Autor Thema: Sizilien 2016 - 3: Syrakus - Noto (50 B.)  (Gelesen 8851 mal)

Roni

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Sizilien 2016 - 3: Syrakus - Noto (50 B.)
« am: 20. April 2016, 16:47:36 »
Hallo!


Zum vorherigen Teil der Serie:
Sizilien 2016 - 2: Giardini-Naxos (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3774.0


Zum Video:
https://youtu.be/L8L4FAom1hI


Der Fahrplan zu diesem Teil:

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Mi, 23. 3. 2016

Taormina-Giardini ab 10:01 +5  RV 3851


Siracusa an 11:50 +7

Siracusa ab 13:56  R 12834 -> Gela


Noto an 14:29 +8

Noto ab 16:12 R 12847


Siracusa an 16:45

Siracusa ab 18:20  RV 3862 -> Messina Centrale


Taormina-Giardini an 20:00 +20



23. 3. 2016

Kurz nach 10 Uhr hatten wir in Taormina-Giardini RV 3851 bestiegen und fuhren Richtung Süden, zu Barock und Antike von Syrakus und Noto. In Alcantara kreuzten wir einen Güterzug, in Catania Güterbahnhof sah ich noch einen, zudem verschob eine D345 im Altlack. Nachdem man die Ebene von Catania durchquert hat, erreicht man erneut eine schöne Küstenlandschaft mit Villen und Stränden. Doch bald verändert sich diese zusehends, wir befinden uns nun im industriellen Südosten Siziliens. In Augusta überbrückt die Bahn die Lagunen auf Dämmen, man blickt unter anderem auf die Trockendocks einer Werft.




Danach durchfuhren wir kilometerlang die größte Raffinerie der Insel ehe wir am Kopfbahnhof Siracusa ankamen. Mit einigen Touristen machten wir uns gleich auf den Weg Richtung Ausgrabungsstätte des antiken Neapolis, welche nahe der Station landeinwärts liegt. Während wir riesigen industriellen Strukturen begegnet waren, sind Handel und Handwerk auf Sizilien für die heutige Zeit extrem klein strukturiert. Oft sieht man noch Handwerker, die im auf die Straße hinaus offenen Laden arbeiten.




Zum Eingang des archäologischen Parks marschierten wir ein Boulevard im hauptsächlich modernen Syrakus hinauf. Nachdem wir inmitten von Souvenirständen am Touristen-Busbahnhof die Eintrittskartenverkaufsstelle entdeckt hatten, konnten wir unsere Besichtigung zusammen mit "liebesbedürftigen Archäokatzen" und Österreichern an jeder Ecke starten. ;0)
Zum Nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Parco_Archeologico_della_Neapoli




Das große, flache griechische Theater war aus dem Fels herausgearbeitet worden.
iPhone-Panorama, wie einige weitere Bilder hier.









Der spektakuläre antike Steinbruch Latomia del Paradiso, auf dessen Grund sich heute ein paradiesischer Garten befindet.









Das "Ohr des Dionysios" ist eine 23 m hohe künstliche Grotte mit faszinierenden akustischen Eigenschaften. iPhone-Vertikal-Panorama.









Im Park befindet sich ebenfalls eines der größten römischen Amphitheater.




Danach startete ich mein eigenes Besichtigungsprogramm, während die anderen im Anschluss das ebenfalls sehr interessante archäologische Museum besuchten und die Altstadt genauer besichtigten.
ICN 1962 Siracusa ab 13:35 - Messina - Salerno - Livorno - La Spezia - Genova - Milano Centrale an 10:45 stand bereit.









Um die Zeit fuhren gleich zwei Regionalzüge kurz hintereinander auf der Nebenstrecke Richtung Noto, Modica, Ragusa, Gela und Caltanissetta. Leider herrscht sonst so wenig Verkehr, dass sich für mich nur ein kurzer Ausflug ins nahe Noto ausging, ansonsten kommt man einfach nicht mehr zurück. Für den Südosten Siziliens alleine bräuchte man wohl schon mindestens eine Urlaubswoche. Alle gesichteten Züge bestanden noch aus guten alten ALn668 Fiat-Triebwagen.




Der äußerliche Zustand von E656.074 vor dem Nachtzug war erbärmlich.




Besser durch die Blume gesehen...




An den unelektrifizierten Stumpfgleisen rechts stand auch schon mein Zug R 12834 nach Gela bereit. Nach der Nachtzugausfahrt bei ziemlich starkem und kühlem Wind (siehe Video bei Minute 11:35) bestieg ich ihn sogleich zusammen mit einigen Pendlern. Interessanterweise kontrollierte der Schaffner die Karten schon kurz vor der Abfahrt, obwohl noch Leute zustiegen.
iPhone-Panorama.




Südwestlich von Syrakus verändert sich Sizilien erneut komplett, Richtung Küste erstrecken sich Zitrusfrucht-Plantagen, im Hintergrund sieht man schon die karstige Hügellandschaft der Monti Iblei im Landesinneren.




Nach einem leicht verzögerten Kreuzungsaufenthalt in Avola - zusätzlich schien der 1. oder 2. Gang unseres Vehikels nicht so recht reinzuspringen - erreichten wir bald Noto in typischem Nebenbahnambiente.




In Italien wird zumindest nicht sofort die gesamte alte Infrastruktur abgerissen, auch wenn der ehemalige Lokschuppen schon einzustürzen drohte. Daneben eher zwielichtige Villen...




Ich hatte ein Motiv mit Blick auf das barocke Noto vom gegenüberliegenden Hügel entdeckt, doch dorthin musste ich mich beeilen. Der Weg wirkte schon auf der Karte etwas dubios, real noch dubioser: ich passierte ein Sackgassenschild, danach startete ein mit Sperrmüll - wie etwas alten Fernsehern - gespickter Feldweg wie ich seinesgleichen noch selten begegnet bin. Zudem stand überall das Wasser in Lacken, die ich noch irgendwie umgehen konnte. Doch dann kam das Hindernis, das mich endgültig zum Umkehren bewegte: es ging durch ein Flüsschen nicht über eine Brücke, sondern als Furt...
Letztendlich war ich froh, dass man mit Bahnhof doch noch ein sehr schönes Motiv fand. Und die Sonne blieb auch draußen, genau nach Plan wie der Zug, R 12832 ins nahe Pozzallo. Die Pendlergarnitur wurde als ALn668-Doppel geführt, die ins ferne Gela nur einfach.




Den Fluss überquert die Bahn natürlich auf einer wundervollen Brücke, den Blick auf die Stadt hätte man von der Strada Provinciale 35 im Hintergrund.




Dafür hatte ich als Alternativprogramm nun genügend Zeit das barocke Noto zu erkunden.
Der Hintergrund des besonderen sizilianischen Spätbarocks im Val di Noto ist folgender, dass 1693 ein schweres Erdbeben ganze Städte dieser Region zerstört hatte. Dadurch war es nötig geworden, alles einheitlich im damals aktuellen Baustil wieder aufzubauen. Noto und Syrakus, aber auch Catania, Modica, Ragusa und andere gehören zu den interessantesten Städten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sizilianischer_Barock
https://de.wikipedia.org/wiki/Sp%C3%A4tbarocke_St%C3%A4dte_des_Val_di_Noto

Auf dem Weg hinauf begegnete ich drei Jungs in einem Fiat Panda, die offensichtlich auf Touristen warteten und ihnen anboten sie hinauf in die Altstadt zu führen. Ich lehnte dankend ab, denn einerseits bin ich noch kein Greis und es waren nur ein paar Meter, andererseits klang das Angebot nicht sonderlich verlockend, wenn da noch drei Burschen mit im winzigen Auto sitzen. ;-)
Dafür bekam ich gleich darauf diesen Blick präsentiert, im Vordergrund ein rustikalerer Schrein für die lokale Gasse.




Im Anstieg begegnete man schon vielen herrlich verzierten Häusern.




Das komplette Ensemble von Noto mit der 1770 vollendeten Kathedrale San Nicolò links und dem heutigen Rathaus Palazzo Ducezio rechts, dessen oberes Stockwerk schon nicht mehr barock sondern neoklassizistisch ist. Ich bekam ein paar Regenspritzer ab, sonst verlief fast die gesamte Reise trocken.




Himmel- und talwärts in Noto. Die Vierungskuppel und die Seitenschiffe der Kathedrale waren 1996 aufgrund von Erosion eingestürzt und mussten im letzten Jahrzehnt komplett restauriert werden.









Chiesa di San Francesco neben der Chiesa del Santissimo Salvatore, beides ehemalige Klosterkirchen. Dort bat mich eine asiatische Touristin, sie zu fotografisch zu verewigen.




Typische Hausfassaden.




Es war Zeit zum Bahnhof zu gehen, um 16:12 kehrte das Doppel aus Pozzallo zurück.




Ein Blick in die faszinierende Landschaft. Nördlich von Avola überquert man auch das Naturschutzgebiet des Flusses Cassibile (siehe Video bei Minute 11:28).




Bei der Einfahrt passiert die Strecke die Abstellgruppe von Syrakus, eine Nachtzuggarnitur wurde gerade mit je einer E656 an jedem Ende für den abendlichen Einsatz hergerichtet.




Die abgestellten alten Triebwagen, die vor dem Eintreffen der Minuettos im Dienst gestanden hatten - glücklicherweise konnte ich sie früher schon anderswo im Plandienst fotografieren (z.B. Mittelmeerkreuzfahrt 2008, siehe meine Berichte). Im Hintergrund die monströse moderne Wallfahrtskirche Santuario Madonna delle Lacrime für 11000 Besucher, die größte Siziliens.




Nach der Ankunft versuchte ich schnell auf das WC zu gehen, was sich als nicht so einfach erwies. Wie auch in anderen mittelgroßen Stationen gesehen, musste man zunächst 50 Cent in einen Jeton umtauschen um überhaupt hineinzukommen. In den Kabinen stand man dann auf einem Gitter, unter dem direkt das Hafenwasser durchzufließen schien. ;-)




Ich traf mich mit den anderen, und wir nahmen schnell ein Taxi in die Altstadt, um Zeit zu sparen. Die Abendsonne schien gerade herrlich.




Die Innenstadt von Syrakus befindet sich auf der Halbinsel Ortygia, weswegen man hier Abendstimmungen über dem Wasser auch an der Ostküste einfangen kann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ortygia_(Syrakus)
https://de.wikipedia.org/wiki/Syrakus














Die Süßwasserquelle Fonte Aretusa soll der Ort sein, an dem zum ersten Mal in Europa Papyrus verarbeitet wurde - in der einzigen Region Europas, wo dieser wächst. Auch heute noch ist er dort in einem monumentalen Brunnen mit Entenpopulation gepflanzt.




Ich ging durch die engen Gassen Richtung Domplatz.









Den Kern der Kathedrale bilden ein antiker Athene-Tempel, eine byzantinische Kirche, eine normannische Kirche - und darüber die barocke Fassade, die im Abendlicht richtig zu leuchten begann.









Dann war es wieder Zeit, zum Bahnhof zu gehen, wobei uns der kalte Wind auch in den Gassen direkt entgegen wehte.




Die Fontana di Diana aus dem 20. Jhdt. an der Piazza Archimede, benannt nach dem wohl berühmtesten Sohn der Stadt.




Ballett der Wäschekluppen.









Die Halbinsel wird durch einen Kanal vom "Festland" getrennt. Wie groß das Ding rechts war, sieht man im Vergleich zu den anderen auch nicht so kleinen Booten.




Passend nannte es sich "Illusion V". Eine junge Syrakusanerin blieb minutenlang mit aktivierten Warnblinkern in ihrem Fiat Panda sitzend mitten auf der Fahrbahn stehen, um es per Handy zu fotografieren.




Danach ging es weiter gegen den Wind durch die nun moderneren Straßen. In einem Feinkostladen deckten wir uns köstlich für das Abendessen während der Rückfahrt im Zug ein.
Bei schöner Abendstimmung erreichten wir das ebenso schöne Stationsgebäude.




Unser vierteiliger RV 3862 stand schon bereit, er war ziemlich leer und wir hatten gemütlich ein Abteil für uns, wo wir gleich anschließend gut speisten. Kurz vor Catania wurde der Zug ohne ersichtlichen Grund eine Zeit lang auf die Seite gestellt, wodurch wir letztendlich mit 20 Minuten Verspätung in Taormina ankamen.



Im nächsten Teil widmen wir uns endlich der Circumetnea, versprochen! :0)