Hallo!
Als kleiner Einschub eine Auswahl von Bildern einer Reise aus dem Sommer 2002, natürlich gäbe es viel mehr, diese hier habe ich nach Lust und Laune - nicht nach reinen Bahnaspekten - ausgewählt. Wieder einmal war ich natürlich mit meiner Olympus Camedia C3000Z unterwegs, eine kleine 3 MP-Kompakt-Digitalkamera, die ich von 2000 bis Jänner 2004 hauptsächlich nutzte, im Sommer 2004 noch gelegentlich als Zweitkamera.
12. 8. 2002Am Abend des 12. August 2002 richteten meine Eltern und ich es uns am Wiener Westbahnhof gemütlich in einem Schlafwagenabteil des EN "Orient-Express" - damals noch planmäßig nach Paris - ein. Es war der Vorabend des "Jahrhunderthochwassers", der "Transalpin" stand als extremste Verspätung mit +3 Stunden angeschrieben, aus allen anderen Richtungen kamen die Züge noch halbwegs pünktlich. Der "Dacia", noch aus JZ-Wagen in alter Lackierung bestehend, wartete am Nebengleis schon mit +30 Minuten auf Abfahrt. Doch wir entkamen dem schlechten Wetter diesmal in die andere Richtung.
13. 8. 2002Schon in Straßburg wurden wir jedoch von der Schlafwagenbetreuerin aus den Betten geholt, die SNCF ließen den Zug laut ihrer Auskunft recht oft dort verenden um Lokeinsätze zu sparen. Ein Bild unseres Zuges findet man im ersten Teil meiner Orient-Express-Reihe.
LGV Est gab es damals noch nicht, darum brachte uns als Ersatz ein Corail-Zug gezogen von BB 15002 "Longwy" in etwas mehr als 4 Stunden bis Mittag nach Paris Est. Der andere Zug im Bild, welcher hier rechts Richtung Westen aus Straßburg ausfuhr, bestand unter anderem aus einigen Autotransportwagen und belgischen Nachtzugwagen.
Während Mitteleuropa im Regen versank, erwies sich das Pariser Wetter all die Tage als äußerst wolkenlos.
Auch die Models mussten vor der brennenden Sonne geschützt werden.
14. 8. 2002Nach einem Eingewöhnungsspaziergang am ersten Nachmittag, ging es nun ans Besichtigen. Als erstes kam die Sainte-Chapelle mit ihren teils originalen Fensterfeldern an die Reihe.
Wasserspeier-Detail an Nôtre-Dame.
Blick von der Basilika Sacré-Cœur auf dem Montmartre Richtung Gare du Nord und dahinter de l'Est.
In etwa auf Augenhöhe mit dem Eiffelturm.
15. 8. 2002Am nächsten Vormittag probierten wir als Aussichtspunkt den Arc de Triomphe aus, eigentlich alles gute Alternativen zum Touristenstrom am Eiffelturm.
Am späteren Nachmittag setzte ich mich ab und besuchte zunächst den modernen Gare Montparnasse, der von der Métro über ein langes Förderband zu erreichen war.
Schnauzen verschiedenen Alters im wenig Flair versprühenden Untergrundbahnhof, Ausgangspunkt der LGV Atlantique.
Das imposante Bahnhofsvorfeld.
Ich setzte meine Bahnhofstour am klassischen Gare de Lyon mit seinem berühmten Restaurant "Le Train Bleu" fort.
Weiterer Schnauzenvergleich, hier dominierten die TGVs Richtung Südosten.
Die Pont Charles-de-Gaulle verbindet den Gare de Lyon mit dem Gare d'Austerlitz am westlichen Seine-Ufer, auch die Métro kann man hier auf dem Viaduc d'Austerlitz beobachten. Klein im Hintergrund: Nôtre-Dame.
Die ehemalige BB 9228 konnte schon in neuer "Frêt"-Lackierung und -Beschriftung in Passagierdiensten angetroffen werden.
Auf Gleis 12 stand der Trenhotel Talgo 477 "Joan Miró" um 20:32 nach Barcelona bereit, der Schwesterzug 409 "Francisco de Goya" nach Madrid war gerade um 19:43 abgefahren.
BB 9333, im Hintergrund ein Liegewagen nach Rodez.
Anschließend war die Sonne verschwunden, und ich kehrte ins Hotel zurück. Meinem Vater war am Nachmittag versucht worden die um den Hals hängende Spiegelreflex-Kamera zu entreißen. Als der eher geistig verwirrte Mann merkte, dass dieses Unterfangen vergeblich sein würde, machte er sich fluchend von dannen. Die Speicherkarte meiner Kamera war unterdessen noch so klein, dass ich die Bilder in den großen Bahnhöfen irgendwo auf Bänken sitzend vier Mal auf das Notebook überspielen musste.
16. 8. 2002Am Geburtstag meines Vaters besuchten wir einige weitere interessante Plätze in der Stadt.
Irisierende Wolke am Abend über dem Eiffelturm.
17. 8. 2002Am nächsten Vormittag schlenderten wir noch durch Parks, bevor wir uns kurz vor Mittag zum Gare du Nord begaben. Ein Thalys PBA (Paris - Brüssel - Amsterdam) fuhr gerade ein. Wir nahmen einen Doppelstockzug nach Amiens.
18. 8. 2002Dort quartierten wir uns in der Nähe der berühmten Kathedrale ein, deren beeindruckende Westfassade die größte noch vorhandene Anzahl an Statuen in ihrer Originalanordnung beherbergt.
Der Innenraum der Kirche ist ebenso imposant und birgt auch Erinnerungen an die bewegte Geschichte der Neuzeit der Stadt an der Somme, vor allem im 1. Weltkrieg lag sie häufig direkt an der Front.
19. 8. 2002Am nächsten Tag besuchten wir Arras mit seinen schönen, von Häuserreihen gesäumten Plätzen, hier gesehen vom Belfried des gotischen Rathauses aus. In einem der Lokale aß - wie öfter auf der Reise - einer von uns Moules-frites, bestehend aus einem Topf mit gezählten 110 Muscheln und einem riesen Teller Pommes Frites.
BB 16002 in Arras mit unserem Zug zurück nach Amiens.
Ein spezielles Highlight war eine Lichtshow an der Kathedrale von Amiens um 22 Uhr abends, bei der durch projiziertes Licht die Originalfarben der gotischen Figuren rekonstruiert wurden.
20. 8. 2002Am nächsten, eher verregneten Tag ging es auf der Dieselstrecke nach Boulogne-sur-Mer, in Amiens wurden die Corail-Züge aus Paris stets von BB 16000 auf 2x BB 67400 umgespannt.
Seltsame Sportarten am Ärmelkanal, dazu gab es noch "Baby-Foot Humaine" zu sehen, hierbei ketteten sich menschliche Spieler auf einem abgeschlossenen Feld an Querbalken, wie beim Tischfußball. Insgesamt kann man hier nicht auf den ersten Blick sagen, auf welcher Seite des Kanals man sich befindet, es gibt die selben Ziegel-Reihenhäuser, das gleiche Wetter, die gleiche Umgebung...
In der Krypta der Kathedrale fand sich ein Museum, damals von einem sehr greisen Kurator bewacht. Dieses Schaustück erinnert an die erste Pilgerfahrt nach Boulogne per Bahn, Votivgaben wurden hierher traditionell in Herzform gebracht.
Zurück in Amiens fotografierte ich noch ein bisschen am Bahnhof. "Caravelles" konnte man sowohl in Original-Farbgebung als auch in jener der Region Picardie sehen.
21. 8. 2002Wir unternahmen unter anderem eine Bootsfahrt durch die von Kanälen durchzogenen Gärten (Hortillonages von Amiens) und besuchten das Jules Verne-Museum, der hier seine zweite Lebenshälfte verbracht hatte.
22. 8. 2002Bei einem Morgenlauf entlang der Somme ergab sich dieser schöne Blick auf die zwei prägnantesten Bauwerke der Stadt. Links der 1952 fertiggestellte Tour Perret nahe des Bahnhofs mit seinen architektonisch interessant angelegten oberen Stockwerken.
Für uns ging es an dem Tag zunächst weiter über Arras nach Lille.
Wo man Anschluss zu unserem nächsten Ziel Gent hatte. Auf dem zentralen Korenmarkt trafen sich die Straßenbahnlinien, mit und ohne Werbung.
23. 8. 2002Am Vormittag fuhren wir vom Bahnhof Gent-Sint-Pieters, dessen Empfangsgebäude zur Weltausstellung 1913 errichtet worden war, auf Ausflug.
Die zügigen Verbindungen Nordbelgiens brachten uns über Brügge, welches meine Eltern bereits bei einer Reise kürzlich davor besichtigt hatten, schnell nach Oostende.
Dieses kannte ich schon von unserer Großbritannienreise 1994, als wir noch direkt per EuroNight hierher gelangt waren. Wir waren als letzte Fahrgäste von Brüssel bis zum Endbahnhof im Schlafwagen verblieben, welcher damals stets, wenn wir unterwegs waren, von einem recht beleibten Belgier betreut worden war. Anschließend hatte uns eine Fähre nach England gebracht, während der Überfahrt musste ausgerechnet eine Rettungsübung per Helikopter durchgeführt werden. Bei der nächsten UK-Reise 1995 ging es nur noch bis Brüssel, der Eurotunnel war schon eröffnet worden.
Nach einem kurzen Spaziergang an den Hafen fragten wir nach, was es denn Interessantes in der Umgebung gäbe - und nahmen die Kusttram Richtung De Panne, die längste Straßenbahnlinie der Welt.
Bald darauf stiegen wir aus, denn bei der Station Domein Raversijde befand sich ein interessantes Freiluftmuseum zum deutschen Atlantikwall aus dem 2. Weltkrieg. Normalerweise nicht unser Besichtigungsfokus, aber dennoch eine sehr interessante Abwechslung. Noch dazu ergaben sich recht skurrile Szenerien in der Dünenlandschaft.
Landeinwärts wurde es nicht weniger surreal, hier befindet sich der internationale Flughafen Oostende-Brügge - und genau, als wir dort waren, landete mit einer Volga-Dnepr Antonov An-124-100 eine der größten Maschinen weltweit.
Zurück an der Haltestelle mit Blick Richtung Oostende.
Am Hafen holten wir uns einen frischen Meeresfrüchte-Snack, danach ging es zum Bahnhof.
An den Kopfbahnsteigen fand sich eine Reihe SNCB 21er, hier doppelt gespiegelt.
Mein Geburtstag am nächsten Tag wurde in Gent vor dem Waterhuis aan de Bierkant gefeiert.
Kurz vor Betriebsschluss der Straßenbahn entstand auf einer Brücke dieses coole Bild, welches das Resultat aus Blitz + Langzeitbelichtung ist.
24. 8. 2002Am verregneten nächsten Morgen konnten impressionistische Bilder Gents angefertigt werden.
Straßenbahn vor der Sint-Baafskathedraal.
Am Abend fuhr ich alleine weiter nach Brüssel, um eine Freundin, welche den Sommer für die EU tätig war, zu besuchen. Am Abend ging es mit ein paar weiteren aus Wien angereisten oder in Brüssel arbeitenden Bekannten in die Stadt.
25. 8. 2002An diesem Tag lernte ich einige EU-Institutionen kennen, sowie ein paar der zahlreichen Bauruinen Brüssels, am Abend wieder die Altstadt.
26. 8. 2002Wir besuchten Antwerpen, die Station Brussel-Centraal lag am nächsten zu unserer Wohnung.
In Antwerpen war der Blick in der schönen Halle frei, am Eingangsbereich wurde jedoch gerade restauriert.
27. 8. 2002In der Früh hieß es Abschied nehmen, ab Brüssel Süd nahm ich einen Thalys nach Köln, dieser InterRegio brachte mich auf meiner ersten Fahrt entlang des Rheins bei Tag nach Mainz, wo ich eine weitere in Rüsselsheim tätige Freundin besuchte.
Ich blieb so lange es ging, durch kurz vor Mitternacht nahm ich eine S-Bahn Richtung Hanau bis zum Flughafenbahnhof Frankfurt. Dort hieß es bis ca. 2 Uhr warten, denn nun war der EuroNight aus Brüssel, mit dem meine Eltern unterwegs waren, aufgrund von Hochwasser in Belgien verspätet. Mir war es relativ egal, denn es erwartete mich ja nur ein gemütliches Bettchen im Schlafwagenabteil. Noch dazu sollte es mein Lieblings-Abteil mit Halbmond in einem ÖBB P-Wagen sein.
28. 8. 2002Angekommen mit dem EN 225 "Donauwalzer" aus Brüssel in Wien Hütteldorf.
3 1/2 Monate später wurde der Zug zur CNL und EN 325, ein Jahr darauf - zufällig vor ca. 10 Jahren - im Dezember 2003, wurde die Nachtverbindung der EU-Hauptstadt nach Wien endgültig gekappt.