Autor Thema: Magyarischer Osten '03-'16 - 7: Durch die Puszta nach Tschop (50 B.)  (Gelesen 8502 mal)

Roni

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Hallo!



Zum vorherigen Teil der Serie:
Über Nacht in den Osten '03 - 6: Abfahrt Wien Ost (50 B.)
http://www.mstsforum.info/index.php?topic=3787.0



Die Videos zu dem Teil (bitte auf 1080p Qualität / Vollbild stellen):

Diesel bei Györ:
https://youtu.be/2kCZ7Mk0GlQ

Anfahrt nach Tschop:
https://youtu.be/WmYCDzD87uc



Die Serie beinhaltet auch aktuelle Bilder, nun wurde Wien Süd/Ostbahnhof ja durch den Hauptbahnhof ersetzt - hier nach einem Tagesausflug Richtung Ungarn am 22. 4. 2015.
Wann immer es geht nutze ich jedoch meine Heimatstation Meidling, wo jetzt alle Züge, die Richtung Westen und Süden durchgebunden werden, ebenfalls halten.




Am 29. 4. 2004 war dies noch anders - EuroCity 25 Dortmund - Budapest, rechts im Bild, - wendete mit Lokwechsel am Wiener Westbahnhof. Es war die Zeit, als man blutorange 1044er nicht nur als Nostalgievariante bewundern konnte.




Wir folgen der Ostbahn nach Sarasdorf. Die EURegios Wien - Györ wurden aus MÁV-Ochsen und ÖBB-Schlieren gebildet, hier ER 9431 mit 1047.008 (heutzutage Baureihe 470) am Abend des 5. 7. 2006.




EuroNight 466 "Wiener Walzer" Budapest - Zürich bog zur Sommersonnenwende am 20. 6. 2005 auf die Gerade Richtung Parndorf ein.




Auf der anderen Seite der von der vorherigen Reportage bekannten Sandgrube blickt man auf diesen Windpark bei Parndorf, hier mit ER 7517 (damals weiter als ER 9431 ab Hegyeshalom). Rechts im Hintergrund zweigt die Strecke Richtung Slowakei ab.




Wir verabschieden uns von Österreich, gegrüßt vom Fahrdienstleiter der Grenzstation Nickelsdorf am 22. 4. 2015. Bald darauf wurde dieser Ort ein sicherer Hafen für viele Menschen.




Personalwechsel in Hegyeshalom für ÖBB-EC 62 "Bartók Béla" Budapest - München am 18. 6. 2005. Ich ging zum Bahnübergang an der östlichen Ausfahrt des Grenzbahnhofs.




V63.039 wirbelte Staub auf, als sie Schnellzug 943 Bratislava hl. st. - Petrzalka - Rajka - Hegyeshalom - Budapest Keleti - Lökösháza beschleunigte. Dieser Zug führte an manchen Tagen einen CD-Liegewagen Prag - Thessaloniki und bei Bedarf tschechische und slowakische Liegewagen nach Bukarest mit. Nun wird seit einigen Jahren das ungarische Rajka im Dreiländereck von slowakischer Seite nur noch mit Bussen bedient, damals herrschte dort internationaler Schnellzugverkehr, auch mit EC 130/131 "Polonia" und Ex 336/337 "Báthory" nach Polen.




Zurück am Bahnsteig war der Gegenzug 944 (trotz gegenteiligen Schildes) eingefahren.




Klassische Maschinen am klassischen Lokwechselbahnhof, zumindest für Güterzüge.




Am 29. 4. 2004 unternahm ich vor EU-Beitritt Ausflüge in die Nachbarstaaten und war bis Györ gefahren.




Ikarus-Gelenksbusse konnte ich damals wie heute in Györ noch einige sichten, und auch M41.2108 wird uns noch einmal unterkommen. Die Nummer der nostalgisch lackierten M41.2143 am Lokschuppen Györ ist für Diesellokfreunde einfach zu merken.




Am 14. 7. 2016 dominieren Talente und FLIRTs das Bahngeschehen.




Doch auch die guten alten M41 (neu-MÁV: 418) haben noch nicht ausgedient.




Ich besorgte ein paar E-Fahrkarten am Automaten in Györ (die Dame hinter dem internationalen Schalter war leider eher unwillig) und nützte die Gelegenheit für einen Kurzausflug an die Dieselstrecke Richtung Pápa. In Gyömöre-Tét stieg ich aus und ging ein Sonnenblumenfeld neben der Bahn entlang.
MÁV 418.306 (alte Bezeichnung M41.2306, modernisierte Variante der M41) verließ mit dem aus Ex-ÖBB GySEV-Schlieren bestehenden 9203 Szombathely - Györ den etwas außerhalb der Ortschaft gelegenen Bahnhof Gyömöre an einem schönen alten Schranken vorbei.




Den eher enttäuschend aus drei Halberstättern gebildeten Schnellzug Budapest - Szombathely fotografierte ich an den Sonnenblumen und ging dann Richtung Bahnhof - plötzlich schloss sich der Schranken... und die eben noch Richtung Györ gesichtete 628.308 (M62.308, ex-M62.262 mit Caterpillar-Motor remotorisiert / gebaut Luhansk 1974) rauschte ein paar Minuten später wieder südwärts durch.




Regionalzug 9223 Celldömölk - Györ passierte die Formsignalreihe von Gyömöre im Spotlight - mit der unmodernisierten 418.108 (M41.2108). Ein großer Teil des Regionalverkehrs wurde mit Schlieren abgewickelt.




Ein Schlierenzug mit weiterem Diesel aus ex-Sowjetproduktion war südlich bei Tapolca am Balaton zu finden... doch das ist eine andere Geschichte.




In Györ-Gyárváros wird die Hauptstrecke erreicht, Floyd 450.001 (ex-British Rail 86248 / Doncaster 1965) rauschte ostwärts durch die nüchterne Haltestelle.




Der Industriekomplex mit Audiwerk daneben ist dafür recht pittoresk. Die dort verwendeten ehemaligen DB Verschubloks zeigten sich mir an dem Tag nur aus der Ferne.




Fahren wir an der Strecke Richtung Osten nach Komárom am 22. 4. 2015. DB Schenker 0480.005 - etwas verwirrende Nummer für Ungarn - ist eine kräftige "Transmontana", frisch gebaut 2013 von Softronic in Craiova.




In Komárom erreicht die Strecke kurz die Donau - was jedoch auch schon zu Umleitungen wegen Hochwassers geführt hat (siehe Reportagen aus der Slowakei 2013). Kaum angekommen, überraschte mich eine NOHAB. M61.010 (0618.010) ist für die Raffinerie in Almásfüzitö unterwegs.




Auf EN 463 "Kálmán Imre" / EN 467 "Wiener Walzer" aus München / Zürich musste ich jedoch länger warten. Der Damm war zu dem Zeitpunkt eine Baustelle, es herrschte reger Bauverkehr auf der stark staubenden Straße. Einmal bewässerte ein alter Laster extra die Fahrbahn. Für die 1 1/2 Stunden Verspätung wurde man jedoch mit ungewöhnlicher Altbaubespannung belohnt: 630.028 (V63) kam zu internationalen Schnellzugehren.
Nach neueren Sichtungen ist die Baustelle nun wieder vorbei, auch die befürchtete Uferstraße wurde bis jetzt nicht gebaut.




ZSSK Cargo Laminátka 240.019 hatte die Eisenbahnbrücke aus der Slowakei - im Hintergrund - soeben überquert.




Als Schmankerl in die Gegenrichtung passierten zwei Floyd Class 86 den Bahnhof an der Donau.




Ich düste weiter zum nächsten Highlight: den paar hundert Metern "Bergstrecke" bei Szár.




Von der Haltestelle zum bekannten Einschnitt gelangt man durch eine blütenverzierte Heidelandschaft - so ähnlich sah wohl einst die Vegetation in der echten Puszta aus (wenn auch nicht so hügelig ;-) ).




Mittlerweile wurde man aus beiden Richtungen mit Variationen rumänischer Lokomotiven privater EVUs verwöhnt. Hier CER Cargo 610.100, eine weitere Softronic "Transmontana" - mit unterschiedlichem Front-Design, ähnlich dem aus einer früheren Rumänien-Reportage bekannten "Phoenix".




630.028 war im Fernverkehrsumlauf geblieben und kehrte mit IC 924 "Alpokalja" nach Szombathely / "Kékfrankos" nach Sopron zurück. Seit der Elektrifizierung Csorna - Porpác wurden diese gemeinsamen Zugläufe auf einen dichteren Stundentakt aufgeteilt, wo jede Destination mit kürzeren Garnituren abwechselnd zweistündlich angefahren wird.





Nun beginnt der Reisebericht zur aktuellen Tour.
Am 28. 7. 2016 kam ich zu Mittag von der Arbeit weg, und setzte mich alsbald ab Meidling um 13:26 in den Railjet 63, der mich fast pünktlich nach Kelenföld brachte. Nur auf der österreichischen Ostbahn kann es aufgrund einer Baustelle bei Bruck an der Leitha zu Verzögerungen kommen.
Am belebten Budapester Vorort-Knotenpunkt wird es weder im Personen- noch im Güterverkehr langweilig.




Ich erwischte um 16:21 den fünf Minuten verspäteten R 3523 nach Köbánya-Kispest. Der InterCity Richtung Záhony fuhr gerade davon, doch ich hatte ohnehin erst eine Reservierung für jenen in einer Stunde. Da kam der Eilzug 6296 des Weges, der fast eine Stunde länger als die ICs benötigte - den nahm ich gleich und sollte es nicht bereuen.




Zunächst einmal: der katastrophale Zustand des Bahnhofs Köbánya-Kispest. Die Sommerschauer hatten schon längst abgeklungen, dennoch tropfte es an allen Ecken und Enden durch das Dach der desolaten Anlage. Länger warten muss man hier wirklich nicht.
Zweitens: Der Eilzug bestand aus Wagen in 1+2 Bestuhlung mit Halbfenstern - was will man mehr? Rausschauen im erste Klasse Komfort - da kann kein IC mithalten. Hinter Budapest wurde es auch gleich einmal schön.




Nur noch wenige Flecken echte Puszta Heide- und Weidelandschaft sind erhalten, sonst wird die sich bis über den Horizont ausstreckende Ebene von riesigen Agrarflächen dominiert. Ich fotografierte aus dem Fenster, was ging, doch in Geraden bei der Geschwindigkeit konnte ich IC 33 "Latorca" Tschop - Budapest-Nyugati mit den zwei UZ-Schlafwagen aus Kiew (ein weiterer bei Bedarf) nur noch von hinten nachsehen. Pünktlich begegneten wir ihm nahe Abony.




Auch hier habe ich Historisches zu bieten: Am 22. 4. 2003 fuhren wir im damals mit wesentlich mehr Kurswagen bestückten Trägerzug "Tisza" von L'viv über Tschop und Budapest zurück nach Hause. Natürlich bewegten wir uns damals in die Gegenrichtung, aber ich zeige die Bilder in geografischer Reihenfolge der aktuellen Reise.
Erste große Stadt 100 km von Budapest ist Szolnok, mit ebenso großem Rangierbahnhof und mächtigem Stellwerksturm.




Ein Blick auf historische und moderne Lokschuppen entlang der Route.




Baudraisinen-Potpourri 2003.




Hinter Szajol zweigt die elektrifizierte Hauptstrecke über Békéscsaba nach Rumänien ab, hier begegnete ich 2016 Train Hungary Kutter 0609.012.




Nun fuhr mein Eilzug als Regionalzug und bediente jeden Bahnhof, die allerdings in der weiten Landschaft auch einmal 15 Kilometer auseinander liegen können. Pünktlich um 18:52 erreichten wir Püspökladány, erneut Knotenpunkt, unter anderem mit der Dieselstrecke über Biharkeresztes Richtung Rumänien. Eigentlich sollte IC 366 "Hargita" aus Brasov zu der Zeit dort stehen, es zeigte sich allerdings nichts.




Ebenfalls in der Gegend unterwegs sind die in Russland gebauten Triebwagen der Baureihe 416 (ehemals Bpmot). 416.026 ist 2005 von Metrowagonmasch geliefert worden.




2003 haben wir rechts die zweite große Stadt an der Strecke, Debrecen, erreicht.




2016 wurde es dort schon langsam finster, und bei Einbruch der Dunkelheit kam ich in Nyiregyhaza, meiner Station für die Nacht, an. Mit Gepäck in 15 Gehzeit gelangte ich zu meinem Hotel, Palermo Panzió. Der Mann an der Rezeption war freundlich, verstand aber keine Sprache westlich Ungarns. Zudem berechnete er einen äußerst vorteilhaften Forint-Kurs (300 für 1 Euro). Ein aus Deutschland kommender Reisebegleiter würde in das selbe Hotel am Abend vor Mitternacht eintreffen, ich versuchte noch seine Zimmernummer zu erkundschaften.
Das Zimmer war nett, nur die blaue Alternativbeleuchtung schon sehr heftig - nix gegen das Bloc Hotel Gatwick!
Wer sich ein (Handy-)Bild machen will (unterwegs zum Bahnhof traf man auf - keinen Aldi, keinen Billa, sondern einen Alfi! ;-) ):
http://raildata.info/ost16/palermo.jpg

Am frühen Morgen des 29. 7. 2016 klopfte ich an die Tür meines Reisebegleiters, und zusammen weckten wir unseren Rezeptionisten, der mit zwei Kumpels auf der Couch neben dem Eingang schlief. An Schmalspurgleisen vorbei begaben wir uns zum Bahnhof, wo es Baureihe 127 "InterPici" (eine Art Regionalexpress) Schienenbusse zu fotografieren gab - was uns eine Sekunde später stante pede von einem Security-Heini verboten wurde. Der Tag fing ja gut an...




Also setzten wir uns in den Regionalzug 6220 mit Abfahrt um 5:48 nach Záhony. Bei Sonnenaufgang passierten wir das Depot Nyiregyhaza, hier habe ich ein exaktes Vergleichsbild von 2003 links, mit M32.2027.




Nach einer Stunde Fahrt erreichten wir den modernen Grenzbahnhof Záhony (Bild von 2003 links).
Ab Fényeslitke führt eine Breitspurstrecke parallel, der Verschubbahnhof in Záhony liegt auf der rechten Seite des rechten Bildes. Hier im Bild neben Original-M62 628.272 sieht man umgespurte Waggons, die Flachwagen dienen als Adapter auf die Mittelkupplung.




IC 627 "Délibáb" nach Budapest stand bereit, der Schienenbus bediente die Nebenstrecke Richtung Mátészalka.




Was kam als Regionalzug aus Tschop? 478.032 (M47.2075) mit einem Wagen!
Gleich darauf rauschte ein Security-Heini an und verbot uns das Fotografieren - die Polizisten, die uns die ganze Zeit davor gesehen hatten, interessierte das natürlich überhaupt nicht.




Nach lokaler Grenzkontrolle starteten wir pünktlich um 8:35 zur kurzen Fahrt als Regionalzug 32512 über die Grenze.




Links im Depot die Breitspur-Trommeln der Baureihe M62.5, rechts die Normalspurvariante.
Ein verträumter Morgenblick auf den Grenzfluss Tisza (deutsch: Theiß) durch die Fenster des Schlafwagens 2003.




Angekommen am anderen Ufer, in der Ukraine. Wir winkten dem Grenzsoldaten auf der kleinen Brücke zu, er winkte zurück. Das Vierschienengleis über den Fluss wird auf zwei Normalspur- und ein Breitspurgleis aufgeteilt.




Hier standen wir kurz, bis wir die Fahrt durch ein Stück ukrainische Landschaft und Ortschaften fortsetzen konnten.




Vor Tschop trifft man auf die elektrifizierte Hauptstrecke aus Richtung Slowakei. TschME3-4177 war mit dem örtlichen Breitspurverschub beschäftigt.



Nächstes Mal geht es dann wirklich zum Umspuren! :0)
« Letzte Änderung: 12. August 2016, 14:08:17 von Roni »

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Re: Magyarischer Osten '03-'16 - 7: Durch die Puszta nach Tschop (50 B.)
« Antwort #1 am: 13. August 2016, 13:46:04 »

Vielen Dank für diese Reportage mit vielen, "kalenderfähigen" Bildern. Auch die Videos sind, wie immer, gelungen. Leider kommt dabei der Sound der Dieselmaschinen nur unzureichend zur Geltung.  :'(

Was aber auch auffällt, in Ungarn ist es überall ungepflegt und schmuddelig.  >:(

lG
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Roni

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Re: Magyarischer Osten '03-'16 - 7: Durch die Puszta nach Tschop (50 B.)
« Antwort #2 am: 21. August 2016, 21:26:29 »
Hallo!

Die Bedingungen zu manchen Video habe ich im anderen Post erwähnt.

Ungarische Stationen sind generell gut gepflegt, nur wenige sind eben noch renovierungsbedürftig.