Autor Thema: Indien 2012 - 18: Goa - Diesel im Paradies I: Anpfiff! (50 B.)  (Gelesen 9371 mal)

Roni

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Hallo!



Der vorherige Teil der Reportagen:
Indien 2012 - 17: Angry Birds Pune (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3248.0



Das Video zum Bericht:
http://www.youtube.com/watch?v=Ln9ntoVBVts&hd=1




17. 2. 2012

Wir befinden uns im 12780 Goa Express, auf dem Weg in den winzigen Bundesstaat Goa an der Westküste Indiens südlich von Maharashtra, bis 1961 portugiesische Kolonie (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Goa ). In der Früh wurde der Knotenpunkt Madgaon - mehr über die Verkehrsadern Goas gibt es im nächsten Reportageteil zu erfahren - nur leicht verspätet erreicht, ich fuhr aber weiter bis zur Endstation Vasco da Gama, da es sonst unnötig früh gewesen wäre. Einer der Polizeioffiziere im Abteil fragte mich, ob ich nicht hier aussteigen wollte, ich war jedoch noch zu müde.

28 MAO Madgaon 05:40 05:45 5 KRCL 2174 3
29 VSG Vasco Da Gama 06:30 Last Stn SWR 2202 3

Gooty WDG-3A 14580 hatte den Goa Express bis Vasco da Gama (kurz Vasco oder lokal: Vasku) gebracht. Palmensilhouetten kurz vor Sonnenaufgang begrüßten einen in der größten, eher industriellen Stadt Goas (siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Vasco_da_Gama,_Goa )




Menschentrauben verließen den Schnellzug am Kopfbahnhof auf allen möglichen Wegen, rechts, auf Gleis 1, stand der Express nach Kalkutta abfahrtsbereit. Dahinter wartete schon die Garnitur des Regionalzuges, den ich nehmen würde.




Aussteigende Passagiere am Bahnsteig und Übergang.




Ich ging bis zur Spitze des vier Mal wöchentlich verkehrenden 18048 Vasco - Howrah (Kalkutta) Express vor, welcher wie alle von mir gesichteten Personenzüge auf dieser Strecke mit Gooty WDG-3A bespannt war. Die führende ALCO 14571 besaß die elegantere "Baldie"-Haubenform.









Mir fielen sofort die ersten zwei Nicht-Inder, die ich seit einer Woche gesehen hatte, auf. Sie waren mit Kameras und Notizblock bewaffnet. Ich grüßte sie und fragte, woher sie denn kämen. Aus England, meinten sie und fragten mich das gleiche. Ob sie auch Eisenbahnfans seien? – Aber ja. Kennst du den *Eisenbahnfan aus Österreich*, ist ein guter Freund von uns? – Aber ja! Wir mussten lachen, es ist einfach eine kleine Welt… (mittlerweile kenne ich sie auch schon über das Internet) ;-)
Sie mussten gleich in den Express einsteigen, ich filmte die doppelbespannte Ausfahrt.




Ausfahrt Richtung Palmen, die zweite-Klasse-Wagen wurden auch gut von Pendlern nach Madgaon frequentiert.
Im Bild sieht man gut die nummerierten "S"tarter = Ausfahrtssignale und darunter "Sh"unting = Verschubsignale.









Blick auf die lange Wagenschlange.









Sonnenaufgang hinter Palmen.




Nun rückte mein 56962 Vasco - Kulem Passenger nach.

56962 VSG KULEM PASS

1 VSG Vasco Da Gama 07:35 SWR 0 1
2 DBM Dabolim H 07:39 07:40 1 SWR 5 1
3 SKVL Sankaval 07:44 07:45 1 SWR 8 1
4 CSM Cansaulim 07:49 07:50 1 SWR 13 1
5 MJO Majorda 07:59 08:00 1 KRCL 17 1
6 SRVX Suravali H 08:05 08:06 1 KRCL 21 1
7 MAO Madgaon 08:09 08:11 2 KRCL 28 1
8 CNR Chandar Goa 08:19 08:20 1 SWR 37 1
9 SVM Sanvordem Chuch 08:28 08:30 2 SWR 44 1
10 KM Kalem 08:44 08:45 1 SWR 54 1
11 QLM Kulem 09:10 Last Stn SWR 62 1

Auf den Anzeigen wurden noch immer die Wagen des Expresszuges angezeigt, "SLR" ist zum Beispiel ein Schlusswagen mit Abteil für den Guard.




Die letzte Fracht des Goa Express wurde abtransportiert - natürlich immer auf geradestem Weg!



Ich setzte mich nun gleich hinter die Lok in den Personenzug. Der Zug blieb relativ leer, hier war eben auch nicht typisches Indien, nur ein paar Pendler stiegen ein. Ebenso ein paar Indian Railways Arbeiter mit einigen schweren Ersatzteilen, von denen ich einmal kurz fast erschlagen wurde, woraufhin der zuständige Arbeiter etwas vom Chef zurechtgestutzt wurde.

Sleeper S6 des Goa Express.




Die Ausfahrt gestaltete sich spektakulär, WDG-3A 14580 hatte sich an das andere Zugende des Goa Express gesetzt und rangierte parallel zur Regionalzugausfahrt, was doppelten ALCO-Sound brachte. Gleichzeitig wartete ein Gooty WDG-4 Doppel geführt von 12493 mit Güterzug auf den Rangiergleisen des Bahnhofs, und Schulkinder gingen auf den Gleisen. Die Ausfahrt aus Vasco war wunderschön, durch Palmenhaine, an einem Heiligtum vorbei und immer leicht bergauf mit ALCO-Knattern der Morgensonne entgegen (siehe Video ab 1h 31:45).




Müder Morgenpendler.




Ausfahrt aus Sank(a)val, diesen Ort werden wir in späteren Berichten noch näher kennenlernen. Man sieht aber schon leicht den Indischen Ozean durchglitzern... ;-)




Die nächste Station, Cansaulim, erwies sich als ultimativer tropischer Dschungelbahnhof (natürlich nur scheinbar, hier in Strandnähe gab es keinen Dschungel) in fantastischer leichter Morgennebelstimmung!














Hier wurde der Gegenzug, 56961 Kulem - Vasco Passenger mit Gooty WDG-3A 14625, gekreuzt.




Wie schon erwähnt, dies hier war kein typisches Indien, die Villen reflektierten den portugiesisch-kolonialen Stil.




Kameradschaft am Schulweg.




Meine Station, Majorda Junction war erreicht. Hier mündete die Stichstrecke nach Vasco in die Nord-Süd Konkan Hauptstrecke ein, mehr darüber nächstes Mal.




Morgendliche Stimmung.




Weiterfahrt meines Regionalzuges von Majorda nach Madgaon und Kulem.




Nun rief ich mein nahes "Kokosnuss-Hain" Strandresort in Betalbatim an, das ich in weiser Voraussicht nach zwei Wochen ununterbrochener Etappenreise gebucht hatte, um mich Abholen zu lassen.
Anfangs war mir nicht ganz klar, auf welcher Seite des Bahnhofs ich warten sollte, dabei konnte ich noch kurz einen Blick auf den Konkan-Verkehr erhaschen. Soeben fuhr eine WDG-4 mit RoLa - ja, das gibt's hier! - nach Norden aus, Richtung Süden war ebenfalls eine RoLa eingefahren, am mittleren Gleis stand ein Güterzug ohne Lok. Jedoch wollte ich das Taxi nicht verpassen, daher konnte ich nicht am Bahnsteig warten.




"No experience needed" - am Eingang zur Station Majorda.




Das Taxi brauchte etwas länger als erwartet, doch bald saß ich unter einem Vordach am Sofa inmitten herrlicher tropischer Vegetation. Gegen Mittag bekam ich mein Bungalow-Zimmer und legte mich ein bisschen hin. Am Nachmittag ging ich hinüber auf den Strand, der noch durch eine Düne vom Hotel getrennt war.
Karte: http://goo.gl/maps/BBbK

Hier koexistieren Fischer aus Goa mit westlichen Touristen, oder auch besser gesagt östlichen. Mein Resort war offensichtlich auf russische Gäste spezialisiert, die Cafés am Strand hatten viel auf Kyrillisch angeschrieben.




Der Strand war hier enorm weitläufig, mehr als zwanzig Kilometer lang. Dennoch hatte ich noch selten einen besser überwachten Strand gesehen, alle paar Meter hatte ein Rettungsschwimmer seinen Posten.




Natürlich war hier ebenfalls der indische Nationalsport beliebt, doch in Goa gab es noch anderes...




Am Strand fanden sich urtümliche Ausleger-Fischerboote mit Besatzung, die gerade die Netze nach dem Trocknen einholte.




Hier schlug die indische Kontrastkeule wieder zu, irrer ging es ja fast nicht mehr!




Manche TouristInnen hatten sich an die Gepflogenheiten der lokalen Vogelpopulation angepasst.









Doch, ich hatte mich geirrt, es ging noch kontrastmäßig härter! ;-)




Natürlich gab es auch in Goa ärmliche Behausungen, allerdings meist mit Satellitenanschluss.




Die roten "Mahindra" Jeeps gehörten zur Strandpatrouille, im Hintergrund, etwa zehn Kilometer entfernt am Ende des Strandes, ließ sich eine Fabrik in Sankval (siehe Morgenbild aus dem Regionalzug) erkennen. Diese sollte mir später noch unerwartet viel Freude bereiten...




Zurück bei den Kricketern, an den Sandsäcken im Lokal kann man erkennen, dass das Meer außerhalb der Trockenzeit hier wohl nicht ganz so friedlich ist.














Fischerboote zur See.









Und das waren die Fortbewegungsinstrumente der Ur-Fischerboote am Strand.




Ich legte mich in den Sand, setzte mich später ins "Fishermens" "Kafe" und wartete auf den Sonnenuntergang.




Passend zum EM-Start: Goa ist wohl die einzige fußballverrückte Region Indiens! :-)




Auch die Rettungsschwimmer packten zusammen und nahmen am Kick rund um das Auslegerboot teil.









Etwas größere Fischerboote unterwegs bei Sonnenuntergang...




Und ein letzter Kick für den herrlich entspannenden ersten Goa-Tag. Die Sonne ging durch den überall vorherrschenden Dunst leider nicht ganz im Meer unter.


Anschließend ging ich zurück und orderte im Hotelrestaurant eine goanische Speise, was dem Personal wohl nicht so oft passieren dürfte, jedenfalls war man erfreut. Die Würze war eindeutig anders als die bisherige Küche, erinnerte mich etwas an südostasiatische Gerichte.

Am folgenden Tag und in den nächsten Teilen werden wir auf Goa-Erkundungstour gehen und die lokalen Eisenbahn- und Natursehenswürdigkeiten goutieren! :-)

Viper

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Re: Indien 2012 - 18: Goa - Diesel im Paradies I: Anpfiff! (50 B.)
« Antwort #1 am: 08. Juni 2012, 23:02:29 »
Was soll ich sagen?
Schön!! Wie immer  :D

 
lg.
Viper

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Re: Indien 2012 - 18: Goa - Diesel im Paradies I: Anpfiff! (50 B.)
« Antwort #2 am: 09. Juni 2012, 05:06:46 »
Tolle Bilder

Danke.

AFreund aus Koeln hat a Tauchbasis in Goa. Warst tauchen auch?
Schoenen Gruss aus Bali
Peterle


Roni

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Re: Indien 2012 - 18: Goa - Diesel im Paradies I: Anpfiff! (50 B.)
« Antwort #3 am: 09. Juni 2012, 17:26:37 »
Hallo!

Danke!  :)

@Peter:
Nein, leider, so lange war ich doch nicht dort, und die Zeit brauchte ich zum Erkunden und Relaxen...