Hallo!
Wie versprochen gibt es nun wieder etwas Abwechslung. Es ist eine nach dem Motto "vor 10 Jahren" historische Reise, allerdings hatte sich natürlich fotografisch auch einiges seit der zuletzt hier gezeigten Tour nach Kuba weiterentwickelt. Ab Jänner 2004 nutzte ich mit der Canon 300D meine erste DSLR, ein Teleobjektiv kam im März dazu. Nach wie vor ging ich meist auf Bahnhöfe um Züge zu fotografieren, aber ein paar Mal hatte ich mich schon in die Landschaft hinausgewagt. Für diese Reise konnte ich allerdings nur Bilder mittlerer Qualität aufnehmen, sonst wäre es sich nicht mit dem Notebook-Speicherplatz ausgegangen - ach, leben wir in luxuriösen Zeiten! Die Olympus Camedia C3000Z war noch nicht ganz in Rente, sie wurde meist für Bilder aus dem fahrenden Zug, sowie vom "dritten Händchen" vor Ort verwendet. Insgesamt hoffe ich doch hier ein etwas anderes Bild von Skandinavien präsentieren zu können als jene Leute, die lieber mit dem Auto durch die Gegend fahren und den ganzen Tag in der Landschaft herumstehen (was ich ja nun auch gelegentlich mache, ist nicht kritisch gemeint ;-)).
Ich fuhr zum ersten Mal seit Jahren wieder einmal mit meinen Eltern auf Reisen, in Skandinavien kommt man als Junger um die monetären Vorteile nicht umhin. So ein Hotel mit skandinavischem Buffet, das meist den ganzen Tag reichte - und manchmal musste - ist doch auch etwas Feines. Auf dem Plan stand eine Runde durch Schweden und Norwegen, aber vielleicht wird sie ja doch noch ein wenig erweitert werden...
Nur Finnland wollten wir definitiv auslassen, dort waren wir 1997 auf Durchfahrt von Moskau und St. Petersburg bis Helsinki gewesen, weiter war es mit dem "Finnjet" bis Travemünde, dann über Lübeck nach Hamburg und mit dem Nachtzug nach Wien gegangen - so kann man auch von Moskau nach Wien reisen, ohne Flug.
Hier die YouTube-Videos zu der Reise, 1997 in Hi8 aufgenommen - allerdings zu einer Zeit auf YouTube geladen, als es noch keine hohen Auflösungen bot:Moskau:
https://www.youtube.com/watch?v=pjVAdkF-60cSt. Petersburg - Helsinki:
https://www.youtube.com/watch?v=9hUXPF6cKGYFinnjet ab Helsinki:
https://www.youtube.com/watch?v=bHKOgHYaO_AFinnjet bis Travemünde:
https://www.youtube.com/watch?v=ryckbnbgsFMHamburg (inklusive Radrennen mit Jan Ulrich ;-)):
https://www.youtube.com/watch?v=ETPg4tVCJcUJeder von uns bekam einen guten alten ScanRail Pass - ein Angebot, das es leider nur bis 2007 gab - mit einer Gültigkeit von 10 Tagen innerhalb von 2 Monaten. Die nötigen Reservierungen wollten wir uns in Schweden vor Ort und für Norwegen telefonisch sichern.
Zum Überblick werde ich in jedem Bericht eine
ScanRail-Karte mit dem bisherigen und aktuellen Reiseverlauf einstellen:
http://raildata.info/sca04/sca0400k.jpg4. 7. 2004Ihr werdet euch fragen: wieso die Überschrift "über Wien"? Hat sich der Junge verschrieben, der kommt ja von dort? Das schon, in dem Fall ist der Titel jedoch wörtlich gemeint. Die langen Distanzen legten wir auf dieser Tour nämlich zunächst in der Luft zurück. An einem frühen Julimorgen trafen wir in Wien Schwechat ein, von wo uns eine AUA-Maschine nach Stockholm Arlanda bringen sollte. Ein Potpourri aus älteren Lackierungen zeigte sich in der Morgensonne.
Wir nahmen in einer für den doch rechten langen Flug etwas engen Fokker 100 Platz, gleich der Steigflug bescherte tolle Ausblicke: zunächst auf den Zentralverschiebebahnhof Kledering. Rechts oben befindet sich die Einfahrgruppe, darunter der Hauptabrollberg, dann die große Richtungsgleisgruppe und unten links die Ausfahrgruppe.
Ein näherer Blick auf die Richtungsgleisgruppe: ganz rechts unten im Eck mündet die Donauländebahn an, daneben lässt sich die sogar damals schon ochsenverseuchte Lokharfe erkennen. Links oben beginnt der Wiener Zentralfriedhof, darunter am Rand fuhr gerade ein 4020er auf der Flughafenschnellbahn S7.
Nun der Hauptblick auf Wien: rechts unten befindet sich das Arsenal, links oberhalb davon lässt sich der unscheinbare Süd-/Ostbahnhof entdecken, der nun auch schon seit Jahren Geschichte ist. Darüber das Schloss Belvedere und der 1. Bezirk Wiens. Am oberen Rand schließt das Bild mit Kahlenberg links und Bisamberg rechts von der Donau ab.
Wir fahren fort mit einem Blick auf den Frachtenbahnhof Matzleinsdorf vor seinem Umbau zum Stützpunkt Matzleinsdorf - auch "Supermatz" genannt. Der Gürtel zieht sich diagonal durch das Bild, in der linken oberen Ecke befindet sich die Wientalbrücke der ehemaligen Stadtbahn, nun U6, mit der auch die Linie U4 überquert wird. Diese folgt dem Wiental entlang des oberen Randes im Foto.
Bei Hetzendorf - die Haltestelle befindet sich links unten - wurde am Knoten von Süd- und Verbindungsbahn schon fleißig am Lainzer Tunnel gearbeitet.
Vom Schloss Schönbrunn mit Gloriette ganz unten glitt der Blick auf die Westbahn mit den Abstellanlagen des Westbahnhofes.
Anschließend überquerten wir den Lainzer Tiergarten mit Blick auf die Hermesvilla und drehten Richtung Nordnordosten. Im gleißenden Gegenlicht erblickte ich das Donaukraftwerk Greifenstein.
Nach einer Stunde Flugzeit hatten wir Tschechien und Polen überquert und ließen nun die polnische Ostseeküste hinter uns.
Nach einer weiteren Dreiviertelstunde ließen sich die ersten Schären erspähen.
Die Inseln wurden größer, ...
... bis sich plötzlich durch eine Wolkenlücke dieser geniale Blick genau auf unser heutiges Ziel eröffnete! Das nennt sich wohl Instant-Stadtplan.
Es handelt sich um Gamla stan, auf der Altstadtinsel Stadsholmen gelegen. Der Zug im Blick war eine U-Bahn (besser gesagt Tunnelbana, kurz T-Bana), die Hauptstrecke ist jene auf der darunter liegenden Södra Järnvägsbron ("Südliche Eisenbahnbrücke"). Hier führt die sogenannte Sammanbindningsbanan durch Stockholms centralstation und das Zentrum - wir sind also von einer Verbindungsbahn zur nächsten geflogen. Links oben im Eck befindet sich klar erkennbar der Königspalast, rechts davon der Innenstadtplatz Stortorget. Man merke sich das orange Haus am Platz mit Markisen davor...
Doch auch das schwedische Land kam nicht zu kurz, liegt der Flughafen Arlanda doch 35 km nördlich des Stadtzentrums.
10 Minuten nach dem Zentrumsüberflug standen wir am Gate.
Ein Blick zurück auf unsere Fokker, ich werde sie nicht vermissen. Die Jetways wurden übrigens eindeutig farblich an die Holzbauernhäuser der Umgebung angepasst - ob dadurch die Umweltverschandelung unbemerkt bleibt?
Wir stiegen hinab in die aus dem soliden Granit geschlagenen Eingeweide des Flughafens und trafen auf eine 200 km/h schnelle Bestie namens Arlanda Express.
Für das eine Mal auf der Reise verzichteten wir jedoch auf die Bahn und nahmen zu meiner Schande einen der Flygbussarna ins Zentrum.
Gegen elf waren wir beim Hauptbahnhof angelangt und gingen mit dem Gepäck zum etwas nördlich der Bahnhofseinfahrt nahe der T-Bana Station Odenplan gelegenen Hotel. Ein Arlanda Express war am anderen Ende der Strecke auch wieder unterwegs.
Nach einer Stunde hatten wir uns etwas erfrischt und starteten den ersten Stadtbummel Richtung Bahnhof. Es traf gerade der verspätete Connex-Nachtzug 93 aus Narvik und Lulea ein, dazwischen waren zwei ehemalige "Svenska Orientexpressen"-Wagen eingereiht - Moment, werdet ihr denken, was will uns der Junge da unterjubeln? Schon wieder eine Orient-Express Reihe? Nein, keine Angst, momentan nicht... aber wer weiß! :0)
Abgestellte Fahrzeuge an der Nordeinfahrt - die Struktur im Hintergrund ist nicht die Bahnhofshalle, sondern das World Trade Center.
Unsere Stammbaureihe für den ersten Teil der Serie - die Rc! :-)
Stockholm C selbst ist teilweise unter Beton gelegen, ein X2000 fuhr gerade ab.
Aber auch außerhalb sahen die Bahnsteige nicht viel einladender aus, trotz wartendem X2000.
Innen war jedoch die schöne, alte Halle renoviert worden, ein netter Platz zum Warten. Während andere die Reservierungen für Schweden besorgten, sah ich mich ein wenig um. Analog zum aktuellen Event fand damals gerade die Fußballeuropameisterschaft in Portugal statt, die Ergebnisse wurden schön am Bahnhof präsentiert...
Moderne, afrikanisch inspirierte Kunst.
Der Vororteverkehr wurde damals noch von der privaten Gesellschaft Citypendeln betrieben, 2005 übernahm Stockholmstag, die Garnituren werden von den Stadtbetrieben Storstockholms Lokaltrafik (SL) gestellt. Drei Linien führen durch das Zentrum von Stockholm, wie hier Linie J36 Märsta – Södertälje. Es waren noch zu einem guten Teil Züge der Type X1 im Betrieb, welche 2006 - 2011 abgestellt wurden.
Mehr Info:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pendelt%C3%A5g_(Stockholm)
Die alte Bahnhofshalle lässt sich nur getrennt von den Gleisen ablichten.
Die Reservierungen waren besorgt, wir starteten den Altstadtrundgang. Auf der Norra Järnvägsbron (you guessed it - "Nördliche Eisenbahnbrücke") begegnete uns SJ X52-3 3282.
Aus der anderen Richtung kam X1 3087 als J36 nach Västerhaninge.
Auf diesem Blick konnte man doch einen Zipfel der Bahnhofshalle mit ins Bild bekommen. Die 80er-Jahre-Generation der Triebwagen, X10, fuhr Richtung Süden durch.
Wir trennten uns nun von der Bahn und bogen nach Gamla stan ein. Mehr über die Altstadt Stockholms:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gamla_stanAnschließend besuchten wir zum ersten Mal den Königspalast und machten einen Boxenstopp, dann ging es weiter zum Stortorget.
Haben wir uns das orange Haus aus der Luft gemerkt? Voilà! ;-)
Gamla stan bietet einige nette, verwinkelte Gässlein.
Obwohl Stockholm hügeliger ist als man es vermutet, dies war der einzige Berg in der Umgebung.
Eines meiner Lieblingsfotos aus Stockholm.
Der Vorteil einer Altstadtinsel ist, dass man immer wieder auch hinaus frische Luft schnuppern kann. Wir nutzten eine Pause und riefen bei der NSB an - bald darauf waren sämtliche Reservierungen getätigt und konnten am ersten norwegischen Bahnhof abgeholt werden.
Der Skeppsbrokajen ("Schiffsbrückenkai") bildet das ostseitige Ufer mit Ausblicken auf andere Teile Stockholms, wie hier Södermalm mit dem Viking Line Terminal und weiteren Anlegestellen für größere Schiffe im Hintergrund.
Eine Fähre vor dem Danvikshem - einem Altersheim - in Nacka, einer Gemeinde südlich des Zentrums. Was man heutzutage so per Interweb herausfinden kann... ;-)
Vor der Insel Skeppsholmen liegt die Af Chapman als Jugendherberge vertäut, ein 1887-88 gebautes Vollschiff. Das heutige M/S Teaterskeppet wurde 1959 gebaut und diente einst in der Fischerei vor den Faröern.
Das Eingangstor zur Tyska Kyrkan, welche aus einem Gildehaus zur Hansezeit entstanden war. Deutsche Kaufleute besuchten sie bei ihrem Aufenthalt in Stockholm.
Dort?
Dort?? Ja, dort!!!
Eine bunte Kuh und ein Wikingerschiff... und nein, die letzten Fotos sind nicht Monty Python's Flying Circussss entnommen... ;-)
Ein Hoch auf die ScanRail-Tour!
Am Riksdag vorbei befinden wir uns nun in Norrmalm wieder auf Festland und blicken die geschäftige Fußgängerzone der Drottniggatan entlang.
Blick vom Riksdag, X2000 538 erreichte nach fünfstündiger Fahrt aus Kopenhagen um 17:40 Stockholm C über die Norra Järnvägsbron bei toller Wetterstimmung, auch ein SAS BAe 146 befand sich genauso wie wir am Vormittag auf Landeanflug nach Arlanda.
Eine Kombination aus X10 und X1 folgte, mit Blick auf das Norstedtshuset.
Wir beenden den Rundgang am Sergels Torg vor der U-Bahnstation T-Centralen, es war doch ein langer Tag gewesen.
Nächstes Mal geht es Richtung Djurgarden, inklusive historischer Straßenbahnen. :-)