Autor Thema: Eritrea 2018 - 9: Werkstatt in Asmara II (50 B.)  (Gelesen 7413 mal)

Roni

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Eritrea 2018 - 9: Werkstatt in Asmara II (50 B.)
« am: 08. Januar 2019, 11:48:25 »
Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Eritrea 2018 - 8: Morgen in Asmara I (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3935.0


Das Video zur Serie:
https://youtu.be/vBqI3qUHE2g




25. 10. 2018

Wir kehren in das Lokdepot zurück. 202.008 (ex 202.108, Breda/Milano Nr. 2454, Baujahr 1937) hatte inzwischen Wasser vom LKW genommen und führte ein paar Fotoanfahrten durch.














Zwei 202er mit Blick Richtung Bahnhof und orthodoxer Kathedrale.




Die gestellartigen Wagen wurden 1994-96 tatsächlich zusammen mit Drewry Dieselloks im Vorortverkehr von Massaua eingesetzt.




Ein von uns gewünschter Güterwagen musste erst freigeschaufelt werden - mit der unter ein paar verstopften Rohren leidenden Maschine klappte es zumindest per Verschub Waggon für Waggon.




Inzwischen wurde begonnen das Areal per Sichel zu mähen - gut, wir waren auch zwei Tage früher als angekündigt erschienen. Wie schon auf Kuba könnte ein Sensengeschäft hier erfolgreich sein...




Wir verließen das Bahnhofsgelände auf der Stichstrecke zu den Werkstätten und positionierten uns am Ufer eines Teichs nebenan. Bald schob 202.008 einen Kühlwagen die Steigung hinauf...




...rollte wieder vorwärts Richtung Bahnhof ...




... und dampfte noch einmal bergauf.




Auf der anderen Seite des Gleises lag dieser Fußballplatz, das hinter dem Tor in der Ferne zu sehende Stahlgerippe war ebenfalls einmal eine Tribüne. Das Stadtviertel um den Bahnhof nennt sich aus dem Italienischen entlehnt "Ferrobia", von hier stammt auch der Langzeitpräsident Eritreas.




Natürlich extrem süß.




Die Kinder versuchten uns zu warnen, da wir auf den Gleisen standen. Letztendlich musste ich sie ein wenig zur Seite schieben, denn sie hätten sich nur selbst gefährdet.




Um die Werkstätten hat sich ein beinahe undurchdringbarer Wall aus Kakteen und Stacheldraht gebildet.









Hinter der Halle befindet sich eine Schiebebühne - diese war aber so verwachsen, dass wir jegliche Hoffnung sie zu befahren gleich aufgeben mussten.




Strom kann per Dampf generiert werden.




In der ersten Werkstatthalle. Zu sehen waren unter anderem 202.002 (vorne rechts), 202.004 (hinten links) und 442.59 (hinten rechts).




Ich liebe die Strukturen in Werkstätten.














202.004 gegenüber 442.59.




Nebenan befindet sich die noch größere aufgeräumt wirkende Maschinenhalle, viele davon abgedeckt einen Dornröschenschlaf schlummernd. Durch die Tore geht es theoretisch hinaus auf die Schiebebühne.









Die Positionen der Maschinen konnten auf dieser designten Tafel notiert werden. Neben den bekannten Orten finden sich abgekürzt auch die Bahnhöfe des nun aufgelassenen Streckenteils, Keren (italienische Schreibweise "Cheren") und Agordat.









Es wurde sogar eine Maschine angeworfen...




Nach der Vormittagssession ging es kurz ins Hotel, gegen eins aßen wir in der Stadt zu Mittag - diesmal war jedoch kein Platz im Gartenrestaurant für uns. Doch das Ersatzrestaurant hatte positive Seiten: so befand es sich gleich gegenüber eines der Wahrzeichen der Stadt. Die ehemalige Fiat Tagliero-Tankstelle war 1938 im Stil des Futurismus fertiggestellt worden und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Gebäude mit seinen frei schwebenden Flügeln soll an ein startendes Flugzeug erinnern.









Zum Mittagessen erfuhren wir die Nachricht, dass heute nichts mehr an der Strecke gehen würde. Also wurden wir zu einem Kaffee ins Kino/Café Roma eingeladen. Eritreischer Kaffee findet sich hier jedoch vergeblich. Im Vordergrund ein alter Projektor.




Wir konnten auch einen Blick in den Vorführungssaal werfen. Unterdessen lief im Fernsehen CNN, es wurde gerade über die Briefbombenserie in den USA berichtet.




Blick auf die Fassade, schon im verbotenen Bereich rund um den Regierungspalast.




Da wir genügend Zeit zur Verfügung hatten, fuhren wir zu einer Markthalle am Stadtrand nahe des Flughafens. Eier gibt es hier offensichtlich frisch von der Quelle...




Sehenswürdigkeit ist hier eine weitere Designer-Tankstelle. Daneben stand zufällig ein Fiat 418 Macchi Gelenkbus geparkt, früher in Mailand unterwegs.




Die inoffizielle Tankstelle, mit Bananenschalen und Zigaretten wohl noch ohne "Health & Safety"-Beauftragten.














Hier hört die Stadt ziemlich abrupt auf, die Straße führt südwärts zur äthiopischen Grenze.




Auch einer der alten DAF-Busse war noch im Einsatz zu erleben - den Hof der städtischen Busbetriebe passierte man auf der Straße Richtung Bergstrecke, dort sah man noch einige der Type stehen.




Tatsächlich tragen nun jedoch moderne chinesische King Long-Busse die Hauptlast im Stadtverkehr.














Wir fuhren zurück Richtung Stadtzentrum.




Ein Stadtesel beim Gehsteig-Abgrasen.




Wir stoppten nahe unseres Hotels am Alfa Romeo-Gebäude.




Das ganze Villenviertel nennt sich "Alfa Romeo Bezirk". Aus einer Villa kam ein Brite, der von sich erzählte einer von lediglich einer Handvoll seiner noch hier ansässigen Landsleute zu sein.




Deutsche Autoschmankerln auf dem Weg zum Bahnhof.




An der "Straße" - oder was sich dafür schimpft - Richtung Bahnhof. Dessen Gelände und Gebäude waren von den 1980ern bis in die 2000er von LKW-Spediteuren genutzt worden. Die Eisenbahn musste sich den Platz erst wieder zurückerobern.




Dennoch ist die Zufahrtstraße noch immer mit Lastwagen zugeparkt. Auch Mercedes L 1113 gibt es in Eritrea einige zu bewundern.




Der Bahnhof empfing uns zur Nachmittagssession - an der Wand ist noch ein Bild mit Marx, Engels und Lenin zu erkennen.



Nächstes Mal besichtigen wir Asmara genauer! :-)