Autor Thema: Indien 2012 - 15: Pune - Deccan Queen (50 B.)  (Gelesen 11395 mal)

Roni

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Indien 2012 - 15: Pune - Deccan Queen (50 B.)
« am: 18. Mai 2012, 10:49:18 »
Hallo!



Der vorherige Teil der Reportagen:
Indien 2012 - 14: Thums Up für Ankai Killa! (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3229.0



Das Video zum Bericht:
http://www.youtube.com/watch?v=Ln9ntoVBVts&hd=1




14. 2. 2012

Wir setzen unsere Reise in Manmad fort, wohin ich von Sachin und Anish zurückgeführt worden war. Wir parkten hinter dem Bahnhof, wo die Quartiere der Lokführer und andere Eisenbahneinrichtungen lagen. Dort lebten auch Freunde von Anish, mit einem älteren Doktor, der mich unbedingt zum Meditieren bringen wollte. Wir versuchten die Gastfreundschaft über uns zu bringen und gingen dann zum Bahnsteig.

Der südliche Eingang in den Bahnhof Manmad war wesentlich gemütlicher als der überbevölkerte Haupteingang im Norden.




Meine erste Bekanntschaft mit einem der Hauptarbeitstiere der Central Railway im Bereich Mumbai, der Zweisystemlok WCAM-3 21948, gebaut 1998. Von der Fußgängerbrücke hatte man einen Überblick über den Bahnhof Manmad.




Mein Zug war der nur Dienstags verkehrende ALCO-bespannte 12132 Express Shirdi – Dadar, ab April sollte die gesamte Route elektrifiziert sein. Ich verabschiedete mich von den Freunden und konnte dann eine angenehme Fahrt in einer nicht vollen AC II Klasse genießen.


12132 SAINAGAR DR EXPRESS

3 MMR Manmad Jn 11:25 11:30 5 CR 85 1  
4 NK Nasik Road 12:28 12:30 2 CR 158 1  
5 IGP Igatpuri 13:23 13:25 2 CR 208 1  
6 KYN Kalyan Jn 14:45 14:50 5 CR 292 1


Hier ging es für den Tag zum ersten Mal über die Westghats oder Sahyadri Berge, auf der steilen Thal (oder Thull) Ghat Sektion zwischen Igatpuri und Kasara. Diese Berge stellen den Rand des Deccan Plateaus dar, auf dem der Hauptteil Indiens liegt. Ein natürliches Hindernis, welches in der Frühzeit der indischen Bahnen auf dem Weg von der Küstenebene in das Zentrum und zur Ostküste immer überwunden werden musste. 1865 wurde die Thal Ghat Bergstrecke von der Great Indian Peninsula Railway (GIPR: http://en.wikipedia.org/wiki/Great_Indian_Peninsula_Railway ) eröffnet, bis vor Kurzem war der Bereich von Mumbai bis Igatpuri mit Gleichstrom elektrifiziert, nun herrschte hier am Berg Wechselstrom. Als Fahrgast merkte man diese von steilen Steigungen, Tunnels und hohen Brücken dominierte Sektion nicht so sehr, da es kaum kleine Kurvenradien gab.

Nach etwas mehr als drei Stunden Fahrt erreichten wir Kalyan fast pünktlich, den Knotenpunkt der zwei Central Railway Bergstrecken nordöstlich von Mumbai, bei dem ebenfalls sämtliche Central Railway E-Loks dieser Sektion beheimatet waren. Es war ein chaotischer Bahnhof mit enormem Rummel, auch der Warteraum präsentierte sich gut gefüllt, da er ebenfalls Sleeper-Fahrgäste inkludierte. Im Zehn-Minuten-Takt trudelten die Express-Züge in diverseste Landesteile ein, oft mussten Züge auf einen freien Bahnsteig warten. Es schien bei den IR gebräuchlich zu sein, lieber wenige Bahnsteige zu nutzen - was auch gute Seiten hatte, denn häufige Bahnsteigwechsel wären bei den Menschenmassen mit viel Gedränge verbunden. Daneben kamen dauernd Mumbaier Nahverkehrszüge auf anderen Bahnsteigen an, hauptsächlich moderne Typen, welche leider in Violett mit gelber, britisch aussehender Front extrem hässlich geworden sind. Glücklicherweise fuhren aber noch ein paar der klassischen Vororttriebwagen, diese würde ich dann am Ende der Reise noch einmal antreffen. Letztlich war es Zeit für meinen Konark Express, welchen ich nur ein kurzes Stück auf seinem langen Weg zur Ostküste in Orissa benutzte, und ich konnte wieder gemütlich ins ziemlich leere AC II einsteigen.


11019 KONARK EXPRESS

1 CSTM Mumbai CST First 15:10 CR 0 1
2 DR Dadar Cr 15:23 15:25 2 CR 9 1
3 KYN Kalyan Jn 16:05 16:10 5 CR 54 1
4 KJT Karjat 16:53 16:55 2 CR 100 1
5 LNL Lonavla 17:43 17:45 2 CR 128 1
6 PUNE Pune Jn 19:00 19:05 5 CR 192 1
37 BBS Bhubaneswar 04:25 Last Stn ECOR 1932 3


Nun galt es die nächsten Ghats, die Bhor Ghats ( http://en.wikipedia.org/wiki/Bhor_Ghat ) zwischen Karjat und Lonavla, zu genießen. Die Strecke wurde 1861 eröffnet, allerdings noch nicht im heutigen Zustand, da zunächst Spitzkehren zum Überwinden der Berge nötig waren. Ich würde die Gegend am nächsten Tag mit meinen Freunden aus Pune näher erkunden. Danach kam mein Zug bei Sonnenuntergang an Kamshet vorbei, wohin wir uns ebenfalls 24 Stunden später begeben würden. Manchmal schneller, manchmal langsamer kroch der Zug nun in den Moloch Pune, der teils sehr westliche Seiten zeigte, dann wieder ur-indische. Am Hauptbahnhof kam ich nahe des Ausgangs an, ich musste jedoch auf die andere Seite und benutzte dafür sogar eine Rolltreppe. Beim Tuk-Tuk-Stand wurde mir der Weg gezeigt, und schon war ich in meinem Hotel, ein ganz gutes der Business Klasse.




15. 2. 2012

Heute hatte ich mit meinem Freund Apurva - so ziemlich dem nettesten Menschen, den man jemals irgendwo antreffen könnte! - ausgemacht, dass er mich gegen 6 Uhr aus dem Hotel in Pune abholen würde. Mit von der Partie war auch Lalam, bald danach komplettierte Ashish bei einer Vorortstation die Truppe. Wir fuhren in Apurvas Tata Nano auf dem Mumbai – Pune Expressway bis nach Lonavla, dem Pune-seitigen Endpunkt der Ghat Sektion. Nach einem Frühstück bogen wir in einen Nebenstraße mit sehr schlechtem Belag ein, die Häuser am Rand waren allerdings nicht ohne. Dieser auf 600 m Höhe gelegene Ort war bei den Mumbaikars sowohl als Ausflugsort als auch als Zweitwohnsitz beliebt. Die Villen der Reichen sprossen nur so aus den Hügeln in der Umgebung, die ansässigen Einheimischen profitierten allerdings kaum von der Entwicklung. Die Straße führte auch zu "Indiens größtem Abenteuerpark", wir bogen aber zuvor ab und parkten am Ende der Straße.

Hier:
http://g.co/maps/njhpu

Der Tata Nano, die ursprüngliche Version sollte es bei der Vorstellung schon ab 100000 Rupien geben (ca. 1500 Euro), diese teurere Variante hatte mehr Ausstattung. An den Blicken auf der Straße sah man, dass es ein Traumauto für viele Inder war, da er durchaus leistbar aber auch praktikabel und erstaunlich gut für das Geld ist. Apurva meinte, es machte echt Spaß damit zu fahren. In den nächsten Jahren ist eine Exportversion geplant.




Nun wanderten wir ein kurzes Stück durch einen Wald, bei dem man sich in der Monsunzeit einerseits vor Schlangen hüten musste - jetzt war keine zu sehen - , und der andererseits von den Einheimischen als Toilette genutzt wurde. Doch das Überwinden des Hindernisses zahlte sich aus: Auf der anderen Seite hatten die Eisenbahnfreunde einen fantastischen Aussichtspunkt entdeckt, von dem aus man auf die berühmte Monkey Hill Cabin (MHC) sehen konnte. Hier hielten Züge an, um eine Bremsprobe für die Talfahrt Richtung Mumbai durchzuführen. Kaum aus dem Wald, bot sich ein atemberaubender Anblick auf die Strecke an der gegenüberliegenden Talseite, von der zwei Gleise nach Monkey Hill durch Tunnel und über Viadukte die Felswand entlang hinunter führten, während ein drittes Gleis die andere Seite des Berges nahm.

Gerade fuhr ein von WAG-7 27508 gezogener Güterzug bergwärts Richtung Pune. Noch vor kurzem wäre diese Szene unmöglich gewesen, da die Strecke im Gleichstrombereich lag. Dennoch sah man keine mit Expresszügen durchfahrenden Wechselstromloks, denn die Elektrifizierung endete in Pune.




Einheiten von zwei oder drei Schubloks wurden jedem bergfahrenden Zug, egal wie lang oder kurz, in Karjat beigegeben und in Lonavla abgehängt.




Der Berghang präsentierte sich als spektakuläre Mischung von Tortenschichten.




Der Zug in seiner ganzen Pracht fuhr auf das Viadukt kurz bevor die Steigung nach Monkey Hill geschafft war.









Als Schubloks fungierten WAG-7 27213, 27209 und 27126, diese Wechselstromloks hatten die Dienste von den altgedienten Gleichstromloks WCG-2 "Howler" - aufgrund ihres lauten Geräusches - übernommen, von denen ich nur noch eine im Verschubdienst bei Mumbai CST erleben durfte.




Lalam auf der Lauer.




Und da kam sie auch schon, ihre Majestät, 12124 "Deccan Queen" Pune - Mumbai, der berühmteste Tagesschnellzug der Strecke. Dieser Zug wurde als erster "Superfast" Indiens am 1. Juni 1930 zum ersten Mal in Verkehr gesetzt, ebenso war es der erste Langstreckenzug mit elektrischer Traktion und der erste Zug mit Wagendurchgängen in Indien.
Hier findet man noch Weiteres zur Geschichte:
http://www.irfca.org/~shankie/famoustrains/famtraindqn.htm

Die talfahrende WCAM-3 stoppte mit der rein in Central Railway Weiß-Rot-Dunkelblau gehaltenen Garnitur zur Bremsprobe vor dem markanten Monkey Hill.




Die Bergstrecke mutete etwas ungewöhnlich an, denn erstens ging es aufgrund des Deccan Plateaus nur in eine Richtung wirklich bergwärts, andererseits verlief die Strecke bei der MHC - hier ist das Stellwerk links zu sehen - kurz ganz oben am Bergrücken, was für Bahnstrecken nicht gerade Standard ist.




Für die Schnellzüge nach Mumbai CST kamen nur WCAM-3 als E-Loks in Frage, da die letzten Kilometer bis zum Kopfbahnhof immer noch mit Gleichstrom elektrifiziert waren.














Das Deccan Queen Panorama dieses spektakulären Tales.




Ashish hatte alles auf Video gebannt.




Dies hier war eine Hauptstecke, gleich darauf kündigte sich die nächste Kalyan WCAM-3 aus Richtung Mumbai an.




Es handelte sich um den 12127 Mumbai CST - Pune "Intercity Express", das Gegenstück zur "Deccan Queen" mit Frühabfahrt in Mumbai und Abendabfahrt in Pune, welcher die 192 km zwischen den Zentren in 3:07 h zurücklegte.




Kalyan Güterzugloks WAG-7 27217, 27257 und 27118 beim Nachschieben eines Personenzuges - dort Alltag, sonst eher selten.




Blick auf eine weitere Klippe und den Monkey Hill.




Apurva: Wie wäre es von da drüben?




Das Panorama vom anderen Platzerl, nun konnte man links auch die Ortschaft Khandala sehen, eine Station vor Lonavla.




Auch eine Kuhherde bot sich hier als Vordergrund an.









Der 12126 Pune - Mumbai CST "Pragati Express" folgte eine halbe Stunde nach der "Deccan Queen" und passierte das urige "Catch Siding" von MHC, welches wir später besuchen würden.









Apu hatte alles gut im Visier.









Zehn Minuten später folgte der nächste Höhepunkt mit dem 12220 Secunderabad - Lokmanya Tilak Terminus (Mumbai) "Duronto AC Express". Die Zuggattung "Duronto" ( http://en.wikipedia.org/wiki/Duronto_Express ) zeichnete sich durch eine Nonstop-Fahrt zwischen den Endpunkten aus, dazwischen gab es nur technische Halte, wo kein Passagierwechsel vorgesehen war.
Gooty WDM-3D 11350 stoppte kurz mit der Garnitur aus modernen von LHB entworfenen Wagen in buntem Duronto-Design zur Bremsprobe.




Wie der Namen schon sagt, war dies ein komplett klimatisierter Zug, hinter der Lok befand sich der Generatorwagen.









Es folgte der 11024 Kolhapur - Mumbai CST "Sahyadri Express".




Gleichzeitig kam aus der anderen Richtung der 11007 Mumbai CST - Pune "Deccan Express" den Berg hinauf.




Fast ein Treffen, der "Sahyadri" nahm jedoch das 3. Streckengleis auf der anderen Bergseite.




Nun hatten wir einiges gesehen - 6 Schnellzüge innerhalb von 45 Minuten - und bewegten uns zurück zum Auto. Auf dem Weg dahin konnten wir noch ein zurückrollendes WAG-7-Gespann mit Kuhherde festhalten.




Es wurde fleißig an neuen Villen gebaut, dazwischen ließen die Einheimischen ihr Kühe grasen. Die Arbeiter lebten gleich auf der Baustelle, von den Schabracken rechts konnte jeweils eine kleine Einheit manchmal eine ganze Familie beherbergen!









Es folgte ein Kurzbesuch der Station von Lonavla. Ashish kannte hier einige Leute inklusive Vorstand, eines seiner Bilder hing im Kontrollraum. Nach kurzer, freundlicher Vorstellung im Büro des Vorstands fotografierten wir an der Mumbai-seitigen Einfahrt des Bahnhofs, die einen enormen Steigungsknick aufwies. Dies waren die letzten Meter, bis man das Deccan-Plateau erreicht hatte.

Am Hausbahnsteig von Lonavla, in der Mitte wartete ein Schublok-Trio.




An der nordwestlichen Bahnhofseinfahrt.




Die Geschwindigkeit wurde hier wohl einmal hinaufgeschraubt...




Zwei pausierende Gleisarbeiter beobachteten ein mächtiges ALCO-Spektakel durch Kazipet WDM-3A 18890, einst eine spezielle Rajdhani-Lok, nun in allgemeinen Diensten.




Obwohl es gleich danach steil bergab ging, musste die Lok mit dem langen 17032 Hyderabad - Mumbai CST Express doch voll beschleunigen. Die Oberleitungsmasten hier entstammten noch der Gleichstromzeit.









Der "Übergang" wurde rege genutzt.




Blick in die Station, hier wurde es nun schon hochsommerlich heiß.




"Rock 'n' Roll" - GM im Anmarsch!









Krishnarajapuram (KJM) WDP-4 20025 zog den 16529 Mumbai - Bangalore "Udyan Express" bergauf. An der Fußgängerbrücke darüber sieht man, wieso hier so viele Leute über das Gleis gingen (sicher nicht nur deswegen).




Ein Trittbrettfahrer war bereit zum Absprung vom "Tigergesicht" WAG-7 27408, welche mit zwei Kolleginnen den "Udyan Express" bergauf geschoben hatte. Auch wir springen für dieses Mal vom Report ab, Fortsetzung in Lonavla und am Monkey Hill folgt!

Viper

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Re: Indien 2012 - 15: Pune - Deccan Queen (50 B.)
« Antwort #1 am: 18. Mai 2012, 23:18:55 »
Wunderbar!!. Danke Roni

 
lg.
Viper

Roni

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Re: Indien 2012 - 15: Pune - Deccan Queen (50 B.)
« Antwort #2 am: 25. Mai 2012, 12:51:01 »
Danke, Günther!  :)