Hallo!
Der vorherige Teil der Reportagen:
Indien 2012 - 25: Mumbai - Vaitarna Western Railway Morgen (50 B.)http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3283.0Das Video zum Bericht:
http://www.youtube.com/watch?v=Ln9ntoVBVts&hd=1Nun folgt der letzte "echte" Reportageteil, als Abschluss werde ich noch einen Retrospektive-Post mit unveröffentlichten Bildern und eine Galerie zu der Reise zusammenstellen:
22. 2. 2012Ich erwischte in Virar den 11:12 Fast Local zum Terminal Churchgate.
92006 VIRAR CCG FAST
1 VR Virar WR BCT First S 11:12 0 1
2 NSP Nalla Sopara WR BCT 11:17 11:18 1 4 1
3 BSR Vasai Road WR BCT 11:23 11:24 1 8 1
4 BYR Bhayandar WR BCT 11:33 11:34 1 17 1
5 MIRA Mira Road WR BCT 11:38 11:39 1 20 1
6 DIC Dahisar WR BCT 11:42 11:43 1 24 1
7 BVI Borivali WR BCT 11:47 11:48 1 26 1
8 ADH Andheri WR BCT 12:03 12:04 1 38 1
9 BA Bandra Jn WR BCT 12:13 12:14 1 46 1
10 DDR Dadar WR WR BCT 12:20 12:21 1 50 1
11 CCG Churchgate WR BCT 12:37 Last St 60 1
Zur besseren Übersicht hier eine Karte der Vorortelinien von Mumbai:
http://en.wikipedia.org/wiki/Mumbai_Suburban_RailwayDie erste Klasse war noch recht leer, füllte sich aber nach zwei Stationen ebenfalls so, dass die Leute aus den Türen – die immer geöffnet bleiben – hingen. Auf der ganzen Strecke liefen vier Gleise parallel, eine schnelle und eine langsame Trasse in jede Richtung. Wir überholten einige Züge und begegneten vielen weiteren. Auf der großen Überquerung des Thane Creek konnte man ein bisschen frische Seeluft atmen, ansonsten erfreuten die Düfte in den wieder annähernd 38 Grad draußen die Nase nicht, ich möchte nicht wissen, was alles in den Gewässern entlang der Bahn abgelagert war. Hin und wieder sah man einige Blechhütten entlang der Bahn, großes Elend blieb mir auf der gesamten Indienreise aber erspart. Irgendwann kam ein Fahrkartenkontrolleur vorbei, der sich meinen Indrail Pass nur kurz anschaute. Das "Fast"-Service stoppte nur in wenigen Stationen wie Bandra, am Knotenpunkt Dadar leerte sich das Abteil. An Mumbai Central, dem Haupt-Fernverkehrsendbahnhof der Western Railway, ab dem es nur Lokalverkehr gab, fuhren wir vorbei direkt bis Churchgate durch. Dieser reine Vorortendbahnhof, der südlichste der Halbinsel Mumbai (einst aus mehreren Inseln künstlich entstanden:
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Mumbai ), bestand aus einer großen, mit Ventilatoren gespickten Halle, im Minutentakt fuhren die Triebzüge ein und aus.
An der Einfahrt von Churchgate mussten wir kurz warten, wir kamen mit zehn Minuten Verspätung an. Da man sich wieder im Abteil bewegen konnte, schaute ich kurz bei der Türe heraus. Die Fenster der Vorortzüge waren leider alle engmaschig vergittert, daher wären Aufnahmen von dort unmöglich gewesen.
Am Bahnsteig angekommen mussten die Ladies vom Damenabteil hinter meiner ersten Klasse ebenso wie ich in die pralle Mittagssonne hinaus. In Churchgate befanden sich auf beiden Seiten der Züge Perrons, am Triebwagenende in dem Fall nur auf der anderen Seite die vollen 12 Wagen Länge.
Genau in dem Moment fuhr auch gleich ein Zug aus, auf der Western Railway fand man leider nur noch die neuen hässlichen Triebwagen im MRVC-Design.
Ein Blick in die Halle mit Lichtspots.
Recht weit vorne gab es praktischerweise eine Unterführung, das sieht man eher selten bei den Indian Railways, wo sonst nur Fußgängerbrücken dominieren. Dies hat wohl auch mit möglichen Überschwemmungen zur Monsunzeit zu tun, aber in der Halle konnte man einmal eine Ausnahme machen.
Wie an vielen Hauptbahnsteigen, auch im Freien, fanden sich reihenweise Ventilatoren. Bei tropischer Hitze ist man natürlich für jedes Lüftchen dankbar.
Vier Minuten nach Ankunft fuhr meine Garnitur schon wieder ab.
Ein Blick auf die Halle, die eine Kurvenlage beherbergte. Einst hatte die Strecke weiter bis Colaba geführt, wo ich die erste Nacht der Reise verbracht hatte.
Ein Churchgate - Borivali Local stand zur Ausfahrt bereit.
Abfahrt zur Mittagszeit - wäre Rushhour gewesen, hätte man wohl kaum dort stehen können.
Nun hatte ich, Müdigkeit und Hitze zum Trotz, noch drei Ziele auf der Reise: Altbau-Vororttriebwagen erwischen, zum Central Railway Endbahnhof CST schauen und noch ein paar Doppeldeckerbusse sichten, die bald aus dem Verkehr genommen werden sollten.
Vor dem Bahnhof trat man gleich in die Welt der Kolonialbauten Mumbais, dies hier ist das (alte) Verwaltungsgebäude der Western Railway - sehr bescheiden, oder? Churchgate war vor kurzem umgebaut worden, mittlerweile beherbergte ein moderner Büroblock über der Station das neue Verwaltungsgebäude.
Auf der Ost-West verlaufenden Veer Nariman Road steuerte ich Richtung CST, hier verkehrten auch gleich die gewünschten Doppeldeckerbusse.
Im Vergleich zum Rest Indiens herrschte ein wenig mehr Ordnung im Verkehr, trotz großen Trubels, aber man merkte die Abwesenheit von LKWs - die unter Tags nicht das Zentrum befahren dürfen - und nur wenige Zweiräder. Ebenso war den Menschen auf der Straße anzumerken, dass dies hier das Finanzzentrum Indiens ist.
Das Geschehen wurde von Taxis dominiert, das klassische Mumbaier Taxi war vom Typ Premier Padmini, welcher auf Fiat 1100 basierte und 1964 bis 2000 in Indien produziert worden war:
http://en.wikipedia.org/wiki/Premier_Padmini .
Nach wenigen Gehminuten erreichte ich den zentralen Platz Hutatma Chowk ("Märtyrerplatz"), auf dem sich der Flora Brunnen aus kolonialer Zeit - nach diesem war der Platz früher benannt gewesen - , sowie einige Denkmäler zur Bildung des Bundesstaates Maharashtra befanden.
In der Nähe dieses Platzes hatte sich auch das "Churchgate" befunden, eines von drei Stadttoren der bis Mitte des 19. Jahrhunderts vorhandenen Befestigung. Noch heute nennt sich dieser Bezirk von Mumbai "Fort".
Nun folgte ich der Dadabhai Naoroji Road in Richtung CST.
Man konnte bis auf ein paar Details wirklich vergessen, in welcher Epoche man sich gerade befand. Fahrzeuge und Gebäude bildeten ein komplettes Ensemble - fast mochte man meinen aus der Kolonialzeit. Natürlich waren erstere erst nach der Unabhängigkeit gebaut worden, zum Beispiel die Busse vom Typ Ashok Leyland Titan. Das Mumbaier Stadtverkehrsunternehmen B.E.S.T. (Brihanmumbai Electric Supply and Transport) war 1873 gegründet worden, damals unter dem Namen Bombay Electric Supply & Tramways Company:
http://en.wikipedia.org/wiki/Brihanmumbai_Electric_Supply_and_Transport_Undertaking . Das B wollte man sich offensichtlich auch unter dem neuen Namen der Stadt behalten... ;-)
Hier im Finanzdistrikt wurde Reisewerbung gemacht, zum Beispiel 8 Tage Afrika für umgerechnet 1350 Euro.
Trotz vieler neuer Fahrzeuge kam einem gelegentlich auch eine Wand aus "Millecentos" entgegen.
Am nächsten Doppeldecker fand sich Reklame für Bildungsdarlehen.
Kinos dürfen in Bollywood natürlich nicht fehlen.
Nach etwa einer halben Stunde war ich vor dem CST angekommen.
Auch hier fand man einige Fortbewegungsarten, was man für antike Amphoren halten könnte sind übrigens Gaskanister.
Auf den Taxis wurde stets der Stützpunkt groß proklamiert.
Ich näherte mich nun der gigantischen Breitseite des Chhatrapati Shivaji Terminus, 1887 - zum goldenen Thronjubiläum der Queen eröffnet - bis 1996 "Victoria Terminus" genannt und seit 2004 UNESCO Weltkulturerbe. Auch heute noch wird unter Mumbaikars eher der Name VT verwendet.
Das gigantische gotisch-viktorianische Ensemble sah von außen kaum wie ein Bahnhof aus, ungewöhnlicherweise führte die Bahnhofshalle im rechten Winkel von der Front weg, hier links am Rand zu entdecken.
Nur die Fahne deutete auf die modernen Machtverhältnisse hin.
Durch eine Unterführung betrat ich nun die Halle von der Frontseite aus. 2,5 Millionen Menschen wurden hier täglich abgefertigt, das Mumbaier Vorortnetzwerk alleine beförderte täglich etwa 8 Millionen Pendler, das entspricht der gesamten Bevölkerung Österreichs.
Meine Fotogenehmigung zeigte ich hier übrigens niemandem, aber es interessierte sich auch keiner dafür.
Unter Dach befanden sich die sieben Gleise des Central Railway Vorortverkehrs auf der Hauptstrecke und über die Harbour Line, welche noch zur Gänze mit Gleichstrom elektrifiziert war.
Darum konnte ich mich auch gleich über den ersten klassischen gerade ankommenden Triebwagen freuen.
Ein Schuhputzer saß genau richtig unter dem einzigen Sonnenspot.
Ein anderer Zug verließ gerade die Halle.
Parallelfahrt mit einem neuen Triebwagen, welcher über die Harbour Line Andheri ansteuerte.
Einfahrt eines neuen Triebwagens, vorne das Damenabteil.
Gleich darauf zeigte sich ein weiterer neuer Triebwagen punktgenau in der Sonne.
Ein Blick aus dem Haupteingang.
Ich schaute noch kurz zu den Fernverkehrsgleisen hinüber, die in einem 1929 errichteten Teil des Bahnhofs mit separaten Bahnsteigsdächern lagen. Dorthin musste ich eine Sicherheitssperre queren, welche allerdings unbemannt war. Zusätzlich gab es ja die weiter entfernten neuen, langen Fernverkehrsgleise, von denen ich drei Wochen zuvor aufgebrochen war.
Leider fand sich kein fotogen dastehender Fernzug, hier die Garnitur des Janshatabdi aus Aurangabad - diesen kennen wir schon vom Morgen in Ankai Killa nahe Manmad - mit WCAM-3 21962 im Hintergrund. Die Hauptstrecke war hier ebenfalls noch auf den ersten Kilometern mit Gleichstrom elektrifiziert.
Ich setzte mich in den 1:37 Harbour-Line Zug nach Vashi, diese Strecke führte abseits der Central Railway Hauptstrecke teils als Hochbahn in der Nähe des Hafens. Ehemals hatte es hier auch die Port Trust Railway gegeben, eine Güterbahn Richtung Hafen, die jedoch eingestellt worden war. Ich kam nur an alten Formsignalen und verlassenen Gleisen vorbei. Wir passierten wieder einige Ansammlungen ärmlicher Häuser, jedoch alle gemauert und mit einigen Geschäften – ich hatte nicht das Gefühl, dass hier die Ärmsten der Armen lebten.
Im erste Klasse Abteil war ich einigermaßen alleine unterwegs, hier das Innere eines neuen Triebwagens.
Nahe Cotton Green auf einem Hochbahnabschnitt erahnte ich einen entgegenkommenden Altbau-Triebwagen und hing mich schnell auf Mumbaikar-Art aus der Tür, um diesen zu erlegen. Dank geringer Geschwindigkeit an der Stelle und Griffstange in der Mitte der Tür war dies kein gefährliches Unterfangen.
Das engmaschige Gitter war der Grund, warum sich sitzend im Triebwagen nicht viel machen ließ.
In Kurla, wo die Harbour Line wieder auf die Central Railway Hauptstrecke traf, stieg ich aus. Hinter meinem Zug tuckerte gerade eine ALCO mit Express laut hupend durch, ich suchte mir ein Tuk Tuk zur nahen Wohnung in Chembur. Ab nun hieß es nur noch ausrasten, denn die Hitze hatte wieder ihren Höhepunkt erreicht und ich war doch fast seit 2 Uhr Früh unterwegs gewesen…
23. 2. – 24. 2. 2012An dem Tag wollte ich eigentlich nur einkaufen und eventuell die Gegend erkunden, da es aber wieder extrem heiß war, wurden sämtliche Aussenaktivitäten auf den Abend verlegt.
Wir fuhren ein wenig durch das In-Viertel Chembur, unterwegs sah ich Stützen für die neue Einschienenbahn (ein Schelm, wer sich da an böse Cartoons erinnert fühlt... ;-) ).
Eine Metro sollte hier ebenfalls gebaut werden, also insgesamt ein enormer Stadtverkehrsausbau für den Stadtteil. Ich ging in diversen Geschäften einkaufen, Anand erklärte mir einige Gewürze im entsprechenden Laden, und ich nahm ein paar Pakete mit. Dann kaufte ich noch einige der Snacks, die mir während der Reise immer wieder untergekommen waren, meistens westliche Konzepte, aber in indischen Geschmacksrichtungen. Auch ein Orange Masala Mirinda war dabei, was man sich darunter genau vorstellen kann, muss erst erkostet werden. Zudem noch ein „Thums Up“-Cola, als Mitbringsel. Nun konnte ich fertig packen und wir machten uns auf den Weg zum internationalen Flughafen. Dieser lag ein paar Kilometer entfernt vom Inlandsterminal, also immer aufpassen den richtigen zu finden. Es wurde ebenso an einem neuen internationalen Flughafen weiter außerhalb Mumbais gebaut. Wir mussten uns durch den Abendstoßverkehr kämpfen und durchfuhren auch den größten Slum Asiens. Es war davon allerdings nicht sonderlich viel zu sehen, nur Geschäftsfronten niedriger Ziegelbauten. In fünfzig Minuten hatten wir es von Chembur zum Terminal geschafft, ich verabschiedete mich herzlich von Anand. Die Terminals waren genau nach Eincheck-Gates der jeweiligen Fluglinien gekennzeichnet, also wurde gleich sichergestellt, dass man nicht zu weit gehen musste. Beim Eingang musste man sein Ticket oder einen entsprechenden elektronischen Nachweis herzeigen. Drinnen merkte man gleich, dass hier Arbeitskräfte in großer Zahl vorhanden waren, jede Schlange am Check-In wurde gleich von drei-vier Mitarbeitern betreut, die einem das Ausreiseformular reichten, das Handgepäck kennzeichneten oder einem Flugmeilenkarten andrehen wollten. Insgesamt ging alles recht schnell, nun wurde ich aufgefordert rasch die Emigration zu durchlaufen. Dazu musste man an ein Ende des Terminals – natürlich das andere Ende – wo schon eine Menschenmasse in mehreren Schlangen wartete, denn hier musste am internationalen Flughafen jeder durch. Das Formular wurde noch ausgefüllt, dann hieß es anstehen, insgesamt dauerte es 45 Minuten. Dafür gab es danach beim Sicherheitscheck keine Schlange mehr, also auch ein Vorteil. Man musste die Bordkarte bei sich tragen, und es wurden sowohl diese zwei Mal, als auch das Markerl am Handgepäck abgestempelt, dass man die Sicherheitskontrollen durchlaufen hatte. Dies wurde beim Verlassen der Sicherheitszone und beim Boarding noch einmal überprüft. Nun hatte ich aber den Shoppingbereich erreicht, ein paar Rupien galt es noch auszugeben, und ich schaute mich um. Bei einigen Geschäften herrschten schreckliche Preise vor, manche hatten gar keine angeschrieben, in einem war ein winziger „I love India“-Bär für 20 Dollar zu haben. Fündig wurde ich dann, Schande über mich, bei WH Smith, wo ich noch ein paar „typisch indische“ Souvenirs für halbwegs indische Preise kaufte. So unter anderem einen aufziehbaren Amby und ein Tuk-Tuk, sowie ein paar wirklich gute Tees, die perfekt als Mitbringsel verpackt waren. Danach setzte ich mich ans Gate, es sollte um 0:25 mit dem Boarding losgehen. Im Fernsehen lief gerade eine Nachrichtensendung mit Meinungen zur Homosexualität, die in Europa heutzutage unmöglich auszustrahlen wären. Bald ging die AUA-Crew durch, und auch die Passagiere mussten nicht zu lange warten. Ein Bus brachte uns zur 767-300ER, zunächst hatte ich meine Reihe mit üblichem Sitz 11D für mich alleine, dann trudelten aber doch ein paar Nachzügler ein. Ein junger indischstämmiger Amerikaner setzte sich neben mich, er hatte eine Gitarre dabei, neben ihm im rechten Gangsitz saß ein Sikh mit entsprechend großem Turban. Nach kaltem Abendessen versuchte ich so weit es ging zu dösen, mit iPhone MP3s im Ohr. Natürlich immer wieder mit Bewegungspausen, die Flugbegleiterinnen gingen auch brav öfters mit Getränken durch. Diesmal nahmen wir eine andere Route quer durch den Iran zum Kaspischen Meer, an Baku vorbei zum Schwarzen Meer, weiter südlich der Krim wurde in Rumänien mitteleuropäisches Festland erreicht. Pünktlich, nach 8:15 h Flugzeit – mehr als eine Stunde länger als ostwärts, wegen der Winde – setzten wir in Schwechat auf. Nur wenige Passagiere blieben hier in Wien, am Gepäckband wartete trotz vollem Flugzeug fast niemand. Dieser Flug war sehr beliebt bei Anschlussreisenden, wohl auch aufgrund der billigen Redtickets. Ich erreichte den Flughafenbus um 6 Uhr nach Meidling und war so bequem, schnell und billig wohl fast so schnell zu Hause wie mit einem Taxi.
Danke schön für eure Aufmerksamkeit, wie versprochen, nächstes Mal gibt es noch ein Dacapo und eine Galerie zur Reise! :-)