Autor Thema: Indien 2012 - 6: Jodhpur - Die Blaue Stadt (50 B.)  (Gelesen 11655 mal)

Roni

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Indien 2012 - 6: Jodhpur - Die Blaue Stadt (50 B.)
« am: 31. März 2012, 00:26:00 »
Hallo!


Der vorherige Teil der Reportagen:
Indien 2012 - 5: Der aktuelle Glanz von Agra Fort (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3191.0



Das Video zum Bericht:
http://www.youtube.com/watch?v=Ln9ntoVBVts&hd=1




7. 2. 2012


12307 HWH JU EXPRESS


...
18 AF Agra Fort 19:50 20:10 20 NCR 1260 2
19 AH Achhnera Jn 20:40 20:42 2 NCR 1286 2
20 BTE Bharatpur 21:14 21:16 2 WCR 1314 2
21 JP Jaipur Jn 00:05 00:15 10 NWR 1501 3
22 KMNC Kuchaman City 01:48 01:49 1 NWR 1606 3
23 MKN Makrana Jn 02:05 02:06 1 NWR 1620 3
24 DNA Degana Jn 02:55 02:56 1 NWR 1664 3
25 MTD Merta Road Jn 03:32 04:00 28 NWR 1709 3
26 JU Jodhpur Jn 06:00 Last Stn NWR 1813 3


Ich kam im Dunkeln überpünktlich in Jodhpur an, darum ein paar Bilder des nächsten Morgens (8. 2. 2012) vom Hauptbahnhof der Millionstadt, der zweitgrößten Rajasthans - genannt die Blaue Stadt. Diese Fotos wurden mit der kleinen Powershot aufgenommen, da ich gleichzeitig filmte.


Die an die London Tube erinnernden alten Bahnhofsschilder.




Eine WDM-2, die indische Diesellok schlechthin, ab 1962 wurden und werden diese von den Diesel Loco Works in Varanasi stetig verbesserten, aber doch noch auf 50er Jahre Technologie basierenden ALCO-Derivate in Stückzahlen von mehreren tausend gebaut. 16792 vom Lokschuppen Abu Road fuhr gerade mit ihrem Express aus.




Erst 1999 (WDG-4, GT46MAC) und 2001 in der Passagierversion (WDP-4, GT46PAC) trafen komplett neue Modelle von der damaligen GM EMD ein. Wieder werden sie massenweise produziert, im Lokschuppen Bhagat Ki Kothi (BGKT), nur eine Station südwärts im Stadtgebiet Jodhpurs gelegen, ist bereits eine mächtige Flotte beheimatet, wie man an dieser Parade sieht. 40038 kennen wir bereits aus Agra Fort - so klein... äh groß ist Indien! ;-)




So weiß man, dass man im richtigen Zug ist: auf jedem Fernreisewagen werden Passagierlisten angeheftet, es lässt sich natürlich auch alles im Internet abfragen.









Der Express hatte den Bahnsteig verlassen, die beräderten Händler konnten nun weiterziehen.




Sleeper-Wagen S2 des etwa 2 Stunden verspäteten 19224 Jammu Tawi - Ahmedabad Express, an den ersten zwei Ziffern der Wagennummer erkennt man, dass dieser 2003 in Dienst gestellt wurde.




Aus dem Jahr 1990 stammten diese auf Breitspur transportierten Waggons, neu aufgearbeitet für die leider im Aussterben begriffene Meterspur.




Im Freien Zähneputzen ist - von mir so beobachtet - ein Hobby der Inder, mir als altem Beim-Zähneputzen-Spaziergänger konnte das nur Recht sein!




Nun verlassen wir aber den morgendlichen Hauptbahnhof und widmen uns wieder dem 7. 2. 2012.





In Jodhpur angekommen nahm ich gleich ein Tuk-Tuk durch die nächtliche Kälte Rajasthans, der Fahrer war tief eingepackt. Vor dem Hotel mit Garten angekommen, sah ich im Gebäude zunächst niemanden und musste vor verriegeltem Tor warten. Nach kurzer Zeit entdeckte mich dennoch jemand, und ich konnte sogar schon mein Zimmer beziehen. Dieses war in diesem „Heritage“ Hotel außerordentlich groß und in typischem Stil geschmückt. Natürlich nicht alles ganz frisch renoviert, aber es kostete nur 1000 Rupien pro Nacht. Ich legte mich noch ein bisschen hin und machte mich dann auf den Weg zur ersten Station innerhalb Jodhpurs, Raika Bag Palace Junction. Hier zweigt die Strecke nach Jaisalmer in die Wüste Thar von der nach Bikaner ab. Auf dem Weg dahin wurde mein Tuk-Tuk von einer Wohlfahrts-Straßenkehr-Kampagne aufgehalten, zu der Leute in Busladungen herangekarrt wurden. Ich ging in die Station, und sah gleich, ausgezeichnet, die Formsignale sind noch alle da – und nicht zu wenige. Ich schaute schnell zum Station Manager, holte mir mit meiner Fotogenehmigung das OK, da rollte schon der erste Personenzug mit WDM-2 ein. Noch herrschte leichter Hochnebel, der sich allerdings bald auflöste - versprochen, die restlichen 2 1/2 Wochen der Reise wird der Blick auf die Sonne nie wieder blockiert werden!



Die erneuerte WDM-3A 16485 aus Itarsi war weit entfernt ihrer Heimat, und das nicht ohne Grund, zog sie doch mit dem 54812 Jodhpur - Bhopal Passenger einen Regionalzug, der 993 km Laufstrecke in 26:45 Stunden bewältigen würde.
Ursprünglich war die Umbau-Reihe nicht WDM-3A sondern WDM-2C benannt, doch man entschloss sich in der Klassifizierung die Pferdestärken zu berücksichtigen (WDM-2: 2600, WDM-3A: 3100).




Freie Fahrt geradeaus auf die Hauptstrecke, nach links abzweigend ging es Richtung Jaisalmer.









Der 19224 Jammu Tawi - Ahmedabad Express wurde an diesem Tag von Abu Road WDM-2A ("A" - nachträglich mit Druckluftbremse ausgestattet) 16582 gezogen und hielt auch hier, quasi im "Hütteldorf" Jodhpurs, mit etwa 2 1/2 Stunden Verspätung. Überhaupt wird man in Indien immer wieder von uneingeplanten Zügen überrascht, zum späteren Nachvollziehen ist immer ein Fotografieren der Zuglaufschilder ratsam.









Bald darauf rollten einige Express- und Personenzüge ein, darunter auch der Jodhpur – Jaisalmer Passenger, den ich am nächsten Tag nehmen würde. Mehr von dem Zug aber im folgenden Teil.






Hier gab es auf jeden Fall schon einmal sehr viel Blau in der Blauen Stadt!




Das einzige Mal auf der ganzen Reise, dass ich von Frauen um ein Foto gebeten wurde...




Die Reisenden des Morgenschnellzugs, auch eine Kuh komplettierte nun die Szenerie.




Im Hintergrund fuhr BGKT WDG-4 12305 mit einem Güterzug ein und kam zum Stehen.




Es folgte der 22482 Delhi Sarai Rohilla - Jodhpur Superfast, gezogen von BGKT WDM-3A 16003.
Im Jahr 2010 wurden die klassischen 4-stelligen Zugnummern auf ein 5-stelliges System umgestellt. Dabei bedeuten die ersten Stellen zum Beispiel folgendes: 1 - Fernreisezug, 2 - ebenfalls Express, falls die 1er ausgehen, 5 - Regionalzug, 6 - Mainline EMU, 9 - Mumbai Vorortzüge.




Das Vorsignal war bei Durchfahrt des Superfast noch nicht gezogen, dann war es soweit, der Zug rollte noch, der Lokführer freute sich - doch plötzlich: Ratsch! Es hatte ein ungeduldiger Einwohner von Hütteldorf... äh Raika Bag die Notbremse gezogen und einen Impromptu-Vororthalt erzwungen. Das Angebot, sich die paar Kilometer zum Hauptbahnhof und zurück zu sparen nahm eine ganze Menschenmenge dankbar an - am Durchfahrtsgleis!




Endlich konnte die ALCO wieder dunklen Rauch spuckend beschleunigen.




Ein paar Spätentschlossene sprangen noch im letzten Moment ab.




Exotische Vögel - Fehlanzeige.









Es wird fleißig gebaut, dies ist die WDG-4 mit Seriennummer 292, und bei weitem nicht die neueste.




Aus der anderen Richtung näherte sich BGKT WDG-4 12474 mit einer Ladung wohlbekannter, globalisierter Container.




WDG-4-Treffen mit Hapag-Lloyd.




Natürlich fuhr der jetzt Sicht-blockierte Zug unter mir von andernorts wohlbekanntem GM-Brüllen - wenn auch etwas modernerer Motor - aus.




Hmmm, ziemlich viel Blau hier - ob es sich deshalb Blaue Stadt nennt?




Zuletzt schaute ich noch einmal beim Vorstand vorbei. Er wollte eine Kopie von der Genehmigung haben, dann schenkte ich ihm ein Foto von einem ÖBB-Fahrdienstleiter. Natürlich mussten anschließend auch alle Jungs posieren, teils in fiktiver Action. Der Vorstand packte extra die Krawatte aus.




Man beachte den "Industrial Computer".









Ich begab mich nun wieder zum Hauptbahnhof um mir noch eine letzte Reservierung zu holen. Mittlerweile hatte ich per E-Mail sämtliche Indrail Pass Reservierungsdaten zugeschickt bekommen, so dass ich ab nun auf jegliches Anstellen an Schaltern verzichten konnte.
Vor dem Bahnhof konnte ich dieses ausgestellte Schmuckstück bewundern, die Schmalspurdampflok ZB 120. Das einzige Problem war, dass sie absolut nichts mit Jodhpur zu tun hatte, da es hier keine 760 mm Schmalspurbahn gab.




760 mm? Das erinnert uns doch an etwas... Tatsächlich!
Leider haben sich bei der Renovierung der Lok durch Bhagat Ki Kothi ein paar Fehler eingeschlichen, genauer gesagt wurde nur das Wort "Brod" richtig geschrieben... ;-)




Am Bahnhof wurde ein kleines Vormittagspäuschen eingehalten.




Geschäftiges Treiben an der südwestlichen Bahnhofsausfahrt.




Der Uhrturm des Bahnhofs wurde überragt vom mächtigen Meherangarh Fort, welches wir später besuchen werden.




Blau herrscht hier eindeutig vor!









Nun wurde weitergekehrt...









BGKT WDM-2 17725 beim Verschub in der Abstellgruppe. An den Dächern kann man eindeutig die Waggons mit Klimaanlage erkennen.




Deswegen nennen wir IR-Fans Jodhpur die Blaue Stadt!
OK, ein militärischer AC2-Wagen ist auch dabei...




Bis Mittag ruhte ich mich wieder aus. Zu Mittag nahm ich im Hotel eine Mahlzeit ein, Chicken Curry bestehend aus ganzen Hühnerstücken mit Haut, war wirklich ausgezeichnet, und das obwohl sie extra für mich die Küche in Gang bringen mussten.


Am Nachmittag wartete das Fort schon auf mich, doch zuerst musste das Tuk-Tuk leicht repariert werden. Der Motor befand sich übrigens direkt unter dem Fahrersitz, wohl, damit man ein Überhitzen sofort erfühlen kann...




Auf dem Weg durch die extrem geschäftige Stadt.




Auf Serpentinen ging es steil zum Fort hinauf, das Tuk-Tuk musste kämpfen, aber es ging!




Die typischen Stadthäuser.




OK, oben angekommen muss ich zugeben: Die Altstadt von Jodhpur wurde tatsächlich blau gestrichen. Ursprünglich durften dies nur Brachmanen, doch mittlerweile tun es viele Besitzer der als Havelis bekannten Altbauten.



Im nächsten Teil erforschen wir den atemberaubenden Palast, anschließend geht es auf Zugfahrt in die Wüste!

messermoser

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Re: Indien 2012 - 6: Jodhpur - Die Blaue Stadt (50 B.)
« Antwort #1 am: 31. März 2012, 15:22:36 »
Hallo Roni

Wie immer --- danke fuer den tollen Bericht. Was is supergenial finde ist die Gleissperre am Bild vom 22482 Delhi Sarai Rohilla - Jodhpur Superfast. Einfach und efektiv.
Schoenen Gruss aus Bali
Peterle


Roni

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Re: Indien 2012 - 6: Jodhpur - Die Blaue Stadt (50 B.)
« Antwort #2 am: 03. April 2012, 11:50:00 »
Danke dir, Peter!  :D