrat, und die mir gleich nur halb so groß wie sonst vorkam, hatte ich noch gemütlich Zeit, um ins Stammlokal auf ein paar Lignje zu gehen. Anschließend ging es wieder zurück zum Hafen und Bahnhof, wo 2062-042 vor dem Hintergrund abfahrbereiter Fähren den Autotransportwagen zu B 824 rangierte (siehe Video).
Nach einer angenehmen Nacht, der Schlafwagen ist jetzt übrigens nicht wie die letzten Jahre hinter Autotransportwagen und Lok, sondern auf der Likabahn immer am Ende des Zuges gereiht, stieg ich in Karlovac aus um den kroatischen Fotografen Toma Bacic zu treffen, mit dem ich heute im Auto die nördliche Lika erkunden wollte. Eine 1142 brachte meinen B 824 im Mondlicht die letzten hundert Kilometer von Ogulin nach Zagreb.


Wir posierten uns zunächst nahe des Gleisdreiecks Ogulin in Ostarije und konnten neben dem Frühpendlerzug auch gleich den nordfahrenden 61312 erwischen. Dank auch an Jan Lukner, der uns netterweise per SMS unterstützte.


Es sollte nun kein Güterzug kommen, doch beim Warten auf den ersten ICN vernahm ich ein Grollen in der Ferne, und tatsächlich, der über 10 Stunden verspätete 61335 Richtung Bibinje kam des Weges, hier in Latin.


Leider merkten wir zu spät, dass wir ihn noch auf der folgenden Steigung erwischen hätten können, er fuhr etwa zwei Minuten vor uns an einer schönen Bergstelle vorbei. Wir warteten anschließend dort auf ICN 521, denn ab hier gestaltet sich die Verfolgung an der Bahn etwas schwierig. Mit dem Auto muss man einen stundenlangen Umweg über Plitvice machen, bis man in Rudopolje, auf der anderen Seite des Passes, wieder an die Strecke stößt. Wir erwischten den angesagten 61302 aus Knin nur knapp. Anschließend warteten wir länger, unterbrochen durch zwei ICN, auf den Nahgüterzug 65321 aus Ogulin, hier bei den Einfahrt in die Panoramakurve von Rudopolje, gezogen von meiner nächtlichen 2062-042 mit weit geöffneten Türen am Motorraum.


Nun wechselten wir wieder nach Norden, diesmal am genauso langen westlichen Umweg die Autobahn entlang, um den verlässlich gegen 17 Uhr Ogulin verlassenden 61301 in der schönen Frühlings-Berglandschaft am Vajin Vrh zu erwischen.


Wir machten noch ein paar Abendbilder um Ogulin, dann fuhren wir zurück nach Zagreb, wo ich am Bahnhof abgesetzt wurde. Für die letzte Nacht hatte ich noch eine etwas verrückte Tour geplant: zunächst nahm ich einen 7121 als Eilzug 985, der über Bjelovar fahrend nach Mitternacht in Virovitica ankam. Dort hatte ich ein bisschen Zeit bis 1:44, um den GM-gezogenen Nachttingler 980 von Osijek über Koprivnica nach Zagreb zu erreichen, zu dem es keinen Gegenzug in gleicher Zeitlage gibt. Während der Wartezeit in Virovitica kamen doch tatsächlich zwei Züge, eine 2044 mit einer 2132er-Verschublok und 2044-022 mit Güterzug 61417 (siehe Video) vorbei, unter Tags gibt es dort praktisch keinen Güterverkehr. Der 980 war ebenfalls ganz gut von Nachtschwärmern besucht, die sich schon etwas früher am Bahnhof eingefunden hatten. Nun folgte die interessanteste Zugbildung der Reise: Der erste Wagen hinter der GM war abgeschlossen, beim Fahrtrichtungswechsel und Umspannen in Koprivnica blieb die 2044 am Zugschluss. In Krizevci, wo ich ausstieg, wurde sie dann mitsamt dem einen Wagen abgehängt. Ich wartete dort um Pu 2351, den ersten Zug nach Koprivnica, zu erwischen, und tatsächlich, er wurde auf dieser komplett elektrifizierten Strecke aus dem GM + Wagen Gespann gebildet! Ich genoss den Sound im anbrechenden Morgen, in Koprivnica gesellte sich anschließend 2044-003 mit Pu 6800 dazu.


Ich nahm nun Pu 6801 Varazdin - Klostar bis Virje, da gab's doch tatsächlich einen Typen, der wieder einmal meine Fotogenehmigung sehen wollte. Herrlich bei Sonnenaufgang kam mir Pu 6802 am südlichen Einfahrtssignal entgegen.


Ich erwischte den Morgen-IC 580 "Podravka" beim nördlichen Signal (siehe Video), anschließend ging es wieder in den Süden für B 783 nach Osijek.


Nun war ich schon so müde, dass ich nicht auf den IC "Zagreb" für die Heimfahrt warte wollte, also beschloss ich unter mehrmaligem Umsteigen durch Ungarn zu tingeln. Zunächst mit dem "Maestral" bis Nagykanisza, dann mit 9807 hinter einer M41 nach Szombathely (siehe Video), nach den ex-DB Wagen konnte ich in die ex-ÖBB Schlieren der GySEV umsteigen, welche innen übrigens unverändert blieben. Abschließend musste ich mir dann noch den Talent von Sopron nach Wien Meidling antun, da der Zug nach Wiener Neustadt zu der Stunde gerade nicht verkehrte. Trotz dieses kleinen Minuspunkts ein herrlichen Abschluss einer Spitzentour!
« Letzte Änderung: 31. Juli 2011, 21:32:59 von Roni »

e-blue

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Re: Süd-Österliche Dieseltour 2011 2/2 (50 B.)
« Antwort #1 am: 31. Juli 2011, 15:19:03 »
Sehr interessante Reportage mit tollen Bildern, Danke!  :D

lG
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Speedy

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Re: Süd-Österliche Dieseltour 2011 2/2 (50 B.)
« Antwort #2 am: 05. August 2011, 21:12:33 »
Deine Bilder sind wieder einmal eine Wucht.
Sehr schön anzuschauen und vor allem wieder
einmal geniale Motive dabei, welche Du eingefangen
hast...Respeckt...

Bei uns läuft alles...

...bald laufen auch Sie ! ! !

Loknarr

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Re: Süd-Österliche Dieseltour 2011 2/2 (50 B.)
« Antwort #3 am: 10. August 2011, 08:29:23 »
@Roni

Tolle Reportage! ;D

MfG
Loknarr
Bei Einbruch der Finsternis muss mit Dunkelheit gerechnet werden!

woelfi

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Re: Süd-Österliche Dieseltour 2011 2/2 (50 B.)
« Antwort #4 am: 20. September 2011, 14:38:45 »
Moin Roni, all,  :)
ein interessanter Reisebericht mit tollen Fotos. Vielen Dank dafür. 


LG, woelfi!
___________________


« Letzte Änderung: 20. September 2011, 14:45:11 von woelfi »