Autor Thema: Sizilien 2016 - 6: Karfreitag in Cefalù (50 B.)  (Gelesen 6449 mal)

Roni

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Sizilien 2016 - 6: Karfreitag in Cefalù (50 B.)
« am: 12. April 2017, 12:34:35 »
Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Sizilien 2016 - 5: Rund um den Ätna II (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3778.0


Zum Video:
https://youtu.be/L8L4FAom1hI



Als zur Woche passendes Special tauschen wir kurz den Lone Ranger gegen den Paten...
Wir sind wieder zurück in Sizilien, zum zweiten Teil der letztjährigen Reise. Zur Halbzeit am Karfreitag wechselten wir von Giardini-Naxos an der Ostküste auf die Nordküste, mit Umstieg in Messina Centrale.

25. 3. 2016

Der Bahnhof ist einer der heruntergekommensten, den ich jemals in einem westeuropäischen Land betreten habe. Interessanten Betrieb mit Fährverladung werden wir dann später, am letzten Abend auf Sizilien, erleben.




"Na, dann nehm' ich halt die Tasche" - "Oida, da kommst aber früh drauf" *

* österreichische Simultanübersetzung




Die ersten 60 Kilometer der Strecke Richtung Palermo waren neu gebaut worden, im 12 km langen Tunnel Peloritana tauchte man durch zur Nordküste.




Vorbei an...




In Gioiosa Marea traf unser R 12785 Messina - Palermo nach einer Stunde Fahrt im nun eingleisigen Abschnitt um 13:28 auf R 12758 Palermo - Messina in Form eines Neulack-Minuetto.




Es hatte davor noch geregnet, doch heute würden wir belohnt für die bisherigen Wetterleiden auf Sizilien.




Beide Züge fuhren zeitgleich ab. Vor der Küste liegen die Äolischen Inseln, links zu sehen das vielsagende Eiland Vulcano.









In Santo Stefano Di Camastra passiert man diesen Fischer"hafen".




Toller Küstenabschnitt bei Tusa.




Wir sind pünktlich um drei Uhr an unserem Stützpunkt für die zweite Hälfte des Sizilienurlaubs angekommen: Cefalù.
RV 3840 Palermo - Messina traf kurz darauf aus der Gegenrichtung ein.




Ich wartete noch kurz am Bahnhof, denn...




... wenn man weit den Stiefel hinunter fährt, kommen manche Nachtzüge am Nachmittag an. Intercity Notte 1965 Milano - Palermo fuhr pünktlich um 15:27 unter der 270 m hohen Rocca von Cefalù durch ein, zum Ziel benötigte er nach fast 20 Stunden Fahrt noch eine weitere.




Als Zugloks dienten auf Sizilien immer noch die "Caimanos" der Baureihe E656 in ihrer letzten Personenverkehrsbastion.









Ich ging zu unserem in einem Palazzo gelegenen Quartier in der Altstadt - dieses ex-Albergo hier schien allerdings trotz boomenden Tourismus keine Gäste mehr aufzunehmen.




Karfreitagsnachmittagspläuschchen unter den wachsamen Augen eines sonnenbebrillten Herren...




Unsere Gasse - Balkonfotografie extrem!




Vom 19. Jhdt. zu den Normannen - Balkonfotografie advanced.









Es wird bewundert...




... die Kathedrale, deren Bau vom normannischen König Roger II 1131 in Auftrag gegeben worden war. Über die folgenden Jahrhunderte waren Teile hinzugekommen, heute ist sie Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.
Mehr darüber: https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Cefal%C3%B9




Mosaike in der Apsis von 1148.




Es herrschte tolle Fernsicht, die Insel Alcudi ist 60 km entfernt.




Balkonfotografie mit der Flagge Siziliens aus dem Mittelalter. Rot symbolisiert Palermo, Gelb das damals wichtigere Corleone. Das Dreibein oder Trinacria existiert als Symbol seit der Antike und weist auf die drei Ecken der Insel hin. In der Mitte die Göttin Ceres mit Getreideähren.









iPhone-Panorama von der Kaimauer aus, auf der über der Stadt thronenden Rocca finden sich Reste von antiken Tempeln und späteren Befestigungsanlagen.




Das Niveau der mittelalterlichen Straßen hinter der Häuserreihe ist etwas höher angelegt.









"Guiseppe, willst du ein Eis?" - "Mamma mia, ist doch viel zu kalt dafür!"
(packen wir alle Klischees aus ;-))




"Ich nehme den mittleren... Delfin?"







































Von unserer Vermieterin wurde schon angekündigt, dass es einen Karfreitags-Umzug durch den Ort geben sollte. Davor wollten wir noch etwas Essen gehen, doch das war gar nicht so einfach, da die meisten Lokale erst später am Abend nach dem Umzug aufsperren würden. Letztendlich bekamen wir doch in der Osteria am Dom als einzige Gäste ein gutes Mahl serviert.
Draußen machte sich schon eine gewisse Stimmung breit, tief eingepackt bei für Sizilianer arktischen Temperaturen wurde der Beginn erwartet.




Ein Priester checkte noch einmal den Domplatz, dann konnte es losgehen. Unter Live-Trauermusik wurden zwei riesige, von mehreren Männern getragene Gestelle durch die Straßen der Altstadt geschleppt - eines symbolisierte das Grab Jesu, das andere die trauernde Maria. Natürlich mussten die Träger ob des Gewichts in regelmäßigen Abständen pausieren. Heutzutage ist so ein Umzug eher ein Event, vor einigen Jahrzehnten wurde dieser traurigste Tag der Christenheit in Italien noch wesentlich ernster genommen, es herrschte absolute Trauer.




Für mich war es auf jeden Fall Gelegenheit, einige Charaktere einzufangen.














Der Kleine war klarerweise der Star der Parade. Das Symbol am Stab des Kapuzenträgers rechts kennen wir schon.




Manche schwindelten ein bisschen bei ihren Kerzen.




Vor der normannischen Fassade mit beleuchtetem Kreuz auf der Rocca und Stern am Firmament.




Maria stellte eindeutig die gewichtigere Aufgabe dar.









Die politische Riege des Ortes könnte direkt einem Film entsprungen sein.




Anschließend gingen wir ins Quartier, doch man hörte den Umzug noch stundenlang - bis in den späten Abend - durch die Gassen ziehen.



Wir benötigten allerdings etwas Schlaf, denn am nächsten Tag sollte es auf Ausflug in die Antike - nach Agrigento - gehen.