Hallo!
Zum vorherigen Teil der Serie:
Kuba 2003 II... Das Schicksal von Atlantis (50 B.)http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3421.0Einen Stadtplan von Havanna findet man hier:
http://www.weltkarte.com/uploads/pics/stadtplan-havanna.jpgWir fahren am Hauptbahnhof von Havanna, Estación Central, fort. Der Bahnhof war 1912 auf den Gründen des ehemaligen Arsenals eröffnet worden (das kennen wir doch von wo... ;-)).
Mehr Informationen zum Bahnhof (auf Englisch) findet man hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/Havana_Central_railway_stationMeine Verwandten folgten mir treu auf Erkundungstour, welche allerdings nicht sehr ergiebig war - denn eines stellte sich gleich heraus: auf Kuba selbst am größten Bahnhof einen offenen Schalter zu finden, ist oft eine extreme Glückssache.
Hier ein Überblick der damals in Kuba eingesetzten Waggontypen.
Noch etwas gelernt: die Bahnsteige an großen Stationen werden rigoros abgesperrt, alle Bilder hier sind durch ein paar enge Gitterstäbe entstanden - tja, die Digitalkompaktkamera hatte doch einige Vorteile. Ebenso war die Zahl der am Gleisende stehenden Triebfahrzeuge überschaubar - genau dieser eine klassische Budd Rail Diesel Car RDC-1 #2303 (ex CNR D352, ex VIA 6120 / Budd Company #6703 / Baujahr 1957 / 1998 von Kanada nach Kuba verkauft) Triebwagen, aber immerhin, es könnte ja auch gar nichts dastehen.
Rechts wartete ein Zug aus ehemaligen SNCF INOX-Wagen, welche 2001 importiert worden waren, eventuell der Paradezug "tren francés" Nr. 1 nach Santiago de Cuba, aber diesen werde ich noch auf glückliche Art und Weise ganz woanders schön antreffen.
Insgesamt war der gesamte Kopfbahnhof sehr gepflegt gehalten, wenn auch nur sehr wenige Informationen verfügbar waren. Gleich darauf verzog sich der RDC.
Eine ex Canadian National GM GMD1-Verschublok in der Ferne.
Blick außen entlang des Bahnsteigsdaches.
Und die Wartehalle mit Kassettendecke.
Vor dem Bahnhof fand sich auch noch Interessantes.
Wir setzten unsere Altstadtrunde fort.
Jawohl, die Camellos verkehrten damals auch noch, Stadtbusse, die aus Zugmaschinen und Passagieraufliegern zusammengebastelt worden waren. Heutzutage wurden sie durch moderne Busse unter anderem aus China ersetzt.
Das Capitolio, hier lag bis zur Eröffnung der Estación Central der alte Hauptbahnhof Havannas, Villanueva. Dies war auch besonders brisant, da die Station hier auf Privatbesitz stand und auf staatlichen Grund verlegt wurde.
Das Kapitol wurde 1929 fertiggestellt und war bis zur Revolution Sitz des Kongresses. Drinnen kann man sich frei in den alten Sitzungssälen bewegen.
Am
18. 2. 2003 machte ich mich zunächst einmal auf zu der einzigen Bahnagentur, welche im Internet aufzufinden war und mir eventuell zu mehr Informationen verhelfen könnte. Die Damen dort waren sehr freundlich, hatten aber für meine spezifischen Fragen wenig Antworten. Ich wurde nur gewarnt, dass die Bahn langsam, laut und staubig sei.
Einen Pluspunkt hatte die Agentur jedoch: sie lag im obersten Stockwerk eines der höchsten Gebäude Havannas, entsprechend gut war der Ausblick vom Balkon. Hier der Blick entlang des Malecón nach Osten, Richtung Bucht und Altstadt.
Und nach Westen, zu unserer Wohnung, im Vordergrund rechts die "Tribuna Antiimperialista José Martí".
Blick auf die Dächer Havannas.
Anschließend nahmen wir wieder ein Taxi in die Stadt, auf der anderen Seite der Bucht das Castillo de los Tres Reyes Magos del Morro (oder einfach "El Morro"), das wir bald besuchen werden.
Doch zuerst stand ein Besuch im Palacio de los Capitanes Generales, das eine der größten historischen Sammlungen auf Kuba beherbergt, auf dem Programm. An einem Treppenaufgang trafen wir auf "La Giraldilla", deren Kopie wir im vorherigen Teil schon auf der Spitze des Glockenturms des Castillo de la Real Fuerza gesehen haben.
Blick aus dem Palais.
Wache schieben in einem erneut wundervollen Innenhof.
Das dekadente Gebäude der spanischen Kolonialherren wurde 1776-91 von Sklaven erbaut, hierfür waren die feinsten Werkstoffe aus Europa herangeschifft worden.
Marmorne Schnecken-Badewannen.
Als nächstes ging es per Tunnel (Brücke gibt es wegen des Schiffverkehrs in die Häfen nicht) unter der Bahia durch zu "El Morro", die Festung war 1589-1630 errichtet worden.
Die Brandung hier war nicht von schlechten Eltern.
Blick auf Havanna und den Malecón, ebenfalls bekannt für seine oft spektakulären Brecher.
Das Castillo de San Salvador de La Punta im Vordergrund ist die dritte Hauptbefestigung an der Hafeneinfahrt Havannas, dahinter das Kapitol.
Diesmal kein "echtes" Auto, sondern ein Oldtimer-Touristentaxi.
Nun besuchten wir die Fortaleza de San Carlos de la Cabaña oder "La Cabaña" ("die Hütte") aus dem 18. Jhdt., die größte spanische Festung in Amerika. Auch in der modernen Geschichte hatte das Fort seinen Platz, in der Revolution wurde hier die "Comandancia del Che" eingericht.
Das Büro von Ernesto "Che" Guevara während seiner eher kurzen Amtszeit in der kubanischen Regierung ab 1959.
In einem Hof wurden Schulkinder als Pioniere gedrillt.
Wieder zurück im Stadtzentrum statteten wir noch dem Revolutionsmuseum einen Besuch ab.
Ein Blick aus einem Fenster des Museums.
Danach gingen wir Abendessen, und die anderen ein wenig aus, doch ich musste am nächsten Morgen früh raus, hatte ich doch eine kleine Extraabenteuertour vor.
Noch bei Dunkelheit suchte ich am
19. 2. 2003 den nächsten Taxistand auf - und gab als Ziel die Bahnstation "Casablanca" auf der anderen Seite der Bucht an. Die Damen im Reisebüro am Tag davor hatten mich noch gewarnt, dass man dorthin am Besten mit der Fähre führe, doch da ich früher dort sein wollte, und mich nicht auf den Bootsfahrplan verlassen, nahm ich den Landweg. Es war nun tatsächlich so, dass man vom Tunnel zu dem Bahnhof Casablanca, der auch Teil Havannas ist - am Stadtplan sieht man die Gleise unterhalb der Fortaleza - , nur über feldwegähnliche Straßen gelangte. Doch es ging dennoch relativ rasch, ich war viel zu früh dort. Der Taxifahrer hatte brav den Taxameter angemacht und ich zahlte 11 Dollar. Zu den kubanischen Währungen komme ich noch später.
Zu Anfang der blauen Stunde traf ich am Endbahnhof der Hershey-Bahn Havanna-Casablanca - Hershey - Matanzas ein. Diese ist die einzige elektrische Bahn auf Kuba, 600V Gleichstrom, und wird mit 135 km Länge als "world's last interurban" bezeichnet. Es warteten schon Passagiere, doch am Schalter war noch keine Tätigkeit zu bemerken.
Im Ortsteil Casablanca verkehrt die Bahn auf der Straße.
Große Kreuzfahrtschiffe gelangen auch nach Havanna, die Anlegestelle ist im Hintergrund in der Nähe des Hauptbahnhofs zu sehen.
Sonnenaufgang in der Bucht von Havanna.
Noch war der Schalter geschlossen, doch man sieht die Fahrpläne: es gab fünf Abfahrten nach Matanzas, ziemlich gleich über den Tag verteilt, davon zwei "Schnellzüge". Ich wartete auf die Abfahrt um 8:32.
Wie wir noch öfter sehen werden: Reisen heißt auf kubanisch WARTEN. Kann dazu auch den netten Film "Kubanisch reisen" empfehlen.
Die Stille wird durchbrochen durch die plötzliche Ankunft des Zuges aus Matanzas aus der Morgensonne heraus, auch die Fähre aus dem Zentrum kam zu dem Zeitpunkt an.
Natürlich brachte der Zug einen Schwall an Pendlern, von Angestellten bis zu Schulkindern.
Bei den "modernen" Hersheybahn-Zügen handelt es sich um 1998 aus Spanien an den Betreiber FELCUBA ("Ferrocarril Eléctrico de Cuba") importierte Züge. Sie wurden 1944 gebaut und Ende der 1970er von dem damaligen Besitzer Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya in Barcelona modernisiert.
Doch die Modernisierung stellte die Bahn auch vor einige Herausforderungen - was zum Beispiel macht man bei einem derart viel höheren Türniveau im Gegensatz zu den bisherigen Zügen? Die Lösung ist kubanisch-genial!
Der Bahnhof füllte sich weiter, man konnte nun Karten kaufen, und ich wurde als Tourist auf die Seite gerufen. Die Karte für die volle Strecke nach Matanzas kostete mich fette $1,80 (heutzutage laut Web $2,80). Mein 5-Dollar-Schein löste schon etwas Aufregung aus, doch ich durfte im Büro Platz nehmen, während das Wechselgeld herausgesucht wurde.
Über dem Ganzen thronte der 20 Meter hohe Christus.
Die Wagenübergänge.
Ein Blick auf den einzigen Stromabnehmer des 3-Wagen-Zuges.
Der Zug wurde nun etwas verschoben, und jemand begann zu werkeln...
Weitere Zugsimpressionen...
Bald darauf wurde die Bevölkerung durch einen Neuankömmling erneut in Aufruhr versetzt... ;-)
Mehr davon im nächsten Teil! :-)