Autor Thema: Urlaub in Bulgarien 2015 - 21: Wundersame Felsen (50 B.)  (Gelesen 6144 mal)

Roni

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Urlaub in Bulgarien 2015 - 21: Wundersame Felsen (50 B.)
« am: 15. November 2015, 13:08:53 »
Hallo!


Zum vorherigen Teil der Serie:
Urlaub in Bulgarien 2015 - 20: Vom Kutter zur Ludmilla (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3744.0


Zum Video:
https://youtu.be/4dl-qDnduFM



Der Fahrplan für diesen Teil:
Do, 6. 8. 2015

Warna ab 6:40  PV 30150 -> Burgas


Asparuchowo an 8:12 +5

Asparuchowo ab 15:09  PV 30154 -> Burgas



6. 8. 2015

Am Donnerstag waren große Tagesausflüge angesagt, auf dem Weg zum Bahnhof mussten wir den Innenstadthügel überqueren, hier ein paar frühmorgendliche Impressionen davon. Kurz vor dem Erreichen der Station passiert man das bulgarische Marinehauptquartier.




Am Kopfbahnhof wendet unter anderem die Trolleybuslinie 82 nach Wladislawowo. Trolleybusse wurden 1986 in Warna eingeführt, seitdem wuchs und schrumpfte das Netz wieder. Ich sichtete nur moderne Skoda 26 TR im Einsatz.




Bus vor dem Bahnhofsturm zur blauen Stunde mit Mond.




An diesem Tag trennten sich unsere Wege - warten in der Hitze ist Normalsterblichen ja nicht unbedingt zuzumuten, besonders wenn es nicht sonst etwas Interessantes zu tun gibt. Meine Begleitung nahm daher Regionalzug PV 20160 mit Abfahrt um 6:00 Richtung Schumen auf Hausbahnsteig 2 links, während ich mit meinem PV 30150 Richtung Burgas auf Gleis 1 rechts noch 40 Minuten bis zur Abfahrt Zeit hatte. Im Kursbuch ist zwar 6:25 als Abfahrtszeit vermerkt, doch das schien sich gelegentlich zu ändern, da auf der Strecke gebaut wird. Aktuell fährt der Zug um 6:55 und es herrscht teilweise Schienenersatzverkehr. Ursprünglich hatte ich angedacht eventuell auf dieser Route weiterzufahren, doch aufgrund der Baustelle gab ich den Plan auf.
Glücklicherweise ist Warna einer der wenigen BDZ-Bahnhöfe mit einer Online-Echtzeit-Anzeige (bei Stationsinformation / auf Englisch "en" stellen, wer nicht Kyrillisch lesen kann):
http://razpisanie.bdz.bg/site/search.jsp




Neben PV 20160 stand schon die Garnitur von BV 2602 nach Sofia - aus irgendeinem Grund hatte es eine Phase blauer Designs in den Plänen der BDZ gegeben...




23 Minuten verspätet um 5:55 trudelte Nachtzug BV 8637 aus Plovdiv ein, zwei weitere aus Sofia über unterschiedliche Strecken würden bald darauf folgen.




PV 20160 fuhr pünktlich um 6:00 aus - ich winkte der Begleitung zu, dann begab ich mich in ein Abteil, während die Mannschaft (Lokführer im rosa Polo ;-)) noch die Lampen der Lok überprüfte.




Auch wir setzten uns pünktlich in Bewegung, als gerade die ersten Sonnenstrahlen das Depot Warna küssten, wo unter anderem Ludmilla 07 073 abgestellt stand.




Man kann versuchen selbst den krummsten Betonbunker zu verschönern, wie hier in Eserowo.




Die Morgenluft erwies sich als kühl, nur gelegentlich ließ ich das Fenster im mit Pendlern gut gefüllten Abteil offen.




Die BZK (Balgarska Schelesnopatna Kompania - "Bulgarische Eisenbahngesellschaft") unterhält eine Flotte an Second-Hand Class 87 aus Großbritannien, neben einer rumänischen Verschublok des gleichen Unternehmens im Güterbahnhof von Rasdelna.




Eine zweite 87er und eine DDR-V60 vervollständigten das ost-westeuropäische Potpourri.




Vorbereitet für den Hitzetag an der kleinen Station Trastikowo.




Danach erreichten wir den Bahnknotenpunkt Sindel, von wo meine Strecke nach Süden Richtung Karnobat abzweigte, während meine Begleitung westwärts Richtung Schumen weitergefahren war. In Madara, wo eine neue Haltestelle errichtet worden war, stieg sie aus. Hier ist ein großes Felsplateau zu bezwingen, von wo sich ein Blick in die Ebene Richtung Schumen eröffnet. Man sieht die Bahnstrecke den Ort durchqueren und danach eine große Kurve vollführen. Die Fotos wurden alle mit einer Olympus-Kompaktkamera angefertigt.




Der "Reiter von Madara" ist die Hauptsehenswürdigkeit des Ortes, der viele Touristen anzieht. Das frühmittelalterliche monumentale Relief aus dem 8. Jhdt. zählt zum Weltkulturerbe und ist ein unter anderem auf der Währung abgebildetes bulgarisches Symbol.
Auf Englisch sind die Artikel reichhaltiger:
https://en.wikipedia.org/wiki/Madara_Rider
https://en.wikipedia.org/wiki/Madara_(village)




Auch die Landschaft erwies sich als spektakulär.




Um den Ort finden sich archäologische Reste unterschiedlicher Zeitperioden, hier eine römische Villa und Therme.









Nach dem kurzen Abstecher, zurück zu meiner Zugfahrt.
Am anderen Ende des Gleisdreiecks von Sindel liegt Junak, ab hier steigt die Bahn in einem großen Bogen an, um vom Tal des Prowadijska-Flusses zum Tal der Kamtschia zu wechseln. Auf der Strecke begegneten wir zwar keinem ausgewachsenen Zug, aber ein gelbes Bauvehikel ist auf dem Bild zumindest zu entdecken, gesehen vom Bahnhof Junak.




Wir passierten Komunari, wo eine Strecke von Schumen einmündet, in der nächsten Station - Asparuchowo - stieg ich dann aus. Trotz fünf Minuten Verspätung stand mein Regionalzug noch kurz, dann setzte er die Fahrt nach Burgas fort. Am Bahnhof begrüßten mich gleich nette Straßenvehikel.




Kaum hatte ich mich entlang der kleinen Dorfstraße vom Bahnhof auf den Weg gemacht, kam auf dem zweigleisigen Abschnitt ein nordfahrender BDZ Cargo-Güterzug gezogen von einer 43er entgegen.




Eine Schaf- und Ziegenherde weidete zwischen Ruinen.




Ich erreichte langsam die bewohnten Häuser des Ortes, vor einem stand dieses Wrack.




Die Hauptstraße durch den Ort war gut ausgebaut und eröffnete schon ein paar Blicke auf die Strecke. Tourismus ist hier ebenfalls vorhanden, im Dorf fand sich sogar ein "Zimmer"-Pfeil auf Deutsch. Die Insassen des vorbeifahrenden UAS wollten unbedingt fotografiert werden.




Nordöstlich von Asparuchowo teilt sich die Kamtschia, an der Luda ("Wilde" oder "Verrückte") Kamtschia wurde der Zonewo-Stausee aufgestaut, der drittgrößte Bulgariens.




Entlang der Ufer sah man besonders viele Fischer, manche übernachteten sogar hier. Der Stausee wurde von der Strecke auf modernen Betonbrücken überquert.




Nach zwei Kilometern auf der "Republikanischen" Straße (wie Bundesstraßen hier heißen ;-)) dritter Klasse III-208 hatte ich um 9 Uhr mein Ziel erreicht, die Tschudnite Skali - oder Wundersamen/Wundervollen/Wunder- Felsen. Entdeckt hatte ich sie in einem Reisebericht aus dem Zug eines bekannten Eisenbahnfans, und mit etwas Kombinationsgabe und Google Maps die genaue Position kalkuliert. Noch herrschte etwas Morgenkühle, das Wasser spiegelte die Fischer auf der anderen Seite, die Felsen lagen komplett im Schatten - es war also angenehm zu warten.




Warten musste man, denn der erste Planzug war erst in einer Stunde angekündigt. Planmäßig wäre hier auch noch der "Nesebar" Budapest - Burgas 45 Minuten früher unterwegs - doch dieser war ja, wie im letzten Bericht gesehen, schon am Tag zuvor verkehrt - alles kann man auf so einer langen Rundreise eben nicht inkludieren. Zudem wäre bei diesem Zug Verspätung definitiv im Bereich des Möglichen gewesen, man hätte genauso den halben Tag dort stehen können ohne ihn zu sehen. Bei einer pünktlichen Vorbeifahrt wären andererseits die Felsen noch ganz im Schatten gewesen.
Es rauschte im Tal, durch die Ankündigung erwischte ich die Zuglok des BV 8602 Warna - Sofia genau zwischen der nun schon ins Licht getauchten Felsnadel.




In etwa so könnte es aussehen, wenn eine Eisenbahn mitten durch Kappadokien führen würde.




In der Ferne tönten immer wieder Glocken, Weidevieh ankündigend - bis einmal eine einsame Kuh meinen noch schattigen Warteplatz passierte.




Durch die Felsen war eine Reihe von Straßentunnels gedrillt worden.




Immer wieder blieben Touristen aus aller Welt stehen, um die Felsen zu bewundern.




Der Verkehr war nicht dicht, aber zumindest die Lücken genau angenehm, um die Position zu wechseln. Ich wanderte wieder etwas zurück Richtung Asparuchowo, die nächste Flussschlinge wurde von der größten Brücke überquert. Da kam der erste Nordfahrer, PV 30153 Burgas - Warna, genau recht. Dessen 44er war zumindest an den Enden in einen etwas dünkleren Farbtopf gefallen.




Nun ging es die Gerade zwischen den Flussschlingen zurück zu den Felsen, man musste sich auch stets bei von hinten kommenden Autos umdrehen, denn Fußgänger am Straßenrand schienen kein Grund zu sein nicht genau dort zu überholen... Ich wanderte weiter, um die Felsen aus der Ferne aufzunehmen. Hier überquert man die Bezirksgrenze zwischen Warna und Burgas.
BV 9631 Ruse - Burgas, der die Strecke Schumen - Komunari nimmt, rollte pünktlich vorbei.




Gesellschaft hatte ich von fischenden Touristen und klingelnden Kuhherden. Ich lege mein Mikrofon für die Videoaufnahmen ja meist irgendwo etwas entfernt auf den Boden und suchte ein vermeintlich sicheres Plätzchen. Als dann plötzlich eine Kuh mitten durch die Bäume brach, kamen doch Zweifel auf - aber es wurde zumindest nicht zertrampelt oder gefressen.




Eine Familie lagerte im Schatten, während Vater und Sohn unten am Ufer angelten, warteten die Damen oben beim Auto. Das ist auch ein Ferientag...




Man hätte noch auf den Hügeln herumklettern können, bei der Sommermittagshitze blieb ich jedoch an den Felsen sitzen, wo gerade noch Schatten herrschte.




Fischer in der prallen Sonne zogen vor meinen Augen einige Exemplare aus dem Wasser, so auch als der leicht verspätete PV 30152 Varna - Karnobat aufkreuzte. Auf der Straße waren unterdessen Vehikel aller Sorten von Sowjet-LKWs über Pferdewagen bis zu Touristenautos zu sehen. Drei Jungs aus der relativ nahen Türkei besichtigten die Felsen und waren danach wieder auf dem Weg zurück zu ihrem PKW.
Etwa zeitgleich mit dem Regionalzug hätte BV 8631 "Rodopi" Plovdiv - Varna passieren sollen, doch nach längerer Wartezeit entschloss ich mich zum Rückweg Richtung Bahnhof. Auf der großen Brücke kam er dann letztendlich ca. eine Stunde verspätet vorbei, optisch unterschied er sich aber nicht vom bisher Gesehenen.




An der Station Asparuchowo erwartete mich bald nach meiner Rückkehr als Überraschung die südwärts fahrende DB Schenker Rail Bulgaria 86 016, ex-DSB EA 3016 (ABB Scandia Nr. 30953 / Bj. 1992).




Kontrast mit GAS, dazu die natürliche Klimaanlage der Lokmannschaft - der Zug wurde hier länger aufgehalten, und man setzte sich zum Fahrdienstleiter auf einen Kaffee.




Wie schon andernorts bemerkt, in Bulgarien weiß man, wie man mit der Hitze umgeht: perfekte Beschattung durch wunderbare alte Bäume direkt am Stationsgebäude. Dazu noch Wasser gleich daneben, da kann man es sich auch bei hohen Temperaturen gemütlich machen. Wieder einmal habe ich ein iPhone-Panorama angefertigt.




Kreativ ging es im liebevoll gestalteten Stationsgarten zu - wenn man genau hinschaut, sieht man, dass fast alles aus Plastikabfällen recycelt wurde.




Mehr als eine Stunde stand der Güterzug schon da, an der BDZ-typischen P-Haltetafel.




Dann fuhr pünktlich mein Regionalzug PV 30154 Richtung Burgas ein. Da ich den ersten Tag mit Balkan Flexipass unterwegs war, wollte ich die Wartezeit für die Rückfahrt nach Warna flexibel verkürzen und dem Zug zurück etwas entgegenfahren.




Um ungewolltes Türöffnen zu verhindern, griff die BDZ zu dieser hochtechnologischen Lösung.




Bald danach rollten wir schon über die größere Brücke.




Blick zurück Richtung Asparuchowo.




Vorbei an den Wundersamen Felsen.




Bei der nächsten Station Struja boten sich auch nette Ausblicke auf den Stausee und den Ort Dobromir mit Moschee gegenüber, doch ich wollte noch den weiteren landschaftlich netten Teil der Strecke durch das Tal der Wilden Kamtschia erleben. Dropla erwies sich beispielsweise als Haltestelle im Nichts, wo einige Landarbeiter warteten. Ab Daskotna, wo wieder ein GAS geparkt stand, wurde die Landschaft sanfter.




An welcher Station ich letztendlich ausstieg, erfahrt ihr nächstes Mal! :-)
« Letzte Änderung: 15. November 2015, 15:22:25 von Roni »