Hallo!
Vor einer Woche unternahm ich mit Freunden eine Tagestour durch Slowenien bis hinunter nach Istrien. Im Herbst war die Dampflok 06-018 wieder instand gesetzt worden und sollte für die Musikkapelle der SZ von Maribor der alten Südbahn folgend über Divaca bis nach Koper gelangen. Ein herrlicher Wintertag war angesagt, mehrere Leute kamen mit, Grund genug den Jeep für über 1000 km auszupacken.
Schon am Wochenende davor, Samstag 8. 12. 2012, boten sich im Waldviertel wunderbare Winterverhältnisse, so konnten wir einen Vorgeschmack auf die folgende Tour genießen, hier eine kleine Auswahl der Bilder. Einigen Fotografen inklusive Obmann des Vereins zeigten die Martinsberger mit ihrer 92.2271 (KrL 7327/1919, ex WLB 72, war nie ÖBB Lok) eine wunderbare Show, hier am klassischen Motiv bei der Ausfahrt Schwarzenau Richtung Zwettl.
Tolles Winter-Mittagsgegenlicht bei der Ausfahrt Hörmanns.
Während der Nachmittagsfahrt ab Zwettl warteten wir schon alleine in der Steigung.
Und ein Abendstimmungsbild bei Hörmanns.
Am 12. 12. 12 ging es in Wien kurz nach 4 Uhr Früh weg, unterwegs holten wir zwei Freunde in der Steiermark ab, dadurch war der Wagen voll.
Die erste Wunschstelle war die Draubrücke in Maribor, wir kamen mit etwas Zeitpolster bis zur geplanten Dampfzugausfahrt um 8 Uhr an. Diesen konnte man auch brauchen, denn in der Nähe des Platzerls fanden sich keine Parkplätze, da das benachbarte Einkaufszentrum erst um 9 Uhr aufsperrte. So stapften wir einige Zeit durch den Tiefschnee - und wurden gleich belohnt! Was gibt es Schöneres, als eine im ersten Licht des Tages ausfahrende GM anzutreffen? 664-113 bespannte eine RoLa Wels - Maribor Tezno ab Spielfeld und beschleunigte schön auf der Brücke.
Reagan passiert McDonald's.
ICS 35 nach Koper fuhr ebenfalls ab - diesen Pendolino würden wir später wieder sehen.
Wir standen mit Tono und Rudi von der Lokmannschaft in Kontakt, und so konnte eine Viertelstunde nach Sonnenaufgang ein herrliches Spektakel beginnen.
Die Hochkant-Spiegelungsvariante vor dem prominenten Kalvarienberg Maribors.
Auf der Brücke drehte die Mannschaft herrlich auf, und so konnten wir die 06-018 (Borsig 12207 / 1930) erstmals an dem Tag genießen. Die 1'D1' -Maschine wurde mit 29 ihrer Schwestern, sowie zwei anderen auf DR Einheitsloks basierenden Typen an die JDZ ausgeliefert. Noch in den 1970ern waren die 06er von Maribor aus im Planeinsatz unterwegs gewesen.
Die wunderbare Garnitur war an dem kristallklaren, eiskalten Morgen noch von Rauhreif bedeckt.
Die Draubrücken-Panorama-Version.
Nun mussten wir erst unsere Kollegen aufsammeln und den Weg zur Autobahn finden. Mein Freund Misko war ebenfalls im Zug um eine Reportage über die Kapelle anzufertigen. Eigentlich wollten wir ihn zwischen Pragersko und Celje mitnehmen, doch leider wurde bald klar, dass sich das nicht ausgehen würde. Nach Pragersko hätten wir noch fünf Kilometer auf einer kleineren Straße gegen die Fahrtrichtung des Zuges fahren müssen.
Wir schafften es nur, bei der zweiten Ausfahrt von Slovenska Bistrica wieder an die Strecke zu gelangen. Hier würde der Zug 10 Minuten später sein, und so ging es sich aus. Wir kannten die Stelle nicht, sahen aber im Hintergrund eine freie Fläche. Im Dörflein Zabljek bogen wir auf eine Feldweg ab und fuhren noch ein Stückchen hinein - genau ein paar Meter zu weit, wie sich gleich darauf herausstellte. Doch momentan war alles super, wir erwarteten den Zug aus einem Tal kommend, Tono war auch über unseren Standpunkt zwecks Dampfentwicklung informiert worden - und was für eine Dampfentwicklung es sein würde!
Hier der erste Schuss, mit Blick ins Tal zwischen Zabljek und Krizni Vrh - viele Stromleitungen entfernt.
Nun schnell auf das Superweitwinkel gewechselt, der Zug hatte aber ohnehin fast immer nur eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h, maximal 60...
Der Topschuss, die Totale, die Dampfwolke hielt sich nachher noch minutenlang genau dem Streckenverlauf folgend!
Und als Nachschuss noch ein wunderbarer Blick ins Land.
Tja, supi, dachten wir uns, Wahnsinn, weiter geht's! Doch daraus wurde nichts, denn wir waren leider ein bisschen am Feldweg zu weit gefahren. Der Schnee zwischen den Spuren erwies sich als so hoch, dass er sich unter dem Boden des Jeeps stark komprimiert hatte, zudem war wohl auch das Eis unter den warmen Reifen geschmolzen. So mussten wir etwa eine Viertelstunde den Schnee weggraben, kamen dann letztendlich mit Anschieben und Unterlegen von Matten doch frei. Ein Drama war das Ganze nicht, denn in Celje waren 30 Minuten Aufenthalt eingeplant. Nach einer raschen Autobahnfahrt passierten wir den Zug im Bahnhof stehend noch zehn Minuten vor Abfahrt.
Die nächste Wunschstelle war Marija Gradec, eine Kirche am Hügel gleich südlich von Lasko. Dort hatte ich schon im Sommer eine Baustelle in Erinnerung, diese gibt es noch immer, doch war das Meiste nett von Schnee bedeckt. Die Stelle hinter der Kirche blieb im Winter teils im Schatten, daher verteilten wir uns kreativ. Ich mit meinem 10mm Objektiv ging recht nah heran, denn von dort boten sich die vielfältigsten Möglichkeiten. Nur in einem kleinen Sichtfenster sah man auch die Savinjabrücke in der anderen Richtung.
Nach einem Desastro beehrte uns ebenfalls eine Brigitte mit einem Erzzug aus Koper.
Das Panorama mit Kirche, die neue Flussregulierung sorgte für eine legoartige Landschaft.
Ich musste auf der Hut sein, denn der Dampfzug in meinem Rücken war nahe, und ich musste Objektiv wechseln - und tatsächlich, gleich nach Vorbeifahrt der Brigitte querte er die Savinja auf der zweiten Brücke von Lasko. Rechts wird er gleich die bekannteste Brauerei Sloweniens passieren, links im Hintergrund thront die Kirche St. Michael.
Der wie üblich links fahrende Erzzug bremste sich ein - oh nein! Doch es ging sich gerade mit dem Zugschluss aus, quer über die Baustelle erlegte ich die 06er erstmals, anschließend auf dem Durchfluss.
Hinter der Kirche blinzelte die Sonne noch einmal durch - mein Lieblingsbild von der Stelle mit Panorama nach hinten ins Tal gibt es dann in ein paar Tagen zu sehen... ;-)
Nun fuhren wir zum Weiterkommen wieder durch Celje zurück an die Autobahn. Der Zug war eine Viertelstunde verspätet gewesen, ob er die erneute halbe Stunde Aufenthalt in Zidani Most einhalten würde, wussten wir nicht. Daher konnten wir gerade nicht zur Brücke bei Litija gelangen. Kurz vor der Abfahrt ins Savetal nahe Ljubljana setzte sich plötzlich ein Auto vor uns - Zivilstreife! Wir wurden durch eine Leuchtschrift im Rückfenster auf Deutsch zum Folgen aufgefordert, auf einer Nebenstraße dachten wir uns schon: wohin bringen die uns? Doch sie drehten ohnehin gleich beim nächsten Schotterparkplatz um. Wie sich herausstellte, war ihnen wohl nur langweilig gewesen, es gab eine kurze Ausweiskontrolle, danach wurden wir wieder freundlich des Weges geschickt.
Hinter Laze fanden wir die vermutlich letzte ländliche Stelle vor Ljubljana Zalog, es dominierte der Nebel und herrlicher Rauhreif auf den Bäumen, auch wieder sehr nett.
Bald passierte die 06 die rustikale Ansiedlung, die Lokmannschaft sah uns noch im letzten Moment.
Einmal ausnahmsweise ein editierter Mitzieher...
Danach suchten wir unseren Weg durch Ljubljana zum Hauptbahnhof, der Dampfzug stand noch da, die Besetzung am Bahnsteig.
Die wunderbaren Vieltürer.
Das Mahl haben sie sich redlich verdient!
Noch ein Blick auf die tolle Garnitur.
Danach verzog sich die Lok für die nächsten zwei Stunden in den Museumsschuppen.
Ein grüner Zug am Ende des Bahnsteigs.
Radfahren unter Eiszapfen.
Desiro-Eisblock und echte Eisblöcke.
Treffen diverser Generationen.
Plötzlich fuhr die letzte gelbe 363-005 durch, mit Sprint erwischt ich sie halbwegs - doch in Koper sollten wir sie daher wohl nicht mehr sehen.
Der Dampfzug sollte planmäßig nach der Pause noch eine Stunde bei Licht fahren, daher entschieden wir uns für einen Nachmittag an der Koperrampe - und sollten es nicht bereuen!
Es bot sich ein herrliches Bild aus noch spätherbstlicher Landschaft, allerdings dürfte kurz zuvor auch einiges an Schnee gefallen sein, selten hier.
Auf dem Weg nach Podpec stoppten wir schnell um den dröhnenden, bergfahrenden 711er in Blau-Graffiti-Farbgebung als Regionalzug 4421 nach Divaca aufzunehmen.
Durch das steile Dörflein Podpec hindurch, wo eine Serpentine bergwärts nicht zu nehmen ist, ging es auf einer Schotterstraße und später wegen Schneeverwehungen teils über Wiesen bis zu einem Aussichtspunkt mit Funkmast. Nur einmal mussten wir einen zweiten Anlauf nehmen und die Stelle zuerst freitreten und streuen, doch insgesamt war der Schnee schon zu weich um Probleme zu bereiten.
Schon fuhr der erste Güterzug bergwärts, leider waren nur SZ 541 und eine Adria 1216 im Einsatz zu sehen. Blick Richtung Klippe von Crni Kal und Triest Hafen, im Hintergrund leicht im Dunst die etwa hundert Kilometer entfernten Alpen.
Links die Bucht von Koper.
Von Koper herauf wand sich nun der uns schon bekannte Pendolino als ICS 34 zurück nach Maribor.
Den großen Damm von Hrastovlje erreichte keine Sonne im Winter, die Schleife darüber schon.
Im Wald unter uns.
Und im Telepanorama mit Hafen von Triest (einfahrendes Schiff der Minoan Lines), Alpenkette im Hintergrund und Klippen rechts.
Als nächster Zug zeigten sich leere Autowaggons ohne Schiebelok, daher bewegten wir uns weiter zur nächsten Stelle.
Es fuhr noch ein Güterzug und ein Adria-Lokzug, die Spitzenlichter des übernächsten Bergfahrers sieht man hier aus Koper heraufblitzen.
Das Panorama von der Stelle kurz vor Podpec, die Steigung kann man hier sehr gut erkennen.
Im Örtlein Podpec passierte uns dann ein am Rüssel verschneites Mammut mit Güterzug talwärts, leider ohne Schiebelok.
Doch als wir schon weiterwollten, rollte noch eine 541er bergab, ich sprintete zurück und konnte so doch noch in letzter Sekunde den Blick auf Podpec umsetzen.
Nun begaben wir uns nach Divaca, stellten uns in Dunkelheit und Eiseskälte auf die enge Brücke über den beleuchteten Einschnitt bei der Einfahrt für ein Nachtbild des Dampfzuges, der ab hier bis Koper Brigitte-Vorspann erhalten sollte. Ein ÖBB-Herkules stand ebenfalls kalt abgestellt. Glücklicherweise telefonierte ich rechtzeitig mit Misko und erfuhr, dass der Dampfer 45 Minuten Verspätung haben sollte. Wir beschlossen ob der Kälte und den 450 km Heimfahrt nicht mehr auf eine Stativlsession zu warten. Es war auch so eine wahnwitzige Ausbeute für einen Tag gewesen.