Autor Thema: Indien 2012 - 14: Thums Up für Ankai Killa! (50 B.)  (Gelesen 8330 mal)

Roni

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Indien 2012 - 14: Thums Up für Ankai Killa! (50 B.)
« am: 04. Mai 2012, 09:14:38 »
Hallo!



Der vorherige Teil der Reportagen:
Indien 2012 - 13: Auf Meterspur über den Fluss Narmada (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3225.0



Das Video zum Bericht:
http://www.youtube.com/watch?v=Ln9ntoVBVts&hd=1






* "Thums Up" (= "Thumbs Up") ist eine indische Colaversion
http://en.wikipedia.org/wiki/Thums_Up


13. 2. 2012

Wir fahren fort bei meinem zweiten Geheimdienstinterview innerhalb von zwei Tagen:
Im Büro des Vorstands von Khandwa erwartete mich ein Herr von der "Central Railway Intelligence". Er war freundlich, aber tat auch nach typischer Geheimdienstart so schlau, als ob ihn keiner durchschauen würde. Zunächst sprachen wir über Indien, dann was die indischen Bahnen von den ÖBB lernen könnten, dann wollte er noch meine Papierbilder sehen, anschließend die aus Indien und besonders die aus der Region um Khandwa. Jetzt reichte es mir aber, und ich meinte, ich sei müde, und wollte mich bis zur Abfahrt noch ausrasten. Er sagte, ja, rasten sie sich nur aus, vermutlich froh darüber, dass ich auf seinem Gebiet keine weiteren Fotos machen wollte. Das Problem bei diesen Beamtentypen ist, dass sie ja keine Verantwortung auf die eigene Kappe nehmen wollen, das ist auch so bei der Durchsetzung der Fotogenehmigung. Ich hätte ihm sagen können, dass sein Job mit Google Earth, Mobiltelefonkameras und Wikipedia obsolet geworden sei, aber da er mich jetzt in Ruhe ließ, blieb ich diplomatisch. Das Lustigste, was er von sich gab, war, dass es in Indien keine Eisenbahnfans gäbe, da die Leute zu beschäftigt für Hobbies seien. Die Freunde, die ich bald darauf traf, amüsierten sich köstlich darüber - vor allem da nicht so weit entfernt mehr als genug organisierte Eisenbahnfans anzutreffen waren, dutzende allein in Pune. Ich packte zusammen und brachte den Schlüssel des Retiring Room zur Mannschaft des Duty Managers, die inzwischen die Schichten gewechselt hatten. Trotzdem wurde ich mit "da ist er ja endlich" freudig erwartet, es wollten wieder Leute meine Bilder sehen, und ich fertigte einige Portraits an.

Der neue Duty Station Master bei fiktiver Action.



















Diese Slogans haben mir am besten gefallen - in anderen Stationen fand ich sie auch korrekter geschrieben vor.




Anschließend verabschiedete ich mich und begab mich in den AC Warteraum. Dies wurde mir aber nach kurzer Zeit zu dumm, und ich ging doch noch an das Bahnsteigende, um wenigstens ein bisschen Breitspuraction zu erwischen.




Es kam auch bald ein Express mit Itarsi WAP-4 22885 von der Mumbaier Seite.




Die Lokführer blendeten zum Gruß kurz voll auf und zeigten mir im Vorbeifahren die Victory-Finger.




Aus der anderen Richtung schlich sich ein imposanter Güterzug gezogen von zwei WAG-7 an.









Das Kazipet WAG-7 Pärchen 27746 und 27744 umgeben von diversen Aspekten der indischen Gesellschaft.




Nun hatte ich was ich wollte und setzte mich wieder in den Warteraum, denn mein Zug, der den weiten Weg aus Bihar kommende 12150 Patna - Pune Superfast, sollte 40 Minuten Verspätung haben. Letztlich ging es mit einer Stunde Verspätung los, meine einzige Fahrt im AC III Tier auf der Reise. Ich hatte eine Familie im Abteil, konnte es mir aber doch halbwegs gemütlich machen, um neun wurden die Betten umgeklappt, ein Sechserabteil und zwei auf der Seite. In Bhusaval Jn. hatten wir sogar 1 1/2 Stunden Verspätung, bis Manmad gab es aber wohl genug Zeit im Fahrplan, hier kamen wir mit 50 Minuten plus kurz vor Mitternacht an. Ich bahnte mir den Weg bis zur Eingangshalle, auf einer Seite war der Vorplatz komplett voll mit am Boden schlafenden Menschen, so etwas habe ich nachher nie wieder gesehen. Ich nahm mir ein Tuk-Tuk zum Hotel, das eigentlich in Gehreichweite zum Bahnhof sein sollte. So erreichte ich es aber schnell und legte mich für eine kurze Nacht hin.



14. 2. 2012


Die Halbzeit der Reise ist erreicht - ab jetzt gibt es in den restlichen Reportagen nur noch Breitspur und atemberaubende Landschaften - versprochen! :-)


Um 5 Uhr wachte ich auf und machte mich bereit, denn ich hatte mich mit Sachin, einem Eisenbahnfreund aus dem benachbarten Nashik, zu einer Fotosession nahe Manmad verabredet. Kurz vor 5:30 wurde ich angerufen, dass er in der Lobby auf mich warten würde. Ich kam hinunter und traf auch auf einen Freund von ihm, Anish, der ebenfalls mitgekommen war. Es stellte sich heraus, dass Sachin das Auto genommen hatte, und so konnte ich gleich mein gesamtes Gepäck mitnehmen. Wir packten alles in seinen Maruti Suzuki und machten uns auf die Straße, zu einem Spitzenstandpunkt nur wenige Kilometer entfernt. Speedbumps gab es wieder häufig, sie wurden uns auch fast zum Verhängnis, denn plötzlich hatten wir einen Platten am linken hinteren Reifen. Sachin fuhr auf die Seite, hatte glücklicherweise alle Utensilien inklusive Ersatzreifen dabei. Wir werkelten ein wenig, dann konnte das Eisenbahnabenteuer erneut beginnen. Bei dem magischen Platz handelt es sich um Ankai Killa - "Killa" bedeutet Fort, in dem Fall ein Hügel (auch ohne künstliche Befestigungen) - , zwischen einer Ansammlung von Tafelbergen wurden zwei Strecken, die in entgegengesetzte Richtungen von Manmad wegführten, wieder vereint. Eine Strecke verlief Richtung Aurangabad, die andere Richtung Daund. Letzere wurde nun bis zum naheliegenden Wallfahrtsort Shirdi elektrifiziert, die Masten standen schon, der Draht hing noch nicht. Wir begaben uns schnell zum Vorstand des Bahnhofs von Ankai Killa, dieser versuchte sich wieder der Verantwortung zu entledigen und rief einige höhere Stellen an, dann klappte es allerdings doch recht schnell. Die Morgenstimmung brach schon hervor, und wir fuhren rasch zum Fuß des Aussichtsberges um ihn zu erklimmen. Währenddessen ging die Sonne langsam auf und erleuchtete das mächtige Fort von Ankai wie ein Heiligenschein. Richtung Manmad waren in der dunstigen Entfernung noch einige Tafelberge zu sehen, darunter auch der "Thums up" = "Daumen hoch"-Berg, der seine Beschreibung durchaus verdiente.

Die Location findet man hier:
http://g.co/maps/vrrbr
Die als "Ankai" bezeichnete Station ist tatsächlich Ankai Killa, der Bahnhof Ankai ist ein bisschen weiter südlich gelegen. Nach ihm trennen sich die Strecken wieder (im Satellitenmodus sieht man es).

Schon im Aufstieg hatten wir unseren ersten Zug aus Richtung Manmad noch vor Sonnenaufgang um 6:50. Die Scheinwerfer zeigten sich in der Ferne, links der "Thums Up"-Berg.




Die Signale von Ankai Killa leuchteten noch rot, daneben der State Highway 10 - wir befanden uns nun wieder im Bundesstaat Maharashtra, wie Mumbai.




Der Zug näherte sich auf der Schleife, welche Manmad in einem Halbkreis nach Westen verließ.




Für die Zugleistung war ein WDM-2 "Jumbo" verantwortlich, diese seltenere Bauvariante zeichnete sich durch eine niedere Haube aus.









Das Panorama mit der prägnanten Silhouette von Ankai Killa.




Wir hatten den Aufstieg geschafft - Thums Up! :-)




Es näherte sich einer der Topzüge des Tages, der 12072 "Janshatabdi Express", ein Tagesschnellzug zwischen den Zentren Aurangabad und Mumbai, welcher die 374 Kilometer in 4:55 h zurücklegte.









Vorbei am Bahnhof Ankai Killa.














Der Zug nahm nun die östliche Schleife nach Manmad, um die Stadt anschließend in westlicher Richtung nach Mumbai verlassen zu können.














Ich kletterte kurz etwas höher um den Sonnenaufgang früher einzufangen.




Sonnenstrahlen Richtung "Thums Up".









Das nächste Spektakel verschaffte uns ein WDM-2 Doppel mit ordentlichem Güterzug, welches die Steigung aus Manmad hinaufknatterte (siehe Video ab 1h:09:55).









Güterverkehr zur Schiene und Straße.




Das Sonnenaufgangspanorama mit Güterzug.









Einige ausgewilderte Hunde schauten kurz bei uns vorbei.




Der Güterzug bei der Durchfahrt durch Ankai Killa.




Und schon der nächste Express.









Personenverkehr zur Schiene und Straße.




Überholmanöver am State Highway, der große Pfeiler war Teil eines Windrades.




Nun sah man klarer Richtung "Thums Up"-Berg und dahinter, es war schon verblüffend - man konnte sogar den Nagel erkennen! ;-)




Noch ein letzter Blick Richtung Zug auf der östlichen Schleife.




Nun wanderten wir an die Strecke, kaum unten angekommen mussten wir laufen um die nächsten Züge zu erwischen: Guntakal WDG-3A 14656 Richtung Süden und gleichzeitig auf der anderen Strecke ein WDG-4 Doppel mit Güterzug Richtung Manmad.




Sachins bewährtes Fahrzeug nahe der Brücke über die Bahn.




Mastenimpression mit Ankai Killa.




Der nächste Express hatte Verspätung, darum gingen wir in einer der vielen Raststätten hier am State Highway frühstücken. Es gab Omelette mit Chilistücken und eine Art Erdapfelkuchen. Dann machten wir uns per rumpeligem Feldweg auf zur Station Ankai, die etwa vier Kilometer südlich von Ankai Killa und ca. einen Kilometer abseits der Straße lag. Hier war der Vorstand kooperativer, und wir richteten uns zur Vorbeifahrt des 11078 "Jhelum Express" her.

Der Guard betrat die Bühne.




Wir überredeten noch den Guard, für uns Modell zu stehen, dann kam auch schon Guntakal WDG-3A 13068 "Shakti" mit dem langen Zug herbeigedonnert.




11078 "Jhelum Express" Jammu Tawi - Pune vor der Breitseite des Ankai Killa.




Der Zug hatte auf den bisherigen 1900 Kilometern Fahrt aus dem hohen Norden fast zwei Stunden Verspätung mitbekommen.




Und der Dirigent beendete das Stück.



Nun hieß es nach Manmad zurückfahren, denn mein Zug weiter bis Kalyan und anschließend Pune über die Thull und Bhor Ghats ging um 11:30. Doch mehr über die Bergstrecken gibt es dann in den nächsten Teilen zu sehen.

messermoser

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Re: Indien 2012 - 14: Thums Up für Ankai Killa! (50 B.)
« Antwort #1 am: 04. Mai 2012, 16:05:15 »
Also dann kann ich nur sagen Thumbs up.  ;D
Schoenen Gruss aus Bali
Peterle


Roni

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Re: Indien 2012 - 14: Thums Up für Ankai Killa! (50 B.)
« Antwort #2 am: 07. Mai 2012, 22:49:03 »
Danke, Peter!  :)